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Das Lied der Cheyenne

Das Lied der Cheyenne

Titel: Das Lied der Cheyenne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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Wasser aus dem Fluss und bespritzte sein Gesicht.
    »Das war ein schönes Lied!«, hörte er eine sanfte Stimme. »Hast du für mich gespielt, Weißer Biber?«
    Er fuhr herum und sah Büffelfrau, die wie eine Traumgestalt im hohen Gras stand und ihn liebevoll anblickte. Das Mondlicht ließ ihr Gesicht noch weicher und hübscher erscheinen. Sie kam näher, und er sah, dass in ihren Augen helle Sterne blitzten. Er spürte einen dicken Knoten in seinem Hals. Seine Knie wurden weich, und er wäre am liebsten davongerannt.
    »Hast du die Sprache verloren, Weißer Biber?«
    Er bemerkte das verführerische Glitzern in ihren Augen und nahm seinen ganzen Mut zusammen. »Ja, ich habe für dich gespielt«, sagte er. »Ich verehre dich, Büffelfrau. Mein Herz klopft, wenn ich an dich denke, und ich träume davon, dich in den Armen zu halten. Meine Gedanken kreisen nur um dich.«
    »Das ist gut«, antwortete sie, »auch ich habe an dich gedacht. Die Geister haben mich an den Fluss geführt, damit ich dein Liebeslied höre und meinen Gefühlen folgen kann.«
    »Du hast … Gefühle für mich?«
    »Ja, Weißer Biber.«
    Sie sanken einander in die Arme.
    Sie genoss seinen starken Körper und den herben Geruch seiner Männlichkeit. Wie schön es war, Frau zu sein, dachte sie verwirrt. Sie gab sich der Lust und den neuen Gefühlen hin, bis sie seine Hand auf ihren Schenkeln spürte und ihr klar wurde, dass sie dabei war, ein strenges Tabu des Volkes zu brechen.
    »Das dürfen wir nicht«, sagte sie keuchend. Sie löste sich aus seinen Armen und ordnete ihr Kleid. Mit einer nervösen Bewegung strich sie ihre Haare glatt. »Ich verehre dich, Weißer Biber, auch ich möchte ein Tipi mit dir teilen. Aber ich brauche Zeit. Warte, bis ich meinen Schutzgeist getroffen habe. Er wird uns sagen, was wir tun sollen. Gute Nacht, Weißer Biber.« Sie rannte davon und verschwand in der Dunkelheit.

16
Vision
    Die ersten Strahlen der Morgensonne weckten das Dorf. Die tsis tsis tas hatten bis spät in die Nacht gesungen und getanzt, und sogar der alte Sieht-hinter-die-Berge war erst nach Mitternacht in seine Felle gekommen. Der Ausrufer saß müde auf seinem Pferd, als er seine Runde ritt und die einzelnen Gruppen des Volkes verabschiedete. »Es war ein guter Sonnentanz«, rief er, »und wir freuen uns auf das nächste Jahr, wenn wir uns in einem Tal des Gänseflusses treffen. Die Ratshäuptlinge verabschieden sich von euch. Wolfsgesicht, unser Süße-Medizin-Häuptling, hat die heiligen Pfeile in sein Bündel gepackt und bürgt mit seinem Leben für die Zukunft des einzig wahren Volkes. Lebt wohl, meine Brüder. Das ist alles, was ich zu sagen habe.«
    Die Hügelleute brauchten nur wenige Stunden, um die Tipis abzubauen und ihre Sachen zu packen. Sie überquerten den Verrückten Fluss und zogen durch das felsige Land nach Süden. Sie hatten beschlossen, ihr Sommerlager bei den heiligen Bergen aufzuschlagen, auch mit dem Hintergedanken, dass Sieht-hinter-die-Berge sie verlassen würde und an einem heiligen Ort bestattet werden musste. Sie wurden lautstark verabschiedet, und Kleiner Falke konnte es sich nicht verkneifen, am Flussufer entlangzureiten und einige seiner Kunststücke zu zeigen. »Aiee, ich bin Kleiner Falke«, rief er prahlerisch, »ich habe die Mutprobe bestanden, und man wird überall an den Feuern von meinen Heldentaten erzählen.«
    Die Zuschauer johlten begeistert, als der junge Krieger einen Handstand auf seinem Pony machte und sich mit einem Salto auf den Rücken des Tieres fallen ließ. Die meisten Hügelleute und vor allem Blitzfrau schüttelten nur den Kopf. Sie kannten Kleiner Falke und wussten seit vielen Jahren, dass er gerne mit seinen Reitkünsten angab. »He, Kleiner Falke!«, rief Gefleckter Wolf spöttisch. »Pass auf, dass du nicht runterfällst!«
    Kleiner Falke ritt dicht an ihm vorbei und hüllte ihn in eine Staubwolke ein. »Pass du lieber auf, dass deine Haare nicht schmutzig werden!« Gefleckter Wolf war sehr modebewusst und trug seine langen Haare nur auf eine Seite gekämmt. Zahlreiche Knochenspangen und bunte Lederschnüre verzierten den schwarzen Zopf. Beim Sonnentanz hatten ihn einige Krieger verspottet, weil sie glaubten, dass er eine Mann-Frau wie Weißes Pferd war, aber er hatte sie eines Besseren belehrt und sich offen mit einem Mädchen der Felsenleute gezeigt. Er wollte sie im Mond der Pflaumen besuchen und die Flöte für sie spielen.
    Büffelfrau sah schmunzelnd zu, wie Kleiner Falke sich auf eine

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