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Das Lied der Cheyenne

Das Lied der Cheyenne

Titel: Das Lied der Cheyenne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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Wolfsgesicht, der neue Bewahrer der heiligen Pfeile. Ich werde für euch beten. Unser Volk ist einzigartig, wir sind die wahren Menschenwesen. Ei-e-ya! Wir sehen uns im nächsten Jahr. Ich habe gesprochen.«
    Am großen Feuer wurde gesungen und getanzt. Einige Krieger hatten eine kleine Herde von Büffeln entdeckt und waren mit Fleisch beladen im Dorf erschienen. Die Stücke brieten über offenen Feuern. Das Fett spritzte in der Glut, und würziger Duft lockte die tsis tsis tas ans Feuer. Sie saßen im Schein der Flammen und sangen die fröhlichen Lieder, die nach einer guten Jagd oder einem erfolgreichen Kriegszug angestimmt wurden. Die Tanztrommeln dröhnten, und der rhythmische Gesang hallte über die Prärie. Es war ein guter Tag. Es hatte selten bessere Zeiten gegeben, und nur der alte Sieht-hinter-die-Berge saß gedankenversunken auf dem Büffelfell, das man am Feuer für ihn ausgebreitet hatte. Sein Rücken ruhte auf einem Gestell aus Weidenästen. Er hatte die lange Reise auf die andere Seite begonnen und war nur noch in dieser Welt, weil er auf Büffelfrau wartete. Sie würde ihre Vision suchen, und er wollte hören, was sie ihm zu sagen hatte.
    Büffelfrau hatte ihm frisches Wasser gebracht. Sie hatte ihn zugedeckt und gewartet, bis er zufrieden gelächelt hatte. Sie war eine heilige Frau, und sie besaß die magische Kraft. Das hatte sie auch während der Mutprobe bewiesen, als sie mit Weißer Biber gelitten hatte. »Tanze mit den anderen, mein Kind«, hatte er zu ihr gesagt, »ich bin gut versorgt. Tanze, und sei fröhlich. Ich möchte sehen, wie sich dein Körper bewegt.«
    Büffelfrau gesellte sich zu den anderen. Sie tanzte und sang, und ihre anmutigen Bewegungen erfreuten die jungen Krieger und die alten Männer. Ihre Augen funkelten im Feuerschein, und eine Aura ungebändigter Energie und Leidenschaft umgab sie wie ein unsichtbarer Schatten. Sie sah das stolze Gesicht von Weißes Pferd, der unverhohlen mit seinem jungen Freund turtelte, und sie hörte die Stimme von Läuft-rückwärts, der zu den ausdauerndsten Tänzern gehörte und laut sang. Ihr Vater war bei den anderen Häuptlingen und hörte Bärenkopf zu, der wieder einmal von Kojote erzählte und lauthals lachte.
    Weißer Biber, aber auch Roter Mond und Kleiner Falke und ihre Freundinnen waren nicht zu sehen. Wenige junge Leute waren am Feuer. Es war eine warme Nacht, und die Dunkelheit barg viele Geheimnisse. Sie stand auf und stieg über den alten Berührt-die-Wolken hinweg, der eine warme Fleischbrühe mit Knochenmark geschlürft hatte und in der Nähe des Feuers eingeschlafen war. Schmunzelnd stieg sie zum Fluss hinunter. Ich brauche etwas Ruhe, hatte sie zu Weidenfrau gesagt. Sie blieb im hohen Ufergras stehen und genoss den frischen Wind, der über den Fluss wehte. Der Mond spiegelte sich im Wasser.
    Sie hörte ein Rascheln und griff nach ihrem Messer. Geduckt lief sie zu einem Weidendickicht. Als sie die beiden Gestalten erkannte, die zwischen den Bäumen flüsterten, blieb sie leise kichernd stehen. Roter Mond und Otterfrau hielten einander fest umschlungen. Sie liebkosten sich und waren so verliebt, dass sie nicht einmal hörten, wie Büffelfrau auf einen trockenen Ast trat, als sie aus ihrem Blickfeld verschwand. Dies war eine friedliche Nacht, und die Wachposten jenseits des Flusses würden schon dafür sorgen, dass sich keine Feinde näherten.
    Das wusste auch Weißer Biber, der allein am Ufer saß und ein Liebeslied auf seiner Flöte spielte. Er war am Feuer gewesen und hatte mit klopfendem Herzen zugesehen, wie Büffelfrau sich im Feuerschein bewegte. Ihre Anmut und ihre schlanke Gestalt hatten auch ihn verzaubert und ihn sogar den Schmerz in seiner Brust vergessen lassen. Er hatte die Wunden mit einem heilenden Kräuterbrei beschmiert und einen Tee getrunken, den Angst-vor-Pferden ihm gebraut hatte, aber die Sonne würde noch einige Male aufgehen, bis die Wunden verheilt waren.
    Er hatte nicht gewagt, die junge Frau anzusprechen. Seitdem er wusste, wie sie mit ihm gelitten hatte, erschien sie ihm noch geheimnisvoller und unnahbarer. Sie war eine Zauberin. Sie war mit den fremden Kräften im Bunde, und es stand einem gewöhnlichen Krieger wie ihm nicht zu, ihr den Hof zu machen. Und doch konnte er nicht aufhören, an sie zu denken. Das Liebeslied spielte er nur für sie, und sein Herz zersprang fast, wenn er daran dachte, wie sich ihr biegsamer Körper in seinen Armen anfühlen würde. Er ließ die Flöte sinken, schöpfte kühles

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