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Das Lied der Cheyenne

Das Lied der Cheyenne

Titel: Das Lied der Cheyenne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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beiden Frauen mit den Schamanen tanzen, bis die anderen Mitglieder des Volkes die Medizinhütte errichtet hatten. Vier Tage lang würden sie das Tipi nicht verlassen.
    Auch Büffelfrau war von ihrem Vater eingeladen worden, an dem Tanz teilzunehmen. Das war eine große Ehre. Es gab einige Medizinfrauen bei ihrem Volk, die sich in der Heilkunde auskannten und wussten, wo die heilenden Kräuter zu finden waren, aber es hatte seit vielen Wintern keine heilige Frau mehr gegeben.
    Sie war eine Seherin. Sie hielt den Kontakt zu den Geistern und verfügte über magische Kräfte. Schon als Kind hatte sie den Raben gesehen, der die Hügelleute zu den Büffeln geführt hatte, und diesmal hatte sie die Herde selber gefunden.
    »Weißer Biber ist sehr tapfer«, sagte der alte Schamane, als er sah, dass sie ihren Verehrer beobachtete. »Er wird die Mutprobe bestehen, wenn die Sonne zum achten Mal aufgeht.«
    »Ich weiß«, erwiderte Büffelfrau, »ich träume oft von ihm. Er ist ein guter Mann. Wenn ich ihn sehe, springt mein Herz, und ich denke wie die anderen Frauen, wenn sie von ihren Männern sprechen. Sie sind damit zufrieden, ihm eine gute Frau sein. Warum hat Maheo mich auserwählt? Warum hat er keinen Mann gesucht? Einen Mann wie Angst-vor-Pferden?«
    »Es bleibt den geheimnisvollen Kräften vorbehalten, unseren Weg zu bestimmen«, sagte der alte Schamane, »nur Maheo weiß, welche Aufgabe wir in dieser Welt erfüllen müssen, und es liegt an uns, seine Zeichen zu erkennen.« Er blieb stehen und stützte sich auf seinen Wanderstock. Die aufgehende Sonne ließ seine dunklen Augen funkeln. »Bevor du geboren wurdest, sprach mein Schutzgeist zu mir. Ich habe es oft erzählt. Die Geister holten mich aus dem Schlaf und führten mich in die heiligen Berge. Als ich ins Dorf zurückkehrte und ein Kind schreien hörte, wusste ich, dass es auserwählt war. Das Kind warst du.«
    »Wozu bin ich auserwählt, Onkel?« Auch diese Frage hatte sie dem Schamanen schon oft gestellt. Sie spürte die magischen Kräfte, die es ihr erlaubt hatten, die Büffel zu finden und mit Sieht-hinter-die-Berge die Geister zu beschwören, und sie wusste, dass sie dazu geboren war, auf die Jagd und auf den Kriegspfad zu gehen. Aber wie sollte sie ihrem Volk dienen? Genügte es, wenn sie die Pflichten einer heiligen Frau übernahm? Welche geheimnisvollen Kräfte sollte sie bekämpfen, und was hatten die unheilvollen Bilder in ihren Träumen zu bedeuten? Das Feuer und die dunklen Gestalten, das Blut an den heiligen Pfeilen? Welche Gefahren warteten auf die Hügelleute, und was konnte sie tun, um die Schatten von ihrem Volk abzuwenden?
    »Dein Schutzgeist wird es dir sagen«, sagte Sieht-hinter-die-Berge wieder. »Bete zu den Geistern und beachte die Tabus, dann kann dir nichts passieren. Der Große Geist wird dir die Kraft geben, alles Unheil von unserem Volk abzuhalten.«
    Seit sie zur Frau geworden war und den grausamen Traum mit den Pfeilen gehabt hatte, war das Thema nicht mehr zur Sprache gekommen. Beide hatten Angst, über die heiligen Pfeile zu sprechen. Sie beruhigten sich damit, dass Wolfsgesicht das heilige Bündel verwahren und über das Schicksal des Volkes wachen würde. Dann konnte nichts passieren. Wie sollte ihr Blut an die Pfeile kommen, wenn das Bündel im Tipi des Süße-Medizin-Häuptlings lag? »Manchmal habe ich Angst«, sagte sie dennoch, »die Verantwortung ist sehr groß, Onkel.«
    »Ich weiß«, erwiderte Sieht-hinter-die-Berge, »sie wird noch größer sein, wenn ich gegangen bin. Aber du bist stark. Du bist stärker, als ich es jemals gewesen bin.«
    »Ich bin eine Frau, Onkel.«
    »Eine starke Frau.«
    Sie erreichten das Einsame Tipi, das mit farbigen Symbolen bemalt war. Es war geräumiger als das Zelt, in dem sie wohnten. Wolfsgesicht und die Schamanen der anderen Gruppen waren schon da und saßen schweigend um das lodernde Feuer herum. Büffelhöcker badete sein kunstvoll bemaltes Gesicht in den hellen Sonnenstrahlen, die durch die Rauchöffnung in das Tipi fielen. Seine beiden Frauen saßen im Hintergrund.
    »Seid willkommen«, grüßte Büffelhöcker den alten Schamanen und seine Tochter, die das Tipi betreten und respektvoll stehen geblieben waren. »Setzt euch.«
    Sieht-hinter-die-Berge und Büffelfrau kamen der Aufforderung des Häuptlings nach. Der Schamane stöhnte unterdrückt, als er den Schmerz in seinen Gelenken spürte. Büffelfrau griff nach seiner Hand und drückte sie, während sie schweigend

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