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Das Lied der Cheyenne

Das Lied der Cheyenne

Titel: Das Lied der Cheyenne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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möglichst schnell zu reiten. Wenn sie Langes Haar entkommen wollte, musste sie den richtigen Weg wählen.
    Sie lenkte ihr Pony in den schmalen Fluss, der durch das Tal floss, und ritt nach Nordwesten. Der Fluss war an den Ufern nicht einmal knöcheltief, und sie kam rasch voran. Die starke Strömung verwischte ihre Spuren. Sie folgte dem Flusslauf in ein Labyrinth von grauen Felsen, ritt über einen steinernen Pfad der Sonne entgegen und fand eine Einbuchtung, die sich wie eine Höhle in die Felsen gegraben hatte. Sie stieg vorsichtig vom Pferd und duckte sich hinter die brusthohe Felswand.
    Tief unten im Tal ritt Langes Haar. Er war immer noch allein und zügelte sein Pony am Flussufer. Er stieg ab, lief am Ufer entlang und suchte vergeblich nach Spuren. Sein Fluch war bis in die Felsen zu hören. Er wusste, dass er Büffelfrau verloren hatte und es lange Zeit dauern würde, bis er ihre Spur wiederfand. Allein hatte er kaum eine Chance. Sie konnte in den Felsen geritten sein, sie konnte weiter dem Fluss gefolgt oder in den östlichen Wäldern verschwunden sein. Büffelfrau hörte wieder einen lauten Fluch und beobachtete zufrieden, wie er sein Pony wendete und zurückritt.
    Sie hatte es geschafft. Die heiligen Pfeile hatten ihr die Kraft gegeben, ihrem Verfolger zu entkommen. Sie sprach ein leises Gebet, trank einen Schluck Wasser und zog sich wieder in den Sattel. Die Kräuter hatten den Blutfluss aufgehalten und die Schmerzen gelindert, aber sie war schwach und brauchte dringend Ruhe und etwas zu essen. Sie ritt weiter, durch die Felsen und über die offene Prärie, am Ufer eines Sees entlang, bis die Sonne im Westen versank. Im Schutz eines Wäldchens stieg sie aus dem Sattel. Sie war müde und konnte sich kaum noch auf den Beinen halten. Seufzend ließ sie sich zu Boden gleiten. Ihre Hände umklammerten das heilige Bündel unter ihrem Kleid, als sie das Bewusstsein verlor.

30
Weiße Jäger
    Büffelfrau roch den weißen Mann, bevor sie ihn sah. Er stank nach schlechtem Tabak und altem Schweiß, und ihr wurde beinahe übel, als sie seinen Atem spürte. Da war etwas, das sie noch nie gerochen hatte. Als sie die Augen öffnete, erkannte sie ein faltiges Gesicht mit weißen Haaren um den Mund und buschigen Augenbrauen. Der Schädel des Mannes war kahl und wies zahlreiche Narben auf. Zwischen den wulstigen Lippen glänzten zwei gelbe Stummelzähne. Sie glaubte an einen bösen Traum und schloss schnell die Augen, aber der Gestank war zu stark und bewahrte sie vor einer neuen Ohnmacht.
    »He, Jean«, rief Zeb Pitchard mit seiner heiseren Fistelstimme. Er war ein hochgewachsener Mann mit hervorstehenden Knochen, die von seiner speckigen Lederkleidung nur mühsam verborgen wurden. »Die verdammte Kleine kommt zu sich!«
    »Mon dieu! Ich dachte, sie wäre tot?«
    »Sah nur so aus, Mann.«
    Jean Baptiste ließ die Truthahnkeule sinken und trat neben seinen Kumpan. Er war gut einen Meter kleiner als der andere Mann und trug schmutzige Wildlederhosen, einen grauen Pullover und hohe Mokassins, die unter den Knien geschnürt waren. Sein schwarzes Lockenhaar wurde von einem roten Stirnband gebändigt. »Hübsches Ding«, sagte er, »hat ordentlich was dran. Wenn ich’s mir recht überlege, wird’s langsam Zeit, dass ich mir eine neue Frau suche. Ist verdammt einsam in den Bergen, seit Hirschkuh das Zeitliche gesegnet hat.«
    »Die hier ist noch keine zwanzig, Mann! Seit wann treibst du’s mit Kindern, Franzose?«
    »Indianer heiraten früh, das weißt du doch. Hirschkuh war zwölf oder dreizehn, als sie sich den ersten Krieger ins Tipi holte. Die wissen mehr über solche Sachen als wir. Als sie von dem Bären angefallen wurde, war sie gerade mal zwanzig.«
    »Hirschkuh war eine Blackfeet.«
    »Na und?«
    »Die sind anders.«
    »Unsinn, Indianer sind alle gleich.« Er blickte auf Büffelfrau hinab, die ihre Augen wieder geschlossen hatte und den beiden zuhörte, ohne ihre Worte zu verstehen. »Hm, komischer Stamm, zu dem die hier gehört. So ein Kleid hab’ ich noch nie gesehen. Was ist das für’n rotes Kreuz?«
    »Irgendein Hokuspokus«, antwortete Zeb. »Hat dem obersten Häuptling einen Sohn geboren oder so’n Scheiß. Was weiß ich denn?« Er kniete nieder und berührte sie wie ein totes Tier, das sich in seiner Falle verfangen hat. »Die gestreiften Leggins, hm, könnte eine Sioux oder Cheyenne sein.«
    »Die leben weiter westlich.«
    »Hat sich eben verirrt!«
    Jean kramte eine Maiskolbenpfeife aus seiner

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