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Das Liebesspiel

Das Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn C Tripp
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blickt sie auf und er sieht sie an, ihre Augen schauen von unten auf, dieses Licht in ihnen, seinen Augen, dieses pure, klare Licht, das alles verrät. Der Himmel ist klein geworden und die Straße still, jedes Geräusch verebbt, und er ist nah bei ihr, seine Hand auf ihrem Ärmel, nah, und sie spürt, wie etwas in ihr aufgescheucht wird, dann Angst, eine Welle, er muss sie in ihrem Gesicht sehen, diese Angst, denn seine Hand rutscht von ihrem Arm und sie gehen einfach so weiter, nun ohne sich anzusehen. Urlauberkinder fahren auf Rädern vorbei, rufen sich etwas zu, lachen, so frei – diese sie umgebende Sorglosigkeit –, und einen Augenblick lang beneidet Jane die Kinder, weil sie so sein können.
    Sie kommen am Point Market vorbei. Die Katze von Joan Slane huscht über die Straße, verharrt am Bordstein gegenüber, der getigerte Kopf folgt einem vorbeifahrenden Auto, dann schießt sie wieder zurück über die Straße.
    »Spätestens Ende nächster Woche ist die Katze tot«, sagt Carl.
    Jane schüttelt den Kopf. »Diese Katze entgeht schon seit zehn Jahren ihrem Schicksal.«
    »Wetten?«
    »Was?«
    »Ich wette«, sagt Carl, »dass diese Katze Ende nächster Woche tot ist.«
    Jane muss wieder lächeln, sie kann einfach nicht anders. »Na gut«, erwidert sie.
    Es ist ein ganz normaler Tag. Ein Hauch von Dunst hält sich noch. Die gemähten Rasen haben schon begonnen, ein wenig von ihrem Grün zu verlieren – es war so trocken –, Wolken versprechen Regen, halten ihr Versprechen nicht. Einfach ein normaler Tag, doch das Licht bricht sich Bahn, dort auf der Steinmauer und dem frisch gestrichenen Weiß des Tores.
    Sie erreichen das Haus der Witwe. Jane hält kurz inne, bevor sie den Weg zur Haustür einschlägt.
    »Bis dann also«, sagt er.
    »Ja, bis dann.«
    Das war alles. Nur das. Carl ging davon. Und Jane erledigte ihre Pflichten, dann ging sie zur Arbeit, und als sie am Ende des Tages heimkam, fand sie einen Zettel von ihrer Mutter, auf dem stand, sie sei nach New Bedford gefahren, einkaufen mit Mary Ellen Reeves, sie würde spät zurückkehren, man solle mit dem Abendessen nicht auf sie warten.
    Draußen ist die Wäsche noch auf der Leine, die Laken, ein Sommerkleid, Nachtwäsche, Kopfkissenbezüge; jenseits des Flusses versinkt die Sonne nun hinter dem Gedränge der Hügel am gegenüberliegenden Ufer, das Wasser hält jede verfehlte und gefallene Farbe des Himmels fest, und Jane kommt der Gedanke, dass der Fluss noch niemals so schön war, und sie ist allein mit ihrem Schatten, der auf dem Boden in der jetzt abkühlenden lauen Luft seinen eigenen wunderbaren Weg geht. Sie beginnt, die Laken abzunehmen. Als sie eine Wäscheklammer löst, entwischt ihr eine Ecke, das Laken weht gegen ihren Körper, und einen Moment lang fühlt sich alles ganz einfach an.
    Unglaublich klar und deutlich.

Erinnerung an Wasser
    JANE
    23 . Juli 2004
    Ein Schatten bewegt sich. Adas Hand. Sie wischt irgendein Krümelchen von ihrem Fingernagel, stellt dann einen Stein auf ihrem Bänkchen um. »Sieht aus, als hätte ich mein Glück verbraucht«, murmelt sie.
    Ich habe ausgelegt. Kurz sehe ich auf die Uhr. Nach zwei. Aus dem Sumpfwald hinter uns ruft ein Vogel. Weinerlicher Ruf. Ein Eichelhäher, oder? Moment. Nein. Wieder der Ruf, kürzer, krächzender. Spottdrossel.
    »Stecke bis zu den Ohren in Vokalen«, sagt Ada und betrachtet weiterhin die sieben auf ihrem Bänkchen.
    Ich hebe den Stift, ein Gekritzel am Rand des Blattes, schwungvoll von mir Dahingemaltes, wie Weinranken, diese gekritzelte Schrift, kein Wort oder Gedanke, der besonders klar wäre oder sich an seine eigene, begrenzte, in sich geschlossene Form halten würde.
    Ada beugt sich vor, ohne aufzusehen. Sie versetzt die Ellenbogen auf dem Tisch, stützt das Kinn in die Hand. Ich sehe zur Seite, warte immer noch auf sie. Jenseits der Friedhofsmauer: die zarte Leere hohen, schnell wachsenden Sommergrases, schneller wachsend, als man es schneiden kann, die Sonne steht immer noch hoch über unseren Köpfen, ihre Strahlen sickern durchs Sommergrün herab, als würde das Licht vom Boden aufsteigen.
    »Du bist dran, Ada«, sage ich.
    »Weiß ich«, murmelt sie. »Ich weiß.«
    Gestern: Als Ray ging, war Marne ruhelos. Eine Weile trieb sie sich im Haus herum, dann ging sie mit Carl in den Garten und ich machte mich an die Wäsche, schleppte sie aus dem Keller hoch und brachte sie nach draußen, um sie auf die Leine zu hängen.
    Es war früher Nachmittag, aber heiß, kein

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