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Das Lied der alten Steine

Das Lied der alten Steine

Titel: Das Lied der alten Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Erskine
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Tempel und sahen sich um. Von Andy fehlte jede Spur.
    Omar stand gut fünfzig Meter entfernt, umgeben von einer Menschentraube. Er sah sie ins Sonnenlicht treten und hob seine Hand, um sie zu sich zu winken. »Wir müssen bald gehen, Herrschaften. Der Bus wartet.« Er grinste Anna an. »Ich habe Andy gesehen. Er sagt, sie hätten ihn gefunden.«
    Anna nickte. »Und ob ich das habe.«
    »Und da war keine Kobra?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Was für ein Glück!« Omar lächelte noch breiter. »Jetzt bitte, wir sammeln uns alle und gehen.«
    Anna hielt ringsum Ausschau. »Serena? Wo ist Toby hingegangen?«
    »Er ist im Berg geblieben, als wir zu Nefertaris Tempel gingen.« Serena verzog leicht die Miene. »Ich bin sicher, er wird uns finden.«
    »Ich weiß nicht, was ich machen soll. Er erwartet, dass ich mit ihm zurückfahre. Ich muss das Auto finden.«
    »Na, das dürfte kein Problem sein. Wahrscheinlich ist es auf dem Parkplatz, dort, wo auch der Bus ist.« Serena seufzte.
    »Okay, wir suchen es und dann musst du dich entscheiden.
    Anna, ich mag Toby auch. Ich traue ihm und Andy würde ich niemals trauen, aber sei vorsichtig. Nach allem wissen wir immer noch so gut wie nichts über ihn, stimmt’s, nicht mehr, als was wir eigentlich übereinander wissen.«
    Die beiden Frauen sahen sich einen Moment lang an. Anna grinste und mit einem hilflosen Achselzucken folgte sie Omar.
    Andy traf sie auf dem Parkplatz. Er lächelte breit. »Also, Sie werden nie erraten, was hier vorgefallen ist!«

    Anna runzelte die Stirn. Er sah sie an. Fast hämisch, dachte sie. Ihr sank der Mut, ohne dass sie wusste, warum. »So? Was ist denn vorgefallen?«
    »Ihr Freund Toby. Die Polizei ist gekommen. Sie haben ihn mitgenommen und Ihr Auto ist weg. Ich fürchte, Sie müssen mit dem Plebs im Bus vorlieb nehmen.« Er verneigte sich leicht.
    »Toby ist verhaftet?«, kam es von Anna zurück. »Sie lügen!«
    »Das hätten Sie gern! Nein, ich lüge nicht.« Er blieb stehen, sein Gesicht nahm einen sachlichen Ausdruck an. »Ach, herrje, ich kann sehen, welch ein Schock das für Sie ist. Er hat Sie zum Narren gehalten, nicht wahr? Er hat uns alle zum Narren gehalten.
    Seine Malerei muss eine Tarnung für etwas anderes gewesen sein.
    Sie sollte ihm einen respektablen Anstrich geben.«
    »Aber was soll er denn angestellt haben? Ich verstehe nicht.
    Hat er mir eine Nachricht hinterlassen?«
    Andy zuckte mit den Schultern. »Zweifellos werden wir bald genug über alles informiert werden.«
    Serena fasste Anna am Arm. »Lass uns in den Bus steigen«, sagte sie leise. »Du kannst hier nichts tun.«
    Andy betrachtete Annas Gesicht eingehend. »Denken Sie nicht mehr an ihn, Anna. Seien Sie dankbar, dass Sie ihm nicht ins Netz gegangen sind.« Er hob eine Hand wie zum Gruß, dann, als er Joe näher kommen sah, wandte er sich um und stieg an Omar vorbei in den Bus. Omar stand bei der Tür und zählte die Köpfe.
    Anna saß mit Serena hinten. Sie war zu schockiert und fühlte sich zu elend, um zu sprechen, als die Türen sich schlossen und der Bus vom Parkplatz und zurück auf die staubige Straße kurvte. In wenigen Minuten hatten sie das schäbige Schlackenstein-Städtchen von Abu Simbel hinter sich und waren in der Wüste, isoliert von der brennenden Wüstenhitze durch Klimaanlage und Sonnenblenden und den schmachtenden Gesang eines ägyptischen Sängers in der Stereo-Anlage.

    Zweimal hielten sie auf der Rückfahrt an. Einmal, um eine spektakuläre Fata Morgana anzusehen, die jeder – außer Anna, die ihre Kamera nicht dabei hatte – pflichtschuldig fotografierte.
    Die trockene Ofenhitze des frühen Nachmittags ließ sie alle nach Luft schnappen. Dann noch einmal, um eine Kamel-karawane anzuschauen, die aus der Wüste kam. Diesmal blieb sie im Bus sitzen und sah zu, wie die armen Tiere auf Lastwagen verladen und dort mit Peitschen in die Knie und unter die schweren Netze gezwungen wurden, die sie festhalten sollten.
    Die wenigen Schnappschüsse von jungen Kerlen, die auf ihren Rennkamelen angaben, konnte die Verzweiflung in den Augen jener stolzen Geschöpfe, die auf dem Weg zu den Fleisch-märkten in Assuan waren, schwerlich wettmachen, dachte Anna.
    »Alles okay?« Serena stieg wieder in den Bus und ließ sich neben ihr nieder.
    Sie nickte. »Ich glaube, ich habe genug von Ägypten. Als Urlaub, um mich aufzumuntern und mein Selbstwertgefühl, meine Selbstsicherheit wiederaufzubauen, war es ein totaler Reinfall.«
    Serena lehnte sich zurück und

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