Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
Vom Netzwerk:
passiert war.
    Doch ich würde nicht drum herumkommen zu öffnen. Thomas würde gewiss die Polizei rufen oder versuchen, die Tür einzutreten, wenn ich mich weigerte.
    »Ja, alles okay«, rief ich, noch bevor ich mich entsann, dass ich eigentlich verletzt war. Obwohl sich meine Hüfte nach Macius’ Eingreifen nicht mehr allzu schlimm anfühlte, prangte ein Blutfleck auf meiner Hose.
    »Aileen?«
    Ich hatte definitiv keine Zeit mehr, mich umzuziehen, also schloss ich die Tür auf.
    Thomas starrte mich entgeistert an. »Aileen, was war los? Ich habe die ganze Zeit über versucht, dich zu erreichen.«
    »Ich habe dir gerade geschrieben«, entgegnete ich und überlegte, ob ich ihn reinlassen sollte oder nicht.
    »Oh.« Thomas kramte umständlich sein Handy aus der Tasche. Anscheinend war sein iPod schuld daran, dass er es nicht gehört hatte, denn die Ohrstöpsel baumelten aus dem Kragen seiner Jacke.
    »Da ist sie ja!«, rief er nach kurzem Herumdrücken auf die Tasten. »Trotzdem, ich habe mir Sorgen gemacht. Dir ging es nicht gut, als ich dich hier abgeliefert habe. Hätte ja sein können, dass es schlimmer geworden ist.«
    Seine übertriebene Fürsorglichkeit hätte mich sonst sicher dazu hingerissen, grummelig zu antworten. Jetzt rieb ich mir nur übers Gesicht und sagte: »Ich habe geschlafen. Und dann … na ja, dann ist dieser blöde Vogel gegen meine Scheibe gekracht.«
    »Vogel?« Thomas zog die Augenbrauen hoch. »Was für ein Vogel?«
    Kannst du was mit Harpyien anfangen? Diese Frage stellte ich ihm natürlich nicht laut.
    »War wohl ein Geier oder so was. Nicht so schlimm, ist nur ein bisschen unordentlich in meinem Zimmer.«
    »Kann ich reinkommen?«
    Mist! Warum musste ich ihm auch davon erzählen!
    »Ist halb so wild. Ich werd morgen dem Hausmeister Bescheid sagen.«
    Da hatte sich Thomas schon in mein Zimmer gedrängt. Frechheit! Aber ich hatte keine Lust, ihm die Leviten zu lesen, immerhin war es furchtbar nett von ihm, dass er sich um mich sorgte.
    »Das sieht ja nach einem Riesenvogel aus!«, presste er in einem Tonfall hervor, der sich nach Bewunderung anhörte. Als würde er einen getunten Wagen betrachten. Boah, schau dir mal den Spoiler an! Oder eben, boah, was für ein Riesenvogel!
    »Das Vieh war auch wirklich riesig, sonst hätte es nicht die Scheibe durchschlagen.«
    »Ist er etwa durchs Zimmer geflogen?«
    Das Chaos ringsherum ließ das vermuten.
    »Ja, er … er hat ’ne Runde gedreht und ist dann wieder … zum Fenster raus.«
    »Unglaublich!«
    Unglaublich. Das brachte es ziemlich genau auf den Punkt. Mein Lachen klang unsicher. »Ja, du sagst es. Er hat mir ’nen Heidenschreck eingejagt.«
    »Aber wie ist er auf die Idee gekommen, dein Fenster zu attackieren?«
    Thomas’ Schritte knirschten über die Scherben, als er ans Fenster trat und dann nach unten blickte.
    »Keine Ahnung«, presste ich hervor, dann kam mir ein Gedankenblitz. »Vielleicht war es … Rivalität. Vielleicht hat er geglaubt, hinter der Scheibe sei noch ein Geier. Manchmal sind diese Viecher einfach zu dusslig.«
    Erst als ich aus Versehen die Wunde an meiner Hüfte berührte, merkte ich, dass ich die Fäuste in den Hosentaschen geballt hatte. Schnell zog ich sie hervor und wischte meine feuchten Handflächen an der Jeans ab.
    Hoffentlich bemerkte Thomas das Blut auf der Hose nicht. Zumindest konnte ich dankbar sein, dass die Harpyie auch die Lampe erwischt hatte.
    »Vielleicht sollte ich unten mal nachschauen, ob er irgendwo liegt. Eigentlich hätte er sich das Genick brechen müssen.«
    »Lass gut sein, ich hab ihn fliegen sehen«, sagte ich schnell. Das Letzte, was ich jetzt gebrauchen konnte, war jemand, der die ganze Nachbarschaft aus dem Schlaf riss, weil er nach einem dummen Vogel suchte, der nicht mal existierte.
    »Er könnte unter Schock gestanden haben«, beharrte Thomas.
    Ich war das Thema leid, trotzdem konnte ich seine Faszination verstehen. Wenn ich ihm erst die Wahrheit gesagt hätte …
    »Bleib hier«, sagte ich und ließ mich aufs Bett fallen. »Ist doch egal, was aus ihm geworden ist. Hoffentlich hat er morgen kräftige Kopfschmerzen.«
    Nun wandte sich Thomas wieder um. »Entschuldige, wenn ich dich nerve. Wollen wir eine Decke vor das Fenster hängen? Oder willst du mit zu mir kommen?«
    »Nein!«, platzte ich heraus. Ich mit Thomas in seiner Wohnung? Da käme ich womöglich auf Gedanken, deren praktische Ausführung ich später bereuen würde. Mein Herz raste ohnehin schon, und das kam

Weitere Kostenlose Bücher