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Das Lied der Cheyenne

Das Lied der Cheyenne

Titel: Das Lied der Cheyenne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Jeier
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Biber geritten und ihr seine Liebe erklärt hatte. Diesmal zügelte sie ihr Pony und blickte entsetzt in das Tal hinab.
    Die Shar-ha waren da gewesen. Sie hatten die Hügelleute im Schlaf erwischt und waren wie ein Sturmwind über das Lager hergefallen. Einige Tipis waren umgerissen worden. Die Häute hatten Feuer gefangen und hingen in verkohlten Fetzen an den Stangen. Dunkler Rauch trieb wie der Atem eines bösen Geistes über das zerstörte Dorf. Zwischen den Tipis lagen die Toten. In den meisten Körpern steckten Pfeile, einige waren von den Kugeln der Feuerstöcke zerfetzt worden. Beißender Gestank und die Klagelieder der Überlebenden wehten zu ihr herauf.
    Büffelfrau kniff die Augen gegen den Rauch zusammen. Ihre Lippen waren dünn und farblos, als sie ihr Pony im Schritt ins Dorf lenkte. Ihr Gesicht war aus Stein. Sie machte sich Vorwürfe, weil sie gegen den Willen der Geister gehandelt hatte. Sie hatte nur an sich gedacht und ihre Pflichten als heilige Frau des Volkes vernachlässigt. Maheo hatte sie bestraft. Er hatte die Shar-ha geschickt und viele Männer, Frauen und Kinder zu sich geholt. Es war ein schlechter Tag, und sie war nicht bei ihrem Volk, wie man es von einer heiligen Frau erwartete. War ihr der eigene Ruhm wichtiger als das Wohlergehen der tsis tsis tas?
    Tränen rannen über ihre Wangen. Kaum jemand beachtete sie, als sie durch das verwüstete Dorf ritt. Sturmwind schnaubte nervös. Der Gestank des Todes stieg in seine Nüstern, und der scharfe Rauch brannte in seinen Augen. Büffelfrau klopfte ihm beruhigend auf den Hals. Sie sah einen Krieger, der drei Pfeile in der Brust stecken hatte und sein Todeslied sang. Seine beiden Frauen hockten neben ihm und hielten seine Hände.
    Weinende Kinder stolperten durch den Rauch. Eine Frau kam ihr entgegen, ein blutiges Messer in der Hand, und schnitt Wunden in ihren linken Arm und ihre Beine. Sie trauerte um ihre beiden Söhne. Neben einem verkohlten Büffelfell lag eine junge Frau. Sie hatte keine Haare mehr, und ihr Körper war rot vom Feuer. Neben ihrem Kopf lagen zwei glitzernde Ohrringe aus Muschelstein.
    Büffelfrau zügelte ihr Pony. Langsam und bedächtig wie in einem Traum stieg sie aus dem Sattel. Ihre Augen waren groß und leer, und ihr Mund war zu einem stummen Schrei geöffnet. Ihre Hände verkrampften sich. »Blitzfrau!«, flüsterte sie entsetzt. Sie kniete neben ihrer toten Freundin nieder und weinte laut und hemmungslos. Der Gestank des verbrannten Fleisches stieg in ihre Nase, aber sie kümmerte sich nicht darum.
    »Warum habt ihr das zugelassen?«, wandte sie sich an die Geister. »Warum habt ihr euren Zorn nicht auf mich gerichtet? Ich habe mein Volk verlassen! Ich habe nur an mich gedacht! Warum habt ihr sie getötet? Warum habt ihr die Shar-ha nicht zu mir geschickt?«
    Sie weinte, bis keine Tränen mehr kamen. Der Geruch des Todes umgab sie wie ein dunkler Schatten, und es dauerte lange, bis sie wieder bei Kräften war und in die Wirklichkeit zurückfand. Sie stand auf und griff nach den Zügeln ihres Ponys. Langsam und mit geröteten Augen ging sie durch das Lager. Sie entdeckte den verstümmelten Körper von Gefleckter Wolf, der immer so stolz auf seine glänzenden und sorgfältig gekämmten Haare gewesen war und seinen Skalp an einen Shar-ha verloren hatte. Sie konnte sich gut vorstellen, wie stolz der feindliche Krieger auf diese prächtige Trophäe sein musste.
    Sie sah den alten Berührt-die-Wolken, der in stoischer Ruhe vor seinem Tipi hockte und auf seiner Pfeife kaute. Inzwischen hatte er auch sein Augenlicht verloren, und man fragte sich bereits, warum Maheo ihn so lange am Leben ließ. Hatten die Geister ihn vergessen? Würde er ewig leben?
    Büffelfrau stolperte über einen toten Krieger. Er lag seltsam verrenkt im trockenen Gras und umklammerte den Schaft der federgeschmückten Lanze, die seine Brust durchbohrt und ihn an den Boden genagelt hatte. Selbst im Tod schien er sich noch darüber zu wundern, von einem Shar-ha überrascht worden zu sein. Nur ein paar Schritte entfernt lagen die beiden Frauen, die in seinem Tipi gewohnt hatten. Auch sie waren tot.
    Ein kleines Mädchen löste sich aus dem Rauch. Seine Augen waren stumpf, das Haar zerzaust, das Wildlederkleid hing in dunklen Fetzen von ihrem Körper. Kein Wort kam über seine Lippen. Es stolperte an Büffelfrau vorbei und merkte nicht, dass die Schamanin ihr eine Hand auf die Schulter legte.
    Erst jetzt fiel Büffelfrau auf, dass sich kaum Krieger im Dorf

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