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Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel - Tripp, D: Liebesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn C Tripp
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ablegt.

Kaventsmann
    JANE
    23 . Juli 2004
    L-E-T-Z-T-E-R-E
    Sie hat es an das Z in Z-E-H angelegt und einen Blankostein für das R benutzt. Waagerecht verläuft T-R-A-U-B-E .
    »Ist doch wirklich komisch, nicht, mit diesen Jokersteinen?«, bemerkt sie leichthin und zieht neue Buchstaben. »Weißt du noch, dass Vivi immer ganz hektisch wurde, wenn sie einen Joker zog, so als könnte sie mit der Freiheit einfach nicht umgehen?«
    Ich antworte nicht. Zähle die Punkte zusammen.
    »Zwanzig für die Wörter«, sagt sie. »Und vergiss nicht die fünfzig für meinen Kaventsmann.«
    Ich hätte es wissen müssen. Ada würde niemals ein kurzes Wort auslegen, wenn sie es nicht als Ausgangspunkt benutzen könnte, um das Brett zu öffnen. Sie hat keine Nachsicht mit meinem Hang, alles eng zu halten. Der Teil von mir, der vor Risiken zurückschreckt, wurmt sie. Das kommt einem Grundsatz so nahe wie nichts anderes, was ich an ihr kenne: Ada hat immer für ein weites Brett gespielt.
    »Von wegen ›Zeh‹», sage ich. »Das war alles Bluff.«
    Sie antwortet nicht, doch an ihrem selbstgefälligen Gesichtsausdruck kann ich sehen, dass ich recht habe.
    »Hast mich hinters Licht geführt.«
    »Ich bin nicht diejenige, die ihre Fitzelchen zwölf Züge im Voraus plant.«
    »Das hier hast du aber geplant.«
    Sie lacht. »Es kann niemals schaden, eine kleine Hasardeurin zu sein.«
    Das Wort hat sie ebenfalls einmal gelegt. Hasardeurin. Bekam auch den Bonus dafür. Legte es an U-R-I-N an.
    Sie trinkt noch einen Schluck Ingwerlimo, stellt die Flasche beiseite, wischt sich etwas von der Hand.
    Die Kaventsmänner vergisst man nicht. Sieben auf einen Streich, das komplette Auslegen aller Buchstaben auf einmal, das leere Bänkchen. Selbst wenn jedes andere Detail eines Spiels verblasst, erinnert man sich noch an jene großen Würfe. Nicht nur weil man dafür, unabhängig vom Wert des Wortes, den Bonus von fünfzig Punkten bekommt, sondern weil dieser Zug oft den Lauf des ganzen Spiels verändert.
    M-E-T-H-O-D-E
    Z-E-R-B-O-R-S-T-E-N
    B-E-T-Ä-U-B-T
    S-C-H-W-E-I-G
    S-P-A-N-N-U-N-G
    T-R-I-B-U-N-A-L
    G-E-R-Ü-H-M-T
    S-P-I-N-N-E-R-T . Das war von Vivienne. So wie A-L-T-R-U-I-S-T . Durchaus zutreffend.
    V-E-R-S-C-H-L-E-I-E-R-T . Das war von mir, angelegt an L-E-I-E-R .
    Einmal, und das übertraf alles andere, legte Ada N-I-C-H-T-W-I-S-S-E-N-D .
    W-I-S-S-E stand schon auf dem Brett. Sie schob N-I-C-H-T an das eine und N-D an das andere Ende.
    An das Spiel erinnere ich mich, als sei es gestern gewesen, Vivi schüttelte ungläubig den Kopf, blickte von dem Wort auf Adas leeres Bänkchen, dann zu mir. »Nur du, Ada«, sagte sie, als sie den Spielstand notierte, »nur du kannst so was. Jetzt, da ich das gesehen habe, kann ich beruhigt sterben.«
    Und das tat sie. Nur kurze Zeit später.
    Nichtwissend. Es war komisch, das Wort. Als Ada es auslegte, als ich es sah, auf den ersten Blick, hätte ich es fast angefochten. Ein kurzer Zweifel, ich schwankte. Es fühlte sich nicht wie ein echtes Wort an. Ich weiß noch, dass ich im Kopf eine Liste durchging, selbst als Ada ihr Bänkchen schon mit neuen Buchstaben füllte.
    wissen
    wissend
    Wissende
    gewusst
    wissentlich
    unwissend
    Ich dachte bei mir, dass es »unwissend« hätte heißen müssen.
    Einmal hatte mir mein Vater Luce eine Geschichte über die Stehenden Steine von S’cunnet Point erzählt. Sie ist Teil einer alten Indianerlegende über einen Riesen, der, der Welt überdrüssig, seine Kinder mitnahm, um auf einer Landzunge zu spielen. Mit dem Fuß zog er einen Strich in den Sand. Die Flut kam, das Wasser stieg. Er verwandelte seine Kinder in Fische und sie wurden von den Wellen fortgespült. Als die Frau des Riesen nach Hause kam und erfuhr, was er getan hatte, entfachte sie mit ihrem Weinen und ihrer Trauer so einen Sturm, regte sich derart auf, dass der Riese sie irgendwann hochhob, von sich wegschleuderte, und wo sie auf dem Boden auftraf, wurde sie zu den Stehenden Steinen.
    L-E-T-Z-T-E-R-E
    Als ich ein Kind war, ließ sie mich nicht los – die Geschichte von der steinernen Riesin.
    Ada beobachtet, wie ein Auto auf den Parkplatz fährt. »Da ist Louise«, sagt sie, macht aber keine Anstalten, die aussteigende Frau zu grüßen. »Du lieber Gott. Ist das Louise? Was hat sie denn mit ihrem Haar gemacht? Sie sieht aus wie eine Nelke.«
    Ada wendet das Gesicht leicht zur Seite, ich bemerke eine Narbe über ihrem Auge. Die kenne ich nicht. Ein schmaler dunklerer Strich, verwoben mit ihrer Braue, umgeben

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