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Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition)

Titel: Das Lied der Banshee: Roman (PAN) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janika Nowak
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Angst haben? In solch einer Situation sollte ich keine Angst haben? Machte dieser Kerl Witze?
    »Wa … was … ist … ich … meine … was … da!« Stammelnd deutete ich auf die erstarrten Vögel.
    »Das sind Harpyie n«, erklärte der Mann. »Sie waren auf der Jagd nach dir. Genauso wie ich dich gesucht habe, Aileen.«
    Nun, zumindest brauchte ich mir keine Sorgen darüber machen, dass ich meine Manieren vergessen und mich meinem Retter nicht vorgestellt hatte. Woher auch immer, der Kerl kannte meinen Namen.
    »Harpyien?«, war das Einzige, was ich hervorbrachte. Harpyien. Wo hatte ich das schon mal gehört? Ich konnte mich nicht erinnern.
    »Ja, halb Mensch, halb Vogel und, nebenbei bemerkt, die furchtbarsten Kreaturen, die Gott je gezeugt hat.«
    Der Mann trat mit dem Fuß nach einem der Untiere.
    »Und was … ich meine, wie … und …«
    Verdammt, es sollte doch nicht so schwierig sein, einen vollständigen Satz zu formulieren. War es aber.
    »Von nun an wird alles einen Sinn ergeben«, sagte der Mann rätselhaft. »Die Träume, die seltsamen Gefühle, die dich heimsuchen, und die Verfolgungen. Du bist etwas Besonderes, Aileen. Etwas so Kostbares, dass mächtige Wesen auf dich aufmerksam geworden sind. Wesen, die danach trachten, dich zu vernichten.«
    Mein Mund klappte auf und wieder zu. Mehr als komische Laute brachte ich allerdings nicht hervor. So viel zu den vollständigen Sätzen.
    Der Mann betrachtete mich einen Augenblick, als erwarte er, dass ich verstünde. Doch ich verstand nur Bahnhof!
    »Was für ein Wesen meinst du?«, brach es schließlich aus mir hervor. »Was hat das alles zu bedeuten? Das … das kann unmöglich wahr sein.«
    »Es ist ebenso echt wie dein Herzschlag«, antwortete der Fremde ernst und tippte mit dem Finger gegen mein Brustbein. Automatisch zuckte ich zurück. »Aber jetzt ist nicht der richtige Moment für Erklärungen, der Zauber wird nicht mehr lange wirken. Ich habe Magie angewendet, die eigentlich nicht meinem Element entspricht, und damit beinahe all meine Kräfte aufgebraucht. Komm morgen zu dieser Adresse hier, dann werde ich dir alles erklären.«
    Magie? Element? Was faselte er denn da?
    Macius reichte mir eine goldgerahmte Karte und hob seinen Gehstock. Er neigte den Kopf, murmelte etwas Fremdartiges, danach folgte ein weiterer heller Lichtblitz.
    Unwillkürlich hielt ich den Atem an.
    Als sich das Licht zurückzog, waren die Riesenvögel verschwunden. Der Mann hob den Kopf und öffnete die Augen, die ihr Leuchten nun verloren hatten. Dann wandte er sich ohne ein weiteres Wort ab, humpelte wie von plötzlicher Schwäche überfallen zum Fenster. Nur einen Lidschlag später kletterte er hinaus.
    Ich hätte ihm vielleicht nachlaufen sollen, um zu sehen, wie er es anstellte, nach unten zu gelangen, doch ich konnte mich nicht rühren.
    Zitternd presste ich eine Hand auf den Mund, während ich zu schluchzen begann. Ich taumelte gegen die Wand neben der Tür und rutschte daran hinab, als meine Knie ihren Dienst versagten.
    Das konnte unmöglich wirklich passiert sein! Das alles war sicher nur ein Traum, aus dem ich gleich erwachen würde.
    Während mein Herz immer noch raste und stolperte, starrte ich auf die Glassplitter, die aus dem Fensterrahmen ragten wie die Kristallzähne eines Untiers. Danach schweifte mein Blick über das Chaos, das die Harpyien verursacht hatten. Schreibtisch und Stühle waren umgeworfen, Beates Bett zerwühlt, und der Lampenschirm war mitsamt der Glühbirne weggerissen worden.
    Mit zitternden Händen hielt ich noch immer die seltsame Karte, allerdings verschwamm die Adresse unter einem Tränenschleier. Mein Zimmer war völlig verwüstet. Das war echt, kein Traum. Ich begann zu weinen.
    Warum schon wieder ich? Hätten diese Viecher nicht irgendjemand anderen angreifen können? Und warum gab es sie überhaupt? Vielleicht verlor ich gerade den Verstand?
    Als es an die Tür klopfte, schrie ich vor Schreck auf. »Wer ist da?«
    »Thomas«, antwortete eine Stimme. »Ich wollte nachsehen, ob mit dir alles in Ordnung ist.«
    War das wirklich Thomas? Oder wieder ein Monster, das es auf mich abgesehen hatte?
    »Aileen, was ist los?« Wieder hämmerte er gegen die Tür.
    Ich zögerte noch immer, dann wurde mir klar, dass ein Monster nicht klopfen würde. Das hatten diese komischen Viecher auch nicht getan.
    Was sollte ich jetzt tun? Ihn wegschicken?
    Wie sollte ich ihm die Unordnung erklären? Ich konnte ihm unmöglich erzählen, was wirklich

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