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Das Lied der Cheyenne

Das Lied der Cheyenne

Titel: Das Lied der Cheyenne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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erkennen.«
    »Ich bin eine schwache Frau«, widersprach sie, »wie kann ich allein gegen die bösen Mächte kämpfen? Warum haben die Geister nicht Gelber Wolf oder Roter Mond ausgesucht?«
    »Du bist die heilige Frau der Hügelleute«, sagte der Büffel, »du hast die Kraft.«
    »Ich habe Angst, mein Schutzgeist. Ich habe die dunklen Gestalten am Feuer gesehen. Wie kann ich ihnen entkommen?«
    »Geh deinen Weg«, schlug der Büffel vor, »folge der Stimme, die tief in deiner Seele wohnt. Folge dem Pfad, den die Geister für dich in den Boden gegraben haben, und du wirst die dunklen Gestalten aus deinen Träumen verjagen. Du bist nicht allein. Ich werde dir beistehen, wenn du mich brauchst.«
    »Ich danke dir, mein Schutzgeist.«
    »Das ist alles, was ich zu sagen habe«, fügte der weiße Büffel hinzu. »Ich muss jetzt gehen.« Er verneigte sein schweres Haupt und verschwand in dem dichten Schneetreiben.
    Büffelfrau blieb nachdenklich in der Kälte stehen und starrte in den trüben Dunst. Sie merkte gar nicht, dass es zu schneien aufhörte. Auch der Nebel verschwand, und der Wind wurde zu einem sanften Rauschen. Sie kehrte zu ihrem Pony zurück und ritt nachdenklich aus den kalten Bergen. Sturmwind freute sich, dass es zurück in die milden Täler ging. Sie ließ ihm die Zügel, und er galoppierte schnaubend in den Sommer zurück. Die Sonne hatte den Regen über den Ebenen verdrängt und wärmte die Wälder und Wiesen. Goldenes Licht verfing sich im Laub der Bäume und ließ das Gras leuchten.
    Sie genoss das schöne Wetter und den inneren Frieden, den sie durch ihre Begegnung mit dem weißen Büffel gefunden hatte. Er hatte viele Fragen beantwortet und ihr seine Hilfe zugesichert. Er würde immer da sein, wenn sie ihn brauchte, das hatte er gesagt. Aber er hatte auch neue Probleme geschaffen. Welche Rolle spielte der weiße Mann in ihrem Leben? Was war mit Weißer Biber? Welche Gefahren warteten auf ihn? Und was für ein Feuer bedrohte sie? Wer waren die dunklen Gestalten? Höre auf deine Träume, hatte der Büffel ihr empfohlen, und versuche selbst eine Antwort zu finden. War ihre Medizin stark genug für die schwere Aufgabe, die man ihr zugedacht hatte?
    Die Sonne war viermal aufgegangen, seitdem sie den weißen Büffel gesehen hatte, als sie erneut auf die Spuren der Ho-he stieß. Sie war nach Osten ausgewichen, um ihnen aus dem Weg zu gehen, und ritt ihnen fast vor die Augen. Die Spuren waren nur wenige Augenblicke alt. Es waren dieselben Krieger, die beiden Männer und der Junge, und sie hatten es eilig, wie man am Abstand der Hufabdrücke erkennen konnte. Sie waren schnell geritten. Zwischen den Spuren der Ho-he waren die Abdrücke eines anderen Pferdes zu erkennen, dessen Hufe mit Stein oder dem harten Material beschlagen waren, aus dem die Feuerstöcke und die anderen Waffen des weißen Mannes gefertigt waren. Diese Spuren waren älter.
    »Sie verfolgen den Mann mit den Haaren im Gesicht«, sagte sie leise zu ihrem Pony, »sie wollen ihn töten.«
    Sturmwind drehte sich schnaubend im Kreis, als spürte er die Nähe der feindlichen Krieger. Er warf den Kopf hoch und zerrte an den Zügeln. »Ho«, beruhigte sie ihn. Sie nahm den Bogen vom Rücken und folgte den Spuren, die in der immer noch feuchten Erde deutlich zu erkennen waren. Sie wusste nicht, warum sie das tat. Es geschah instinktiv. Die Geister wollten, dass sie dem weißen Mann und den Ho-he folgte. Ich sehe, dass ihr dieselbe Luft atmet, hatte ihr Schutzgeist gesagt. Das betraf den Mann mit den Haaren im Gesicht. Was war mit den Ho-he? Wusste er von ihnen? Sollte sie allein gegen zwei Männer und einen Jungen kämpfen? War sie stark genug? War dies der Augenblick, in dem sie sich als Kriegerin beweisen musste?
    Sie dachte nicht darüber nach. Die Ho-he waren nur wenige Atemzüge vor ihr, und es galt, sich auf den bevorstehenden Kampf zu konzentrieren. Die Spuren führten über einen Hügel und durch ein fruchtbares Tal und verschwanden in dem dichten Laubwald, der die Ausläufer der Berge bedeckte. Sie duckte sich unter den ausladenden Ästen und lenkte ihr Pony immer tiefer in den Wald hinein. Es war leichtsinnig, so vorzugehen. Einer der Ho-he brauchte nur hinter einem Baum auf sie zu warten und konnte sie aus einer sicheren Deckung heraus töten. Sie hatten bestimmt gemerkt, dass sie verfolgt wurden. Sie benahm sich wie ein hungriger Berglöwe, der die Witterung eines schwarzen Rehs aufgenommen hatte und durch das Unterholz brach. Ihm konnte

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