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Das Liebesspiel

Das Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn C Tripp
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herum, weil sie sauer ist, ihr rotes Haar hat sie streng zurückgebunden, sie ist schon was älter, Mitte dreißig vielleicht, immer noch eine gute Figur, aber tiefe Falten im Gesicht, als hätte sie schon so einiges mitgemacht.
    Sie wischt über die Tischplatte. Die Jungen bestellen. Dann ist sie weg und Pard guckt aus dem Fenster, beobachtet die Tische draußen und den Weg, der an der Stelle vorbeiführt, wo sie die Brieftasche deponiert haben.
    »Kommt schon einer?«, fragt Robbie.
    »Nee, noch nicht.«
    Eejit stößt mit dem Ellenbogen gegen Huck und die Zeitschrift, die der in der Hand hält, reißt ein.
    »Pass doch auf, Eejit!«
    Der Rotschopf geht an ihrem Tisch vorbei, in der Hand ein Tablett, auf dem sich das Essen anderer Gäste türmt. Pard folgt ihr mit dem Blick, bis sie außer Sichtweite ist, dann zieht er aus der Hosentasche eine leere Packung Zigaretten, schält die Alufolie innen ab, faltet sie und schieb sie hinter die Tasten der Musikbox, keilt sie richtig fest, sodass das Teil einen Kurzschluss bekommt und alle Lampen aufleuchten. Er beginnt, Nummern einzugeben.
    »Spiel die eins siebzehn«, sagt Eejit.
    Robbie brummt: »Das ist so ein Babylied.« Huck, der immer noch in der Zeitschrift blättert, hält bei einer ganzseitigen Werbung für Slipeinlagen inne, einer in Weiß gekleideten Frau; mit den Augen fährt er die Kurvung ihrer Hüfte nach. Die drei anderen streiten sich nun regelrecht, Robbie sagt, Jerry »Great Balls« Lewis sei um Längen besser als Berry mit seinem Roll Over Beethoven, und Pard fährt ihn an, Lewis sei selbst in Höchstform nicht halb so gut wie Chuck Berry, nur dass Berry nicht so viel gespielt würde wie Lewis und sich das auch nie ändern werde, weil er ein Nigger sei.
    »Eins siebzehn, Pard, gib das ein, los«, sagt Eejit wieder. Pard überhört ihn, seine knochigen Finger sind schnell, geben die Zahlen ein, mit Wucht. Eins fünfundvierzig. Bill Haley and His Comets. Eins vierundsechzig. The Spaniels. Eins einundfünfzig. Eins zweiundfünfzig. Eins vierundfünfzig. Elvis. Love Me Tender . Elvis. Jailhouse Rock .
    »Eins siebzehn, Pard!«
    »Schnauze, Eejit«, fährt Robbie ihn an.
    »Eins siebzehn«, trällert Pard und gibt auch diese letzten drei Ziffern ein, langsam und nachdrücklich. Dann lehnt er sich zurück, verschränkt die Finger, lässt die Knöchel knacken. Er klopft eine Zigarette aus seiner Packung, zündet sie an, schaut nach draußen. Seine Stimme wird leiser. »Okay, Jungs. Jetzt geht’s los.«
    Huck blickt von der Life auf, die anderen drei drängen sich ans Fenster. Draußen, neben den Tischen, ist ein Mann stehen geblieben: Chinos, ein gebügeltes weißes Button-down-Hemd, sieht hinunter auf die Brieftasche, die die Jungen neben dem Weg platziert haben.
    Es ist ein alter Trick – funktioniert immer. Einer der von Pard ausgeheckten Streiche, der sich stets ins Fäustchen lacht, wenn er sieht, wie weit Menschen für etwas zu gehen bereit sind. Irgendwie ein dämlicher, gemeiner Streich, denkt Huck jetzt – obwohl es ihm bisher noch nie so vorgekommen ist. Er hat immer nur den Schabernack darin gesehen, doch als er nun zuschaut, wie seine drei Kumpel sich ans Fenster quetschen und den ahnungslosen Typen draußen verhöhnen, möchte er einfach nur weg.
    »Los, komm, Junge«, flüstert Pard. »Heb’s auf! Du willst es doch haben.«
    Der Bügelhemd-Typ blickt sich um. Kann niemanden sehen.
    »Raffgier, Junge! Kannst du sie fühlen? Herrliche Raffgier.«
    Der Fremde bückt sich, schiebt die Brieftasche rasch in seine Gesäßtasche, dann kommt er ins Lokal und geht quer hindurch zu einer Sitzecke am anderen Ende, wo eine gut aussehende Frau auf ihn wartet, eine Brünette, hochtoupiertes Haar, dicker Lippenstift. Er schiebt sich auf den Platz ihr gegenüber.
    »Das wird richtig super«, sagt Pard.
    »Und wenn er es gar nicht merkt?«, fragt Robbie.
    Pard grinst. »Das merkt der.«
    Huck schielt wieder runter auf die Life, blättert erneut um, eine Seite nur mit Text, eine weitere Werbung, dann ein längerer Artikel über die Schweinebucht, dieses Chaos da unten in Kanaken-Kuba – eine Seite nach der anderen, er blättert immer weiter, Moment, da, warte, eine zurück, das Papier entgleitet ihm, dann bekommt er es zu fassen. Da. Das Schwarz-Weiß-Foto eines Highways, der an der Küste entlang verläuft, über zwei volle Seiten. Unterschrift in weißen Blockbuchstaben: DAS NEUE KALIFORNIEN . Hucks Finger halten inne.
    Das Lied, das auf der Musikbox

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