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Das Lied der Cheyenne

Das Lied der Cheyenne

Titel: Das Lied der Cheyenne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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Jackentasche und stopfte sie mit einer Hand. »Sollen wir eine Schleppe bauen, oder willst du warten, bis sie gesund ist?«
    »Die kann reiten.«
    »Sie hat viel Blut verloren.«
    »Ach, was«, erwiderte Zeb, »diese verdammten Rothäute sind zäh. Die sind zäher als wir, wenn du mich fragst.« Er schnäuzte sich mit zwei Fingern und schüttelte sich wie ein nasser Hund. »Verdammter Schnupfen, krieg’ ich jedes Frühjahr. So ein Mist. Liegt bestimmt an dieser beschissenen Gegend!«
    »Hat dich kein Mensch gezwungen, hier rauszukommen.«
    »Soll ich in St. Louis bleiben, eh?« Zeb rieb sich mit der flachen Hand über die Glatze und verzog das Gesicht. »Soll ich nach Boston gehen? Mann, in St. Louis wimmelt es von Menschen. Ein verdammter Ameisenhaufen ist das.«
    »Aber niemand hat Schnupfen.«
    Zeb verstand den Humor seines französischen Freundes nicht. »Die sterben an was anderem. Cholera oder Typhus oder so’n Zeug. Was machen wir jetzt mit der verdammten Kleinen?«
    »Wir fragen sie aus«, sagte der Franzose ruhig. »Ich möchte wissen, woher sie die Schusswunde hat. Ich habe keine Lust, in einen Haufen wilder Crows zu laufen.«
    »Und wie willst du mit ihr reden, hm?«
    »Ich kann ein bisschen Zeichensprache.«
    Büffelfrau spürte, wie der kahlköpfige Mann gegen ihre Füße trat. Sie öffnete die Augen. Er sagte etwas, das sie nicht verstand, und deutete auf den jüngeren Mann mit dem roten Stirnband. Auch er hatte diesen seltsamen Geruch an sich, aber er lächelte freundlich, und jetzt versuchte er sogar, sich mit ihr zu unterhalten. Aiee, er beherrschte die Zeichensprache. Nicht sehr gut, aber so, dass sie den Sinn seiner Worte verstand.
    »Wir sind Jäger«, sagte er. »Das ist Zeb, und ich bin Jean. Jean«, wiederholte er, als sie nicht verstand. »Wir jagen Pelztiere, oben in den Bergen, im Land der Blackfeet. Wer bist du?«
    »Ich bin Büffelfrau, die heilige Frau der tsis tsis tas.«
    Der Trapper wiederholte das Zeichen für ihr Volk und blickte sie fragend an. »Du bist eine Cheyenne? Dein Volk lebt im Westen, weit entfernt von hier. Was tust du hier?«
    Büffelfrau wusste nicht, ob sie den Männern trauen konnte. Alle weißen Männer sind unsere Feinde, das hatten die Häuptlinge schon vor langer Zeit gesagt. Der Mann, der mit ihr sprach, benahm sich wie ein Freund, aber dem Kahlkopf traute sie nicht. Er würde sie töten, wenn sie ihm lästig war. Sie bewegte sich und spürte den festen Verband an ihrer Hüfte. »Unsere Feinde haben mich angeschossen«, sagte sie.
    »Welche Feinde? Crows?«
    »Feinde«, wiederholte sie ruhig. Wenn die weißen Männer mit den Shar-ha verbündet waren, brauchten sie nicht mehr zu wissen. »Habt ihr mich verbunden?«
    »Das war ich«, sagte der Mann mit dem Stirnband. Er zog an der Maiskolbenpfeife und blickte sie nachdenklich an. Diese Indianerin war eine besondere Frau, das spürte er ganz deutlich. Hatte sie nicht gesagt, sie sei eine heilige Frau? Er paffte wieder. »Sind die Feinde noch in der Nähe?«, fragte er.
    »Ich glaube nicht«, antwortete sie.
    Zeb griff fluchend nach seiner Büchse und schob Erde in das heruntergebrannte Feuer. »Was soll dieser Scheiß?«, unterbrach er die beiden ungeduldig. Er war zu träge gewesen, die Zeichensprache der Indianer zu lernen, und war wütend, weil er nichts verstand. »Willst du ein verdammtes Palaver abhalten?«
    Jean erklärte seinem Partner, was die Indianerin gesagt hatte. »Wir können sie nicht hierlassen«, fügte er hinzu, »sie hat zu viel Blut verloren. Sie braucht Ruhe. Wir nehmen sie mit.«
    »Ins Camp?«
    »Wohin denn sonst?«
    »Sie ist eine Cheyenne, verdammt! Mit denen haben wir noch nie Handel getrieben. Was ist, wenn sie uns verrät und mit einer Horde wilder Krieger zurückkommt?«
    »Wir werden die Pfeife mit ihr rauchen.«
    »Und das soll helfen?« Zeb lachte laut.
    Der Franzose wandte sich wieder an die Indianerin. »Wir sind deine Freunde«, signalisierte er, »wir nehmen dich in unser Dorf mit und pflegen dich gesund.«
    »Ich muss nach Hause«, widersprach Büffelfrau. Sie traute den weißen Männern noch immer nicht und wäre sie am liebsten losgeworden. »Ich kann reiten.«
    »Du bist zu schwach.«
    »Lass sie doch, wenn sie will!«, schaltete Zeb sich ein. »Wenn’s nach mir gegangen wäre, hätten wir sie erschossen, und es hätte das verdammte Problem gar nicht gegeben.«
    »Wir nehmen sie mit.«
    Zeb lachte meckernd. »Du willst sie heiraten, hm? Du willst das verdammte Miststück

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