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Das Liebesspiel

Das Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn C Tripp
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Wettzettel in der Hand, dazu die Zigarette, daneben der gut gekleidete Fremde, der die ganze Zeit versuchte, sie anzugraben, sie ließ ihn immer wieder abblitzen, doch ihre Ausstrahlung – diese liebliche, desillusionierte Art, sogar eine gewisse Verächtlichkeit, wenn auch vertraulich −, wie entspannt sie in diesem heruntergekommenen Schuppen wirkte, entspannter als wir alle zusammen, selbst Ada, so als sei das von jeher die Art von Leben gewesen, für die sie bestimmt war.
    Als ich sie irgendwann an jenem Abend beobachtete und mir diese Gedanken durch den Kopf gingen, drehte sie sich um und ihr Blick traf den von Ada, verschworen sahen sie sich an, listig, dann richtete sie ihre Augen auf mich, und was mich verletzte, war die Beherrschung in ihrem Gesicht, sobald sie meines betrachtete, bevor sie ihre Aufmerksamkeit wieder den Spielern zuwandte. Es war ein Blick, der, wie ich später dachte, eine gewisse Klarheit des Geistes verriet, eine Luzidität und Intelligenz, mit der ich nicht gerechnet hatte, wie mir in dem Moment klar wurde, und die ich nicht verstehen konnte.
    Was, glaubst du, weiß sie?
    Ich werfe einen kurzen Blick auf das Buch über das Licht, zugeklappt. Darin jedoch, zwischen jenen Seiten, innerhalb der verstreuten Notizen: Bleistiftasche, schaler Rauch. Ein Unterton, der verborgen bleiben soll, so gut wie ungeschrieben, ungelesen, vielleicht nicht dazu bestimmt, überhaupt zu existieren. Aus der Küche der Geruch von Zwiebeln, von gebratenem, abkühlendem Hühnchen, scharfe Gerüche, der Geruch von Heimat, er kommt mit dem Luftzug durchs offene Fenster, ein Zug, der ihre Hände berührt hat und nun mich berührt.
    Mein Kopf tut weh, nicht wie sonst, sondern so, als könnte ich einen ganzen Himmel voller Sterne hören.
    Dann Schritte, die ihren, leise im Flur. Sie geht in das Zimmer hinter meinem.

Fenster
    JANE
    23 . Juli 2004
    Ada betrachtet etwas hinter meiner rechten Schulter. Ich brauche einen Augenblick, bis ich merke, was es ist.
    »Weißt du, was das Besondere an diesen Lilien ist?«, sagt sie. »Nicht dass es sie gibt, sondern vielmehr wie sie zu dieser Jahreszeit blühen – wenn die Welt nach Sommer riecht und jeder Geruch an einen Sommer von früher erinnert.«
    Ich weiß, welche Gerüche sie meint: Blaubeeren, reifender Mais, der Duft von frisch gemähtem Heu – feuchte und schwere Gerüche, diesem Ort eigen wie keinem anderen. Und wenn Wind aufkommt, wie er es zu dieser Jahreszeit am Nachmittag immer tut, wenn er aus Südwest weht, wenn dieses kühlere, schärfere Salzaroma des Meeres hereinweht – Algen, Fische, das Watt bei Niedrigwasser –, dann verraten einem diese Gerüche genau, wie es draußen aussieht: der breit daliegende Strom, schimmerndes geriffeltes Silber vor der festen schwarzen Masse der vorgelagerten Inseln − Little Ram, Lower Spectacle, Ship Rock.
    Auf diese Weise kennt man einen Ort, nicht wahr? Anhand seiner Gerüche. Jahrein, jahraus. So etwas kann man nicht lernen. Man weiß es einfach – beispielsweise den Unterschied zwischen dem Geruch eines trockenen und eines feuchten Sommers. Die Veränderungen an einem Ort kartografiert man anhand der veränderten Gerüche.
    Ada ist dran. Sie legt zwei Buchstaben an, E und L . Bildet S-E-I-L . Sieben Punkte. Sie muss richtigen Mist auf dem Bänkchen haben, um sich für so ein fitzeliges Fitzelchen zu entscheiden.
    »Ich habe es nie infrage gestellt«, sagt sie. »Wenn man am Ende ist, ist es vorbei. Da bleibt nichts von einem zurück. Früher war für mich immer alles so festgelegt. Schätze, das kommt mit dem Alter, Janie, dass die Zukunft ein bisschen dürftig erscheint.« Sie hält inne, ein weiches, zögerndes Lächeln. »Aber heute Morgen bin ich früh aufgewacht, ganz früh, so ein stiller, schöner Morgen, ein perfekter Tag. Ich habe den Kaffee mit rausgenommen auf die Veranda, und als ich da saß, an diesem wunderschönen, einsamen Morgen, dachte ich an ein Fenster in dem Haus, wo ich aufgewachsen bin, dieses Fenster mit der Schräge auf der Südseite. Jedes Mal, wenn mein Pa an diesem Fenster vorbeiging, schwor er, drinnen an einem Feuer eine Indianerin sitzen zu sehen, die eine Pfeife rauchte, obwohl er wusste, dass dort niemand war. ›Du bist verrückt geworden, Ernest Lyons‹, sagte meine Mutter dann, ›hast nicht mehr alle Tassen im Schrank.‹
    Doch als Kind hielt ich Ausschau. Nach der Indianerin. In kurzen Pausen, zwischen dem Melken und dem Holzholen etwa, dachte ich mir zehnmal am Tag eine

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