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Das Lied der Cheyenne

Das Lied der Cheyenne

Titel: Das Lied der Cheyenne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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abenteuerlichen Kriegszügen und der Büffeljagd, die Frauen tauschten den neuesten Klatsch aus, und die Kinder spielten am Fluss und veranstalteten Wettkämpfe. Im dichten Wald auf der Westseite trafen sich junge Krieger mit ihren Mädchen. Es war die schönste Zeit des Jahres.
    Weißer Frosch und seine Sandleute kamen am nächsten Tag, sie hatten den Frühling in unmittelbarer Nähe des Hauptlagers verbracht. Der Ratshäuptling, ein tapferer Mann, dessen Wort besonders viel galt, wenn ein Kriegszug beschlossen wurde, war mit seinen Kriegern auf der Büffeljagd gewesen. Sie brachten viel Fleisch mit und luden alle anderen Teilnehmer des Sonnentanzes zu einem Festessen ein.
    Während des Essens berichtete der Häuptling der Sandleute von einem langen Ritt, den er im Mond, wenn das Hochwasser kommt, unternommen hatte. Er hatte eine Antilope verfolgt und war auf zwei bleichgesichtige Männer gestoßen. »Sie hatten ein großes Feuer angezündet und eine Hirschkeule gebraten.«
    »Hatten sie Haare im Gesicht?«, fragte Bärenmann.
    »Ja«, antwortete Weißer Frosch, »ich wollte die Männer töten und nachsehen, ob die Haare am ganzen Körper wuchsen, aber ich musste umkehren.«
    »Hatten sie Feuerstöcke dabei?«
    Weißer Frosch nickte. »Sie hatten Feuerstöcke und Messer, ich habe es gesehen. Meinst du, sie gehören zu den Leuten, denen wir am Ufer des Großen Flusses begegnet sind?«
    »Den Mai-ri-hio? Den roten weißen Männern?« So hatten die Cheyenne die französischen Händler genannt, denen sie am Ufer des Mississippi begegnet waren. Von ihnen hatten die Waldleute die ersten Gewehre des Volkes bekommen.
    »Ich glaube nicht. Sie waren anders angezogen, und ihre Sprache klang anders. Aber sie waren genauso blass. Ich weiß es nicht.«
    »Ich habe die Männer mit den Haaren im Gesicht im Süden gesehen«, berichtete ein Krieger der Flussleute, »zwei Männer und eine Frau. Sie fuhren in einem Tipi, das von Pferden gezogen wurde. Die Männer waren dunkler als die Mai-ri-hio, von denen Kleiner Wolf erzählt, sie waren fast so braun wie wir, aber sie hatten Haare im Gesicht. Die Frau sah wie unsere Frauen aus, aber sie war anders gekleidet. Ich habe die Leute verfolgt. Sie fuhren zu den Ni-mou-sin.«
    »Das waren Mexikaner«, wusste Bärenmann. Er hatte sich lange mit den bleichgesichtigen Fremden beschäftigt, die jetzt überall gesehen wurden. Es gab Mai-ri-hio und Mexikaner, und wenn die Alten recht hatten, gab es auch Eisenhemden. Sie kannten unterschiedliche Sprachen und verstanden keine Zeichen, aber sie gehörten demselben Volk an, darüber gab es keinen Zweifel.
    »Feuerstockleute« nannte Bärenmann die Fremden, weil sie die neuen Waffen ins Land der tsis tsis tas gebracht hatten. Ihr Volk konnte nicht besonders groß sein, denn es tauchten immer nur ein paar von ihnen auf. Das war schon vor vielen Wintern so gewesen, als die Männer mit den eisernen Hemden ins Land der Ni-mou-sin gekommen waren und die ersten Pferde gebracht hatten. So erzählten es die alten Männer. Weit im Osten sollte es einen großen Stamm der blassgesichtigen Fremden geben, und die Pflanzer im Osten erzählten sogar von Frauen mit goldenem Haar, aber diese Geschichten hielt Bärenmann für Hirngespinste. »Die Fremden sind gut bewaffnet, aber wir brauchen keine Angst vor ihnen zu haben«, sagte er, »ich bin dafür, sie umzubringen und ihnen die Feuerstöcke abzunehmen. So haben es die Waldleute immer gehalten.«
    Vor einigen Jahren waren die blassgesichtigen Fremden mit den Haaren im Gesicht das große Gesprächsthema beim Sonnentanz gewesen. Die Felsenleute waren einer Gruppe von Pelztierjägern in den nördlichen Bergen begegnet und hatten aufgeregt von den bleichen Männern berichtet. Auch während der vergangenen Jahre war am Ratsfeuer über das fremde Volk gesprochen worden, und die Schamanen befragten regelmäßig die Geister, aber niemand sah eine große Gefahr. »Sie sind keine Menschenwesen«, brachte Wolfsgeist es auf einen Punkt, »sie sind es nicht würdig, beachtet zu werden.«
    Als die Sonne zum zweiten Mal aufging, tauchte der lange Zug der Hügelleute am Flussufer auf. Bärenkopf führte den Stamm an. Der Häuptling trug seine beste Kleidung und hatte sein Gesicht mit leuchtenden Farben bemalt. Hinter ihm ritten die Krieger und die Frauen und Kinder. Den Schluss bildeten Büffelhöcker und seine Hundesoldaten. Büffelfrau ritt auf Sturmwind und führte ein zweites Pony mit einer Schleppbahre am Zügel. Auf der

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