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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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zurückschnellte.
    Schreiend warf ich mich herum und schlug mit den Fäusten nach dem Tier. Die Schmerzen waren höllisch.
    Ich erwischte meinen Angreifer am Kopf, doch mein Hieb hatte keinerlei Effekt. Wieder stieß der Schnabel nach mir. Ein scharfer Luftzug pfiff an meiner Schläfe vorbei, während sich der Schnabel in den Bodenbelag bohrte. Vor Panik wimmernd wich ich erst nach links aus, dann nach rechts, als das Vieh nachsetzte. Ein fauliger Geruch stieg mir in die Nase und drehte mir den Magen um, als ich mich erneut gegen den massigen Körper stemmte. Das Untier stieß einen ärgerlichen Schrei aus, als sein Schnabel sich erneut neben meinem Kopf in den Fußboden bohrte. Splitter trafen meine Wangen, als es den Kopf wieder hochriss.
    »Hilfe!«
    Meine Arme und Beine erlahmten zusehends, meine Hüfte brannte, als läge sie auf einem Grill, und mein Nacken begann zu schmerzen. Meine Schreie wurden immer heiserer, ohne dass mich jemand erhörte. Waren denn alle ausgeflogen?
    Über dem Rauschen in meinen Ohren meinte ich nebenan ebenfalls jemanden schreien zu hören. O Gott, fielen diese Viecher etwa über das ganze Wohnheim her?
    Wieder stieß der Schnabel auf mich herab, schneller als ich reagieren konnte, und ich schrie auf.
    Ein greller Lichtblitz blendete mich, und erschrocken kniff ich die Augen zusammen. Starb ich jetzt? War dies das Licht am Ende des Tunnels? Hoffentlich nicht, schließlich fehlte auch der Tunnel.
    So plötzlich, wie der Blitz gekommen war, verschwand er auch wieder. Als ich mich traute, die Augen zu öffnen, sah ich den Schnabel des Mistviehs dicht über mir. Instinktiv duckte ich mich zur Seite, denn ich fürchtete, dass es erneut zustoßen würde, doch aus seinen glasigen schwarzen Augen starrte es mich reglos an.
    Das Tier war vollkommen erstarrt, als wäre es vor Jahren ausgestopft worden.
    Vielleicht träumte ich ja. Das war die einzige logische Erklärung.
    Das dumpfe Pochen an meiner Hüfte machte mir im nächsten Moment klar, dass ich nicht mehr schlief.
    Was hatte das hier alles zu bedeuten? In was für eine unglaubliche Situation war ich da geraten? Das war doch alles nicht normal!
    Da trat eine Gestalt hinter dem Riesenvogel hervor, und ich zuckte zusammen. Wie war sie nur hier reingekommen? Da die Deckenlampe kaputt war und nur Mondlicht durch das Fenster hereinfiel, erkannte ich den Eindringling bloß als schemenhaften Schatten.
    Eine neuerliche Angstwelle durchzog mich. Wollte mir dieser Jemand den Rest geben? Ich versuchte, mich unter dem erstarrten Vogel hervorzuwinden, doch da wurde die Kreatur auch schon von mir gehoben.
    »Komm, ich helfe dir auf.«
    Die Stimme der Gestalt, die nun die Hand nach mir ausstreckte, klang eindeutig männlich, und ein fremder Akzent schwang in den Worten mit.
    Ehe ich die Hand heben konnte, packte er mich und zog mich auf die Füße. Dabei spürte ich den Schmerz an meiner Hüfte so stark, dass ich laut wimmerte. Mein Blick verschwamm unter Tränen, so dass ich den Mann auch weiterhin nicht deutlich erkennen konnte.
    »Das sieht böse aus«, murmelte er und legte mir eine Hand auf die Wunde. »Ganz werde ich sie nicht schließen können, aber fürs Erste wird es reichen.«
    Ich wollte schon fragen, was er damit meinte, da spürte ich Hitze auf meiner Haut. Kurz schrie ich auf, dann ließ der Mann wieder von mir ab.
    Zitternd blickte ich zu ihm auf. Meine Zähne klapperten wie wild, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte. Vermutlich stand ich unter Schock.
    Nachdem der Hitzestrom durch meine Hüfte gegangen war, schien alles wieder in Ordnung zu sein. Ha, in Ordnung! Meine Hüfte fühlte sich zwar besser an, aber hier war ansonsten eindeutig gar nichts in Ordnung.
    Zitternd blickte ich mich um.
    Die Riesenvögel waren immer noch da, vier befanden sich in meinem Zimmer. Der eine, der mich angegriffen hatte, lag jetzt schockgefrostet auf der Seite, die anderen waren mitten in ihren Bewegungen eingefroren. Einer sah aus, als hätte er sich ebenfalls auf mich stürzen wollen.
    Als sich die Gestalt wieder aufrichtete und ein Licht über unseren Köpfen aufflammte, als schwebte dort ein überdimensionales Glühwürmchen, schnappte ich überrascht nach Luft. Vor mir stand der Mann aus der U-Bahn! Der seltsame Typ mit dem Nadelstreifenanzug und der Gelfrisur. Jetzt nahm ich auch wieder den Zimtgeruch an ihm wahr. Seine Augen leuchteten auf einmal wie grüne Edelsteine, und erschrocken wich ich zurück.
    »Ich bin Macius. Hab keine Angst.«
    Keine

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