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Das Lied der Cheyenne

Das Lied der Cheyenne

Titel: Das Lied der Cheyenne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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in deine Blockhütte schleppen! Ihr Franzosen seid schon eine komische Rasse! Wenn ihr zwei Tage keine Frau im Bett habt, dreht ihr durch.«
    »In meiner Hütte ist es kalt«, antwortete der Franzose, »und ich hab’ keine Lust, dauernd aufzustehen und neues Holz ins Feuer zu werfen. Ich brauche eine Wärmflasche, mon dieu.«
    Wieder entging Zeb der feine Zynismus seines Partners. Er brummte einen Fluch und ging zu seinem Pferd. »Dann nimm sie meinetwegen mit. Aber du kümmerst dich um sie, hast du gehört? Und glaub’ ja nicht, dass ich dir helfe, wenn dieser verdammte Bloody sich die Kleine schnappt. Der macht vor keinem Weiberrock halt, der ist noch schlimmer als du.«
    »Joshua ist auch noch da.«
    »Josh ist ein Einzelgänger.«
    »Du kommst mit«, sagte Jean zu der Indianerin.
    Büffelfrau blieb nichts anderes übrig, als sich zu fügen. Vorerst. Unterwegs würde sie fliehen und zu ihrem Volk zurückreiten. Sie ging zu ihrem Pony und zog sich in den Sattel. Die Schmerzen hatten nachgelassen, aber der weiße Mann mit dem Stirnband hatte recht, sie war schwach und brauchte Ruhe. Sie spürte den Bogen und den Köcher auf ihrem Rücken und lächelte. Die weißen Männer waren arglos und ließen ihr sogar den Bogen und die Pfeile. Hatten sie keine Angst vor ihr, weil sie eine Frau war? Weil sie krank und schwach war? Oder war der Mann mit dem Stirnband ihr wirklich freundlich gesinnt?
    Sie drückte das Bündel mit den heiligen Pfeilen an ihre Brust und fühlte die magische Kraft. Die Geister waren wieder mit den Hügelleuten im Bunde. Ihr konnte nichts geschehen, wenn sie den Gesetzen ihres Volkes folgte. Sie hoffte, dass ihr Vater und die anderen Krieger in ihren Träumen davon erfahren hatten, und freute sich auf den Augenblick, wenn sie mit den heiligen Pfeilen in ihr Dorf ritt. Aiee, noch war dieser Tag nicht gekommen, aber sie freute sich schon jetzt. Daran konnten nicht einmal die beiden Männer etwas ändern, die vor ihr aus dem Wäldchen ritten und kaum noch Notiz von ihr nahmen.
    Es wäre leicht, sie mit zwei Pfeilen von ihren Pferden zu schießen. Die Krieger der tsis tsis tas würden ihr zujubeln, wenn sie mit den Skalpen der weißen Männer im Dorf auftauchte. Aber die Geister wollten es nicht. Der Adler, der ein Abgesandter ihres Schutzgeistes war, kreiste über ihr und flog in dieselbe Richtung wie die weißen Männer. Er wollte, dass sie mit den Jägern ritt. Wartete im Dorf der weiße Mann mit den blauen Augen auf sie? Der geheimnisvolle Mann, der in ihren Träumen wiedergekehrt war? So musste es sein, sonst wäre der Adler nicht am Himmel gewesen, oder er hätte sie in eine andere Richtung geführt.
    Sie ritten den ganzen Tag nach Nordwesten und lagerten zwischen einigen Felsen. Der Mann mit dem kahlen Kopf zündete ein viel zu großes Feuer an und stellte einen Becher mit einem dampfenden Getränk vor sie. Es war kein Tee und auch kein heißes Wasser. Eher eine schwarze Brühe, die bitter auf ihrer Zunge lag und ihr überhaupt nicht schmeckte. »Warte«, sagte Jean lachend, als er die Miene der Indianerin sah. Er holte eine Handvoll weißes Pulver aus einem Sack und schüttete es in die dunkle Brühe. »So schmeckt es besser«, sagte er.
    Büffelfrau kostete vorsichtig und war angenehm überrascht. Das weiße Pulver war noch süßer als der Honig, mit dem ihr Volk den Kräutertee süßte. »Das schmeckt gut«, sagte sie.
    »Mit Zucker fängt man Mäuse!«, lästerte Zeb.
    »Ich dachte, das war Speck.«
    Sie brieten die Reste des Truthahns, den sie am vergangenen Tag erlegt hatten, und boten ihr das weiße Brustfleisch an. Sie nahm dankend an. Es ging ihr schon viel besser, obwohl der Ritt sehr anstrengend gewesen war und sie die Müdigkeit tief in ihren Knochen spürte. Sie ging früh schlafen und war froh, dass die weißen Männer sie nicht belästigten.
    Zeb lachte wieder. »Die mag dich«, sagte er, »die verdammte Kleine hat einen Narren an dir gefressen, sonst wäre sie längst abgehauen. Liegt bestimmt an meinem Kaffee.«
    »Und an meinem Zucker.«
    Sie wechselten sich mit der Wache ab und stiegen mit den ersten Sonnenstrahlen auf die Pferde. Büffelfrau folgte ihnen willig. Sie hatte im Traum die blauen Augen gesehen und war jetzt ganz sicher, dass am Ende des Weges der geheimnisvolle weiße Mann wartete. Ihr werdet dieselbe Luft atmen, hatte ihr Schutzgeist gesagt. Es war alles vorbestimmt.
    Sie erreichten das Dorf am frühen Abend. Die Blockhütten standen zwischen einigen Bäumen

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