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Das Lied der Cheyenne

Das Lied der Cheyenne

Titel: Das Lied der Cheyenne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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Büffelhaut und in zahlreiche Felle gehüllt lag Sieht-hinter-die-Berge, der alte Schamane. Er war sehr schwach geworden und schaffte es nicht mehr, sich auf dem Rücken eines Ponys zu halten. Er hielt seinen Wanderstock in beiden Händen und lächelte, wenn Büffelfrau sich über ihn beugte und ihm zuredete. Sie war eine gute Nachfolgerin, und es war gut für den Stamm gesorgt, wenn er gehen musste.
    Die Hügelleute waren eine der angesehensten Gruppen der tsis tsis tas und wurden von allen freudig begrüßt. Vor allem Gelber Wolf, der von einer jungen Frau fast erdrückt wurde. Mondfrau war eine Ho-he und schon als Kind von den Felsenleuten geraubt worden. Sie erinnerte sich nicht mehr an ihr Volk und würde bald ganz zu den Hügelleuten gehören, denn Gelber Wolf und sie wollten heiraten. Der Krieger hatte zahlreiche Ponys für ihren Vater mitgebracht.
    Bärenkopf rauchte die Pfeife mit den anderen Häuptlingen und tauschte Neuigkeiten mit ihnen aus, während seine Leute ihre Tipis im Osten aufbauten. Er blies den Rauch nach oben und unten und in die vier Himmelsrichtungen. »Habe ich euch schon erzählt, was Kojote mit den Shar-ha angestellt hat?«, fragte er, nachdem er von dem erfolgreichen Kriegszug gegen die Ni-mou-sin und der Büffeljagd berichtet hatte.
    Kleiner Wolf schmunzelte. Er kannte die lustigen Erzählungen seines Freundes und hörte ihm gern zu. »Wir sind gespannt auf deine Geschichten«, sagte er, »und hoffen, du wirst sie dem Volk am großen Feuer erzählen. Wir haben die besten Stücke des größten Büffels für dich aufgehoben. Und wir sind begierig, die Wahrheit über Büffelfrau zu erfahren. Man erzählt viel an den Feuern des Volkes, und wir wissen nicht, was wahr ist.«
    Bärenkopf rauchte schweigend. »Alles, was ihr gehört habt, ist wahr«, antwortete er dann. »Sie besitzt magische Kräfte und ist bei Sieht-hinter-die-Berge in die Lehre gegangen. Sie wird seine Nachfolgerin. Unser Medizinmann ist sehr schwach und wird die lange Reise antreten, sobald der Sonnentanz vorüber ist.«
    »Er ist krank?«, fragte Wolfsgesicht besorgt.
    »Nur schwach«, erwiderte Bärenkopf. »Er wird seine Pflichten beim Sonnentanz übernehmen und dir das Bündel mit den heiligen Pfeilen überreichen. Dann wird er gehen.«
    »Er war ein großer Mann«, sagte Wolfsgesicht.
    »Und Büffelfrau wird eine große Frau«, ergänzte der Häuptling der Hügelleute. »Ihre Medizin ist stark, und sie wird unser Volk in eine gute Zeit führen. Sie hat die Büffel gefunden, und sie hat Weißer Biber das Leben gerettet. Ich will euch heute Abend am Feuer davon berichten. Sie ist eine außergewöhnliche Frau.«
    Am abendlichen Lagerfeuer war Bärenkopf in seinem Element. Das ganze Volk hörte zu, als er von den Heldentaten der Hügelleute und der tapfersten Frau erzählte, die es seit dem Beginn der Erde bei ihnen gegeben hatte. Er schmückte ihre Geschichte mit farbigen Bildern aus und schilderte in blumenreichen Worten, wie sie Weißer Biber das Leben gerettet hatte. »Wahrhaft, sie ist eine große Frau«, endete er.
    Büffelfrau errötete vor Stolz, als sie ihren Namen am großen Feuer hörte. Es kam selten vor, dass eine Frau vor dem ganzen Volk gelobt wurde, und sie sah, dass sich auch Otterfrau und Blitzfrau für sie freuten. Sie saßen hinter den Kriegern und den erwachsenen Frauen im Halbdunkel, verstanden aber jedes Wort, das von den Rednern im Feuerschein gesprochen wurde.
    »Ich könnte von Gelber Wolf erzählen«, begann Büffelhöcker mit seiner Rede, »von Weißes Pferd und den jungen Kriegern, von Roter Mond und Kleiner Falke. Sie haben großen Mut bewiesen, als wir gegen die Ni-mou-sin zogen. Ihr werdet ihre Namen noch oft hören, und sie werden viele Skalpe erbeuten, wenn wir unsere Feinde angreifen.«
    Büffelfrau sah das stolze Gesicht von Kleiner Falke im roten Licht des Feuers und freute sich für ihn. Er war ein Angeber, wenn es um seine Reitkünste ging, das war wahr, aber er war auch ein tapferer Krieger und verstand einen derben Spaß. »Du bekommst einen guten Mann«, sagte sie leise zu Blitzfrau.
    »Ich weiß«, antwortete die Freundin stolz.
    Büffelhöcker reckte seine kräftige Gestalt und kündigte auf diese Weise an, wie wichtig ihm die folgenden Worte waren. »Aber auch ich will von meiner Tochter sprechen. Ich will euch berichten, was vor einigen Wintern geschah, als wir gegen die Shar-ha ritten.« Er erzählte von dem jungen Mädchen, das seinem Vater auf den Kriegspfad gefolgt war und

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