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Das Lied der Cheyenne

Das Lied der Cheyenne

Titel: Das Lied der Cheyenne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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wilde Stamm, der irgendwo im Westen lebt. Ich habe in unserem Wochenblatt darüber gelesen. Ich kann nämlich lesen.« Er lächelte stolz. »Sind sie wirklich so gefährlich, wie man sagt?«
    »Ich kann froh sein, dass ich meinen Skalp noch habe«, spielte Tinker mit, »aber die Frauen … Mann, das sind die heißesten Weiber, die mir je untergekommen sind! Die machen Sachen, von denen haben Sie noch nie was gehört.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich.« Der Händler vermied es, den Siedler anzusehen, weil er sonst laut losgelacht hätte. Wie kam ein Schollenbrecher wie er auf die Idee, seine Farm zu verkaufen und in die Wildnis zu ziehen? Wie konnte man nur so dumm sein und die Märchen von einer großen Goldader glauben? Wenn es wirklich Gold gab, hockten die Cheyenne, Sioux und Blackfeet darauf, und gegen die kam nicht mal eine ganze Armee an. Die Indianer konnten sehr hässlich werden, wenn sie einen dabei erwischten, wie er ihr Land umgrub. Sie glaubten, dass die Erde ihre Mutter war, und die grub man nicht um. Glaubten diese verdammten Greenhorns wirklich, in den Rockies nach Gold graben zu können? Er lachte innerlich. Wenn sie wirklich so dumm waren, dann gingen sie auch auf seinen Vorschlag ein.
    »Wie viele Männer seid ihr?«, fragte er.
    »Fünf«, antwortete der Siedler arglos, »die anderen lagern hinter den Felsen.« Er rieb sich über die Lippen und warf einen raschen Blick auf die Indianerin. »Und Sie meinen wirklich, diese Squaws machen Dinge … ich meine … sind sie wirklich so wild?« Er lachte gekünstelt. »Kann ich gar nicht glauben.«
    Der Händler merkte, dass ihm der Siedler auf den Leim ging, und blickte sich nach allen Seiten um, als fürchtete er einen Zuhörer. »Ich hab’ es selber ausprobiert«, verriet er in einem verschwörerischen Tonfall, »ich sage Ihnen, davon träumen Sie noch in hundert Jahren …«
    »Hm …« Der Siedler schluckte und blickte wieder zu der Indianerin hinüber. Sie war jung und sah gut aus, und ihre Augen, die waren richtig feurig. Er hatte seit sieben Monaten keine Frau mehr gehabt. Damals war seine Frau weggelaufen, und er war vor lauter Arbeit kaum von der Farm gekommen. Einmal war er in der Stadt gewesen, und die dicke Ethel hatte ihn in ihr Zelt gelockt, aber er mochte keine dicken Frauen, und sein Geld hatte auch nicht gereicht. Diese Indianerin war schlank, und wenn er sich vorstellte, wie sie sich unter ihm bewegte und schrie … »Hm«, meinte er, »diese Squaw sieht verdammt gut aus, und ich …« Er zögerte. »Meinen Sie …«
    »Die Hälfte von dem Gold, und Sie gehört Ihnen«, schlug Tinker vor, »für eine halbe Stunde …« Er sah, wie der Farmer erschrak, und fügte hinzu: »Sie glauben ja gar nicht, was diese Schlampe in einer halben Stunde alles mit Ihnen anstellt!«
    »Die Hälfte?«, rief der Siedler. »Das ist die Hälfte meiner Farm! Sie glauben doch nicht, dass ich so viel für eine Frau bezahle! Nicht mal für eine Weiße würde ich so viel hinlegen!«
    »Squaws sind besser … und wilder.«
    »Die Hälfte … niemals!«
    »Na, schön, ein Viertel«, lenkte der Tinker ein, »aber das ist mein letztes Angebot. Immerhin sind Sie der Erste, den ich an sie ranlasse. Sie wissen gar nicht, wie viel Glück Sie haben.«
    »Der Erste?«
    »Ich hab’ sie vor zwei Tagen eingefangen.«
    Der Siedler blickte wieder auf die Indianerin und sah das wilde Funkeln in ihren Augen. Ein Viertel des Goldes. Was war das schon, wenn sie in ein paar Tagen auf eine ganze Ader stießen? »Also, gut«, meinte er schnell. Er füllte ein Viertel des Goldes in einen Lederbeutel, den der Tinker aus seiner Tasche gekramt hatte. Als er ihn wegsteckte, kam Junior mit dem Wasser zurück. Er schlug einen großen Bogen um Büffelfrau und stellte den mit Wasser gefüllten Topf in das Feuer.
    »Hör zu, mein Junge«, sagte der Siedler, der auf keinen Fall wollte, dass sein Sohn bei dem Schauspiel zusah, »dieser Herr und ich haben noch was Geschäftliches zu besprechen. Wie wär’s, wenn du schon zu den Wagen zurückgehst? Ich komme in einer halben Stunde nach. Der werte Herr will mir etwas Kaffee und ein paar Vorräte mitgeben, und ihr könntet schon mal ein Lagerfeuer anzünden. Es ist wichtig, mein Junge.«
    »Meinetwegen«, erwiderte Junior gelangweilt. Er nickte dem Händler zu, warf einen ängstlichen Blick auf die Indianerin und verschwand hinter den Felsen.
    Der Siedler wartete, bis seine Schritte verklungen waren. »Na, dann wollen wir mal«, sagte er unsicher.

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