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Das Liebesspiel

Das Liebesspiel

Titel: Das Liebesspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dawn C Tripp
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Stinktiere sind nicht schnell. Gewehr ansetzen. Das Ding erledigen.
    Seine älteren Brüder hätten das so gemacht – sagen sie jedenfalls immer: Wenn etwas auf deinem Grundstück herumwildert und sich an dem zu schaffen macht, was dir gehört, hast du das Recht, es zu beseitigen.
    Er spürt einen Schauder. Eine Leere im Magen, als nage etwas an ihm.
    Es wird alles nur noch schlimmer. Etwas braut sich zusammen, immer schlimmer, seine Mutter, wieder schwanger, hackt immer noch auf alten Sachen herum – die nächtlichen Streitereien werden lauter, manchmal laut genug, um ihn zu wecken; diese ins Gesicht geschleuderten Drohungen, ähnlich wie vor einigen Jahren, als der tote Weld noch lebte, mit seiner Anziehungskraft auf die Mutter, diese Sache zwischen ihnen, die den Frieden zerstörte – die Jungs hörten alles mit, wie denn auch nicht? Wenn sie drohte, ihn zu verlassen, wenn der Vater ihr mit viel Schlimmerem drohte – damals waren sie noch alle zu Hause, Junie war da, und weil Huck ein kleiner Junge war, stahl er sich nächtens in das Bett seines ältesten Bruders, fest und stark legte Junie seinen Arm um ihn, und sie lauschten, offene Augen im Dunkeln, das Gesicht angestrengt.
    Anders als damals ist Huck jetzt allein im Haus, nur er und der kleine Green. Anders als damals lässt die Macht seines Vaters über die Mutter langsam nach. Sie ist so gut wie durch mit ihm, sitzt am längeren Hebel. Noch in der letzten Nacht hörte er seine Mutter durch die Wand sagen: »Du hast dich gefreut, Silas, als ich dachte, er hätte seine Sachen gepackt und wäre abgehauen. Aber ich hab eine Neuigkeit für dich«, höhnte sie. »Ich habe dir nie gehört.« Es folgte eine furchtbare Stille, Huck kannte diese Art von Stille und er wartete, sein Körper wappnete sich für das vertraute Geräusch, wenn die Hand seines Vaters der Mutter ins Gesicht schlug. Er wartete, aber das Geräusch kam nicht, kam noch immer nicht, würde vielleicht nie kommen, und da wurde ihm klar, was Silas wohl schon gewusst hatte: Diesmal war sie endgültig fort.
    »Was hast du?«, fragt Pard erneut, seine leise, versteinerte Stimme.
    Diesmal antwortet Huck nicht, schaut nicht auf.
    An der Theke gegenüber fällt ein Glas auf die Erde, ein Splittern, geräuschvoll, verspritzter Milchshake, ein schöner Schlamassel auf dem Boden. Einen Augenblick lang ist der ganze Laden grabesstill, alle drehen sich um. Das Essen in Hucks Mund schmeckt falsch, trocken, ein teeriger, gummiartiger Geschmack – alles falsch, ein gemeiner Streich, dass er hier ist, überhaupt hier, alles falsch. Er trinkt einen großen Schluck Cola zum Runterspülen.
    Pard schiebt den Teller von sich, vielleicht etwas heftiger als notwendig, der Rand prallt gegen Hucks Teller und in dem Moment stößt die toupierte Brünette auf der anderen Seite des Raumes eine Art Kreischen aus und der Typ, der sich die mit Hundescheiße gefüllte Brieftasche geschnappt hat, springt auf, wischt sich die Hände an einer Serviette nach der anderen ab, hastet hinüber zur Herrentoilette, und Pard legt seinen Anteil der Rechnung fürs Essen auf den Tisch, Eejit schaufelt immer noch Pommes frites in sich hinein und Huck, der ebenfalls bezahlt hat, packt Eejit am Kragen und sagt: »Schluss jetzt, nichts wie raus hier!«
    Dann sind sie draußen, die vier, laufen die Route 6 entlang, Huck ein Stück voraus, die anderen drei hinter ihm, immer noch lachend. Smith Williams fährt vorbei. Pard ruft laut, hält ihn an, sie quetschen sich rein. Er ist schon ganz schön voll, sie können den Alkohol an ihm riechen, der Gestank erfüllt das Auto. Er erzählt ihnen, er sei gerade auf dem Rückweg von der Kneipe unten im Cove. »Hab deine beiden älteren Brüder gesehen«, erzählt er Huck und Huck murmelt irgendwas wie: »Was du nicht sagst.« Pard überredet Smith, beim Spirituosenladen Congo anzuhalten und ihnen zwei Flaschen Ginger Brandy zu kaufen. Er hält ihm das Geld hin, ein kleines Trinkgeld dazu, und Smitty erwidert in seiner gedrucksten, halb gelallten Logik, dass die Regierung kein Recht habe, den Leuten zu sagen, was sie trinken, kaufen oder verkaufen dürfen und was nicht, egal wie alt sie seien. Vor dem Congo lässt er sie bei laufendem Motor im Wagen warten, und Pard wägt laut die Vor- und Nachteile ab, was besser sei, sich das Auto auszuleihen oder auf den Schnaps zu warten, aber dann kommt Smith mit der braunen Papiertüte raus, Pard fragt, ob er sie runter zum Anleger von Point bringen könne, und

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