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Das Liebesspiel

Das Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn C Tripp
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bisschen Wind gestern, die Luft so reglos, weiß und stickig, dass man sehen konnte, wie sich die Hitze über die Bäume legte, und als ich wieder ins Haus kam, war mein ganzes Hemd voller Schweiß, ich ging ins vordere Zimmer, wo es dunkel und kühl war, Marnes Pulli lag quer auf dem Sofa – der kleine rote Pulli, sommerleicht. Ich hob ihn auf, faltete ihn ordentlich zusammen und legte ihn wieder hin, hielt inne, als mir das Buch über das Licht ins Auge fiel. Sie hatte es dort liegen lassen, die glatt gestrichene Innenfolie eines Kaugummipapiers markierte die Seite, auf der sie gerade war. Es wartete einfach dort, unter dem Foto an der Wand.
    Die beiden zusammen zu sehen, brachte mich aus dem Konzept. Die räumliche Nähe von Buch und Bild. Als sei es so gewollt. Marne konnte es nicht wissen. Ich habe noch nie einen Ton über das Buch zu ihr gesagt, was es mir einst bedeutete, woher ich es hatte. Gab nie einen Grund dazu. Sie kannte meinen Vater nicht. Hat kaum eine Vorstellung von ihm. Was hätte es für einen Sinn, es ihr zu erklären? Dieses Buch war der Weg, auf dem ich zu ihm zurückfand – ein verachteter Mann, den ich verehrte –, Marne würde das nicht verstehen. Mir ist nie die richtige Kombination von Worten eingefallen, um es so zu formulieren, wie sie es könnte. Aber als ich das Buch dort auf dem Tisch unter dem Foto des Mädchens auf der alten Point Bridge liegen sah, dachte ich an den letzten Sommer, 1962 , an den Sommer, als ich mich in Carl verliebte. Den letzten Sommer, als ich etwas auf den Rand dieses Buches schrieb. Und da fiel mir die Zigarrenkiste wieder ein.
    Verwahrt auf dem Speicher, in einer Truhe mit anderen Dingen, die ich aus Gids Haus geholt hatte, als er gestorben war und meine Mutter das Haus zum Verkauf anbot. Damals war das gesamte Dorf von Point im Wandel begriffen. Die Alten waren fort, die meisten jedenfalls, heimgegangen oder fortgezogen, und im Haus meiner Großeltern waren noch all ihre Sachen, Kommodenschubladen voll zusammengelegter Kleidungsstücke, Fotos und Gemälde an den Wänden, Geschirr im Schrank, aber alles in Wirklichkeit so leer, das Haus so leer, abgesehen von diesem Etwas, mehr als Schweigen, das ich spüren konnte, das vor der ramponierten Fliegentür lauerte.
    Ich half meiner Mutter beim Ausräumen, half ihr, die Erinnerungsstücke und den Kitsch auszusortieren, den ganzen Kram, den Gid gesammelt hatte. Er hatte alles behalten – gebrauchte Alufolie, Mehlsiebe, Eispickel, Schlangenbohrer, in Sand gegossene Gewichte, Becher ohne Henkel, alte Butterfässer, Nadeln, mit denen mal jemand ein Segel geflickt hatte, einen Eimer voll Wäscheklammern. Flaggen. Tief im Flurschrank fand ich ein Sumpfschwalbennest, fast unversehrt, das gerundete Gehäuse mit Federn ausgelegt, zart und weich. Als ich einmal mit meiner Mutter in der Küche war, sah sie mich an, Tränen in den Augen, und schickte mich aus dem Zimmer. Ich ging runter zum alten Austernhaus. Dort fand ich die Zigarrenkiste in einem Regal und ich wusste sofort, wem sie gehört hatte.
    Als ich gestern die Kiste vom Speicher holte, nahm ich sie mit auf die Veranda und stöberte darin. Da kam mir der Gedanke, wie seltsam das war: Dies waren Dinge, die der Brückenbauingenieur zurückgelassen hatte, ausrangiert oder vergessen, seine Überbleibsel in der Kiste. Seine Spreu. Dieser kleine Haufen Krimskrams hatte ihm nichts bedeutet – diese abgelegten Teile, die so viel von dem offenbaren, was wir gewesen waren. Sie waren nichts für ihn und er war keiner für uns. Er war hereingeweht, fortgeweht, namenlos, gesichtslos, wie der Wind.
    Ada hat immer noch nicht ausgelegt.
    »Müssen wir bald mit einer Eieruhr spielen?«, sage ich.
    Sie antwortet nicht. Ich blicke hoch. Sie ist nicht da. Ich sehe mich um. Keine Spur von ihr. Sie muss ins Haus gegangen sein.
    An diesem Morgen. Früher am Tag. Als ich über die Brücke ging, sah ich auf dem Beton einen Fleck Fischblut. Getrocknet.
    Daran denke ich jetzt. Erinnere mich. Das Mädchen, das ich sah, das Mädchen, das ich war, ihr Bild wie ein Gewicht auf der Oberfläche des Flusses, die Ebbe zerrt an ihrem Haar.
    Ada schlüpft mir gegenüber wieder an ihren Platz auf der Bank. Ich sehe sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    »Wo bist du gewesen?«, frage ich.
    »Pipi machen. Dachtest du, du könntest mich so leicht loswerden?« Sie lächelt neckend.
    Ich suche in ihrem Gesicht nach einem Hinweis, doch ihre Augen liegen im Schatten. »Du hast immer noch nichts

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