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Das Lied der alten Steine

Das Lied der alten Steine

Titel: Das Lied der alten Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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sich ihm gegenüber rechtfertigen musste. »Sie haben zwei Dinge an sich genommen, die mir gehören. Zwei Dinge, auf die Sie kein Recht hatten.« Sie hielt seinem Blick entschieden stand. »Das Tagebuch habe ich gefunden.« Sie machte eine Pause.
    Sein Gesicht blieb unbewegt.
    »Es war im Safe, in einem Umschlag, auf dem Ihr Name stand.
    Aber das Fläschchen war nicht da. Ich will es zurückhaben.«
    »Okay. Dann hab ich’s also nicht im Safe gelassen.«
    »Wo ist es also?«
    »Anderswo. In meiner Kabine. Da ist es bestens aufgehoben.«
    »Es ist nicht in Ihrer Kabine. Dort habe ich auch nachgesehen.«
    Sein Gesicht verfinsterte sich. »Dazu hatten Sie nicht das geringste Recht.«
    »Sie hatten kein Recht, meine Dinge zu stehlen.« Sie tat einen Schritt auf ihn zu und war überrascht, dass er vor ihr zurückwich. »Es war Diebstahl, Andy.« Sie nutzte ihren Vorteil.
    »Ich habe Sie gefragt, ob Sie mein Tagebuch hätten, und Sie haben es abgestritten. Es ist sehr viel Geld wert, wie Sie mir selbst erklärt haben.«
    »Moment mal!«, unterbrach er sie. »Ich habe es genommen, um sicherzugehen, dass es sicher verwahrt ist. Ich hatte nicht vor, es zu behalten. Sie sollten mit Ihren Anschuldigungen vorsichtig sein.« Über jedem seiner Wangenknochen erschien ein roter Fleck.
    »Dann hätten Sie mir sagen sollen, was Sie damit gemacht haben, statt Toby zu beschuldigen.« Sie spürte, wie ihr Zorn größer wurde und sich seinem annäherte.
    »Ach, Toby! Der Held der Taxifahrt quer durch die Wüste!« Er verschränkte die Arme. »Nun, ich hatte Recht in Bezug auf ihn!«
    Es folgte einen Moment lang Stille. Eine Gruppe italienischer Touristen ging an ihnen vorüber und verschwand in den Tiefen des Tempels. Mit lauten, aufgeregten Gesprächen und Lachsalven drangen sie weiter in die große Tempelhalle vor und scharten sich um eine der fern stehenden Säulen.
    »Was Toby getan hat, ist Vergangenheit. Er hat dafür bezahlt.«
    »Oh, er hat dafür bezahlt, nicht wahr, Anna? Hat er Ihnen das erzählt?« Andy warf einen raschen Blick auf Serena. »Nun, er scheint aus seiner Vergangenheit nichts gelernt zu haben. Als Sie nicht da waren, im Bus, habe ich neben einem Mann namens Donald Denton gesessen. Er ist ein pensionierter Arzt, der früher in der Nachbarschaft von Toby wohnte. Er erinnerte sich an die ganze Geschichte. Toby hat einen Mann umgebracht, von dem er behauptete, er hätte seine Frau vergewaltigt, aber tatsächlich hatten die Frau und dieser Typ eine Affäre miteinander, und sie war kurz davor, mit ihm durchzubrennen! Und Toby hat seine Frau gleich mit umgebracht.« Sein Gesichtsausdruck entspannte sich. »Es tut mir Leid, Anna. Ich weiß, wie sehr Sie das enttäuschen muss…«
    »Das ist nicht wahr! Sie hat Selbstmord begangen.«
    »Hat er Ihnen das erzählt?«
    »Er hat mir alles darüber erzählt, ja.«
    »Und Sie haben ihm natürlich geglaubt.« Er seufzte. »Ich nehme nicht an, dass ich Sie überzeugen kann.« Er steckte die Hände in seine Hosentaschen und starrte nach oben zu dem großen Kuhkopf der Göttin Hathor über ihnen. »Sie haben ihn wirklich gern, nicht wahr?« Er blickte zu Serena. »Und Sie sicher auch. Ich werde die Frauen nie verstehen!« Er grinste. Er hatte sich gefangen; offenbar glaubte er, das Tagebuch und das Fläschchen seien vergessen.
    »Warum sprechen Sie nicht mit Toby selbst? Er ist hier irgendwo.« Anna wies auf den Ausgang. »Ich würde gern hören, was er zu Ihren Vorwürfen sagt.«
    »Ach, nein. Sie kriegen mich nicht zu einer neuen Schlägerei, Herzchen.« Plötzlich sah er auf die Uhr. »Jedenfalls wird der Bus gleich abfahren. Ich glaube, es ist Zeit, dass wir uns auf den Weg machen.« Er schritt entschlossen an ihr vorbei in Richtung Ausgang.
    Anna sah Serena an. »Ich glaube nicht, dass er die Flasche bei sich hat. Am Ende war er gar nicht in Gefahr!«
    Serena nickte. »Für Andy ist aufgeschoben nicht aufgehoben«, sagte sie knapp, »in mehr als einem Sinn.«
    Anna zuckte die Achseln. »Ich glaube ihm nicht. Nicht, was er über Toby gesagt hat.«
    »Richtig. Er ist der geborene Lügner.« Serena hängte sich bei Anna ein. »Komm. Fahr mit uns im Bus zurück.«
    Anna zögerte. »Wir sind im Auto gekommen. Toby hat dem Fahrer gesagt, er soll warten.«
    Serena zog die Nase kraus. »Wie verdammt reich dieser ehemalige Sträfling sein muss!«

    »Ach was!« Nun errötete Anna. »Er hat es für mich getan. Er sorgt sich, Serena. Du hast gesehen, wie sehr.«
    Sie traten aus dem

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