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Das Lied der alten Steine

Das Lied der alten Steine

Titel: Das Lied der alten Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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starrte an die Decke. »Toby bedeutet dir viel, stimmt’s?«
    »Ja.«
    »Es tut mir so Leid. Andy ist ein Dreckskerl. Ich wette, dass er vollkommen falsch liegt. Ich werde alles nachprüfen, was er dir gesagt hat.«
    Hinter der Sonnenbrille standen Tränen in Annas Augen. »Ich verstehe überhaupt nichts mehr.« Sie seufzte tief auf. »Aber irgendetwas können wir sicher tun, um ihm zu helfen.«
    Es war, als ob sie nach Hause kämen. Die Mannschaft mit ihren freundlich lächelnden Gesichtern war nach den zwei freien Tagen wieder an Bord und verteilte duftende Handtücher, um die Hitze und den Staub der Wüste aus den Gesichtern zu wischen. Dazu gab es frisch hergestellte Limonade.
    Anna stand in der überfüllten Rezeption und trank aus ihrem Glas, bevor sie zu ihrer Kabine gehen wollte. Plötzlich tauchte Andy vor ihr auf. Er kam auf sie zu und legte seine Hände leicht auf ihre Schultern.
    »Anna, ich bedaure es wirklich aus tiefstem Herzen. Es war brutal, wie ich Ihnen die Nachricht überbracht habe. Und wollen Sie mir bitte verzeihen, dass ich das Tagebuch unter meine Fittiche genommen habe? Ich wollte alles andere als Sie beunruhigen. Es war unglaublich gedankenlos von mir.
    Kommen Sie doch zur Bar, wenn Sie sich frisch gemacht haben, und ich lade Sie zu einem Drink ein. Bitte.« Seine Augen blickten ernst und freundlich.
    »Andy, ich bin so müde. Ich möchte mich nur ausruhen…«
    »Das sollen Sie auch. Nach dem Essen. Es wird ein spätes Mittagessen geben, dann können wir uns alle ausruhen, damit wir, wenn es dunkel geworden ist, erholt genug sind, um zur Licht-und Ton-Show nach Philae zu fahren. Bitte, Anna. Ich möchte, dass wir Freunde bleiben.« Er hielt inne und grinste fragend Omar an, der neben ihnen stehen geblieben war.
    »Ihre Tasche, Andy. Sie haben Sie im Bus vergessen.« Omar klopfte ihm auf den Rücken. »Zum Glück hat der Fahrer sie gesehen.« Er gab ihm die Tasche und ging weiter, auf der Suche nach dem Besitzer eines weiteren vergessenen Gepäckstücks.
    Andy warf sich automatisch die Tasche über die Schulter.
    »Sagen wir, in einer halben Stunde? In der Bar?«, sagte er zu Anna. »Bitte.«
    Sie sah die Tasche an. Als er sie hochgehoben hatte, war das Seitenfach aufgeklafft und sie hatte ein Stückchen roter Seide herausschimmern sehen. Sie knallte das Limonadenglas auf den Rezeptionsschalter, dann schnappte sie den breiten Leinengurt, der über seiner Schulter hing, und zog die Tasche zu sich her.
    »Komisch, dieses Tuch sieht so nach meinem aus.« Bevor er zurückweichen konnte, hatte sie das kleine Päckchen aus dem Seitenfach gezogen, rollte es auf und hielt das Parfümfläschchen in der Hand. »Sie hatten es die ganze Zeit bei sich?« Sie schleuderte ihm die Worte entgegen. »Sie hatten das Fläschchen im Bus! Wissen Sie nicht, was das für Sie hätte bedeuten können? Warum haben Sie gelogen, Andy?« Sie hielt ihm die Flasche unter die Nase. »Warum müssen Männer immer lügen?«

13
    Mein Versteck ist geöffnet, mein Versteck ist entdeckt

    Es gibt einen Handel mit allen alten Dingen. Menschen kommen von weit her und kaufen alles und jedes aus den Tagen der Gräber. Das Fläschchen wandert in einer Kiste voller Scherben und Perlen und Amulette über die Wasser des Nil und wird zu einem Händler nach Luxor gebracht.
    Monatelang steht die Kiste unberührt in einem Lagerraum; als er sie auspackt, nimmt der Händler das Fläschchen sofort in die Hand. Es ist ihm vorher nicht aufgefallen, doch jetzt spürt er einen Anflug von Erregung. Glas aus dem Frühen Neuen Reich ist selten. Er bringt es an seinen Arbeitstisch und nimmt das Vergrößerungsglas.
    Der Pfropfen ist fest hineingesteckt und versiegelt. Der Händler greift nach einem Messer, um ihn herauszulösen, doch dann zögert er und überlegt es sich anders. Stattdessen schickt er nach einem Freund. In seinem Haus ist es kalt geworden; in der Luft flackern Wüstenblitze auf und ein unirdischer Schimmer schießt über die Regale und den Tisch.
    Der Gerufene, Kopf und Schultern in ein weißes Tuch gehüllt,

    berührt Brust, Mund und Stirn zum Gruß, bevor er an den Tisch tritt. Er ist ein ehrwürdiger und gelehrter Mann, der die magischen Künste studiert hat. Schweigend betrachtet er das kleine Glasgefäß.
    Das Schweigen dehnt sich. Draußen wandert die Sonne über den Himmel und findet Einlass in das vergitterte Fenster. Auch der Schatten, den sie auf den Boden wirft, ist vergittert.
    Der Mann schaut auf, sein Gesicht ist

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