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Das Lied der Cheyenne

Das Lied der Cheyenne

Titel: Das Lied der Cheyenne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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Shar-ha fürchteten sich vor dem Zorn ihrer Götter und dachten nicht daran, nach ihr zu suchen. Sie blickte sich nach Singende Krähe um, sah ihn aber nicht.
    Sie schlich geduckt zur Medizinhütte. Es war niemand in der Nähe. Sie kroch durch den Eingang, sah eine alte Frau beim Feuer sitzen und schlug sie bewusstlos. Das Bündel mit den heiligen Pfeilen hing an der Wand über einem bemalten Büffelschädel. Sie griff danach und presste es fest gegen ihre Brust. Jetzt wird alles gut, dachte sie, jetzt kann mir nichts mehr geschehen. Die heiligen Pfeile werden mich beschützen. Sie stopfte das Bündel unter ihr Kleid, griff nach ihrem Bogen und dem Köcher mit den Pfeilen und kroch in die Nacht zurück.
    Ein Krieger stellte sich ihr entgegen. Es war Langes Haar, der die List seines Häuptlings als Erster durchschaut hatte und wusste, woher das Feuer und der Kriegsruf gekommen waren. Er hatte schon an ihrem ersten gemeinsamen Lagerfeuer gefühlt, dass Singende Krähe etwas für die Halsabschneiderin empfand. Aiee, er war ein tapferer Krieger, aber diese Frau hatte ihn verzaubert und ihm ihre magischen Kräfte aufgezwungen. Sie hatte ihn dazu gebracht, sich gegen die Götter und den Priester des Morgensterns zu stellen. Er musste sie töten, wenn die Shar-ha überleben wollten. Er hob die Flinte und drückte ab.
    Büffelfrau spürte, wie die Kugel ihr Kleid an der Hüfte aufriss und dann in die Hüttenwand fuhr. Sie stolperte und kroch in der Dunkelheit davon. Langes Haar folgte ihr. Ihre Ponys standen hinter der Medizinhütte, wie Singende Krähe versprochen hatte. Ein Wassersack hing über der Schulter von Sturmwind. Sie sprang mit letzter Kraft in den Sattel und entging einer zweiten Kugel ihres Verfolgers nur, weil das Pony vor dem Feuerschein scheute und einen verzweifelten Satz nach vorn machte. »Houp! Houp!«, trieb sie Sturmwind an. »Lauf, mein Bruder, lauf!«
    Sie galoppierte über das Maisfeld nach Norden. Ihr zweites Pony blieb zurück. Die Wunde schmerzte stark, und sie verlor Blut, aber sie durfte nicht absteigen. Hinter ihr waren bereits wütende Schreie zu hören. Die Shar-ha hatten sich schneller von ihrer Panik erholt, als sie gehofft hatte. Aiee, sie musste sich beeilen. Sie preschte auf den Wald zu und sah einen einsamen Krieger im Morgengrauen stehen. »Singende Krähe!«, erkannte sie den Häuptling. »Du lebst!« Sie zügelte ihr Pony und verzog das Gesicht, als stechender Schmerz in ihrem Körper tobte.
    »Die Götter waren auf unserer Seite!«, signalisierte er. »Du bist frei! Reite zu deinem Volk zurück, meine Schwester!«
    »Eni-to-eme!«, sagte sie laut. Sie reichte ihm die Hand und drückte sie fest. Der Schmerz wurde stärker.
    »Du bist verletzt!«, erschrak er.
    »Nicht schlimm«, bedeutete sie ihm.
    Sie wiederholte das Zeichen der Ehrerbietung und feuerte ihr Pony an. Der Schmerz wurde unerträglich, als das Tier über ein Hindernis sprang und über die holprige Wiese galoppierte, aber sie erreichte sicher den Waldrand. Dort blickte sie sich noch einmal um. Sie beobachtete entsetzt, wie Langes Haar über die Wiese ritt und Singende Krähe mit einem gezielten Schuss niederstreckte. Der Häuptling griff sich an die Brust und starb, während Langes Haar die Flinte lud und sich an die Verfolgung von Büffelfrau machte. Er war allein, aber sie wusste natürlich, dass ihm bald andere Krieger folgen würden.
    Büffelfrau ritt um ihr Leben. Sie trieb Sturmwind durch den dichten Laubwald und erreichte einen Hohlweg, der in ein weites Tal mündete. Sie galoppierte, bis sie erneut einen Wald erreichte und den Blicken ihres Verfolgers entschwand. In einem leichten Trab durchquerte sie den Wald. Die ersten Strahlen der Sonne fielen durch das Laub und warfen helle Flecken auf den weichen Boden. Die Spuren ihres Ponys waren deutlich zu sehen, aber sie fühlte das Bündel mit den heiligen Pfeilen an ihrer Brust und hatte keine Angst.
    Am Waldrand zügelte sie ihr Pferd. Sie stieg ab, hielt sich einen Augenblick am Sattel fest, um nicht ohnmächtig zu werden, und pflückte einige Kräuter. Sie zerkaute sie mit etwas Wasser und presste sie auf die Wunde. Die Kugel hatte nur das Fleisch zerfetzt, aber sie verlor Blut und würde sterben, wenn es ihr nicht gelang, den Blutfluss aufzuhalten. Sie riss einen Streifen von ihrem schwarzen Kleid und band ihn um ihre Hüfte. Mit der feuchten Hand rieb sie das rote Kreuz von ihrer Stirn. Sie bestieg ihr Pony und ritt langsam weiter. Es kam nicht darauf an,

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