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Das Liebesspiel

Das Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn C Tripp
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Daumen an ihren Finger. Sie bildete einen Rahmen um diese sieben Sterne und ich erzählte ihr, dass fünf von den sieben zusammen geboren worden waren. ›Sie waren einst ein Sternenhaufen, eine Familie, und trieben über Jahrmillionen langsam auseinander. Und das ist noch nicht alles‹, sagte ich, ›schau mal da drüben‹, und ich wies mit der anderen Hand auf die gegenüberliegende Seite des Firmaments, ›dieser ganz, ganz helle Stern, direkt über der Buscheiche, am Rand dieses dunklen Buckels, der Düne, der Stern da heißt Sirius‹, erzählte ich ihr, ›der Hundsstern, und er gehörte früher zur selben Familie wie die Sterne im Großen Wagen. Kann man gar nicht glauben, nicht, wo es doch aussieht, als wäre er viel weiter weg? Eigentlich ist er aber gar nicht so weit weg, es sieht für uns nur so aus, weil wir uns in der Mitte dazwischen befinden.‹
    Da wurde Augusta still, ganz still, und ich merkte, dass sie darüber nachdachte, dass sie versuchte, das alles in ihrem kleinen Köpfchen zu begreifen, und wir blieben an dem Abend draußen sitzen, sie und ich auf der Hollywoodschaukel, wir schwangen ein bisschen hin und her und sie war still. Ich richtete den Blick auf den Mond in jenen Bäumen, bis ich ihn so sah, wie er wirklich ist. Der Mond versinkt ja nicht in den Bäumen, sondern die Bäume steigen zum Mond auf. In unseren Breitengraden um die tausend Kilometer pro Stunde, so schnell drehen wir uns, die Bäume auf der Erde drehen sich schnell, der Mond geht nur scheinbar auf, zieht nur scheinbar seine Bahn über den Himmel. Wir sind diejenigen, die sich drehen. Und als ich wieder hinunterschaute, vielleicht eine halbe Stunde später, sah ich, dass Augusta eingeschlafen war, in meinen Armen. Sie schlief, ihr süßen kleines Gesicht, das Mündchen stand leicht offen, dazu dieser Schokoladenfleck am Kinn, ihr süßer warmer Atem, und ich dachte darüber nach, dass ich noch vor einer Woche in ihrem Alter gewesen war, höchstens fünf oder sechs Jahre. Ich ging immer in die Felder, nahm den Pfad zwischen den Heuhütten zum alten ummauerten Friedhof. Dort legte ich mich hin und machte ein Nickerchen, meine ganze Familie war dort begraben, und mein Vater, der hielt das Gras immer kurz, mähte es regelmäßig, sodass es weich an meiner Wange war. Am späten Nachmittag wachte ich auf und hörte sie oben am Haus nach mir rufen. Sie wussten nicht, wo ich war.« Ada wirft mir einen kurzen Blick zu. »War mir egal. Ich wusste ja, wo ich war.« Ihre Augen sind grün, sehr grün, daneben der blutunterlaufene Fleck. »Dreht sich alles so schnell, Janie. Merkt man aber nicht, oder? Man spürt nicht den Wind im Gesicht.«
    Das sagt sie und ich sehe es. Sehe es eher, als dass ich es denke oder mich daran erinnere. Ich sehe es. Damals. Da war er gerade aus mir heraus, der kleine Samuel, kaum geboren, und ich wachte eines Nachts in der jüngsten Stunde auf und merkte, dass seine Augen mein Gesicht fixierten, ungeschützt, diese Augen, ohne Hülle, sein tiefstes Inneres an der Oberfläche, und es war, als würde ich in einen Brunnen aus dunklem Nichts schauen, gefüllt mit etwas Unsagbarem, und das Bett, in dem wir lagen, war ein weißer Fleck, der fiel, sein zarter blasser Schädel, das Haar so weiß wie Knochen, dieser Babygeruch, und wenn er im Schlaf lachte (hast du das schon mal gehört?), klang es, als hätte man ein wenig Rinde von der Sonne geschabt.
    Die Feder des Stifts gräbt sich ein. Die Spitze drückt sich ins Papier, hier, an dieser Stelle, sie geht tief, schmerzt. Tinte breitet sich speichenförmig aus.
    Es war nicht so, wie alle dachten …
    Es war nicht so, dass die Welt danach aus den Fugen geriet.
    Einst stapfte auch er durch den Garten – achtzehn Monate alt muss er damals gewesen sein, höchstens –, das war, bevor ihm zum ersten Mal die Haare geschnitten wurden. Davor. Er stapfte herum, hierhin und dorthin, trug diese gelben Gummistiefel, obwohl die Sonne vom Himmel brannte, keine einzige Wolke zu sehen war, und seine kleine Faust umklammerte eine braune Papiertüte voller Erbsen, die er von den Sträuchern gepflückt hatte. Diese eine Locke. Hinten in seinem süßen Nacken. Diese sture Locke. So perfekt.
    Man sieht es – in dem flüchtigen Einst –, sieht es mehr, als man es denkt, fühlt oder erinnert. Den Abdruck, den die Toten hinterlassen. Den Abdruck eines Lebens, in diesem Leben. Die Krümmung der Luft um den Umriss, wo mal jemand war.
    »Schsch«, sagt Ada, als könnte sie meine

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