Das Lied der Dunkelheit
ausgehende Knochenwülste schwangen sich in einem Bogen hoch über den Kopf und durchbrachen als spitze Hörner die geschuppte Haut. Unablässig mit den Brauen zuckend tauchten sie in kauernder Haltung aus den Sandverwehungen auf, die ein ständig peitschender Wind immer wieder von neuem auftürmte.
Der schlimmste Unterschied zu ihren größeren Vettern war die Tatsache, dass die Sanddämonen in Rudeln jagten. Durch
ein gnadenloses Zusammenspiel würden sie versuchen, ihn zu töten.
Mit wild hämmerndem Herzen, keinen Gedanken mehr an seine Entdeckung verschwendend, sauste Arlen wie der Blitz durch die Ruinen; über umgestürzte Säulen und Felsentrümmer sprang er einfach hinweg, während er Haken schlug, um den auf allen Seiten auftauchenden Horclingen auszuweichen.
Dämonen brauchten ein paar Augenblicke, um sich an der Erdoberfläche zu orientieren, und diese kurze Zeitspanne nutzte Arlen aus, als er in einem verzweifelten Endspurt zu seinem Bannzirkel raste. Einen Dämon trat er heftig in die Kniekehlen und warf ihn um, damit er an ihm vorbeifegen konnte. Einen anderen griff er frontal an, indem er sich ihm entgegenwarf und sich im allerletzten Moment zur Seite drehte, sodass die Krallen des Horclings in die leere Luft griffen.
Je näher er dem Zirkel kam, umso schneller rannte er; doch ein Dämon verstellte ihm den Weg, und er konnte keinen Bogen um ihn schlagen. Die Kreatur war knapp vier Fuß groß und hatte ihre anfängliche Verwirrung abgelegt. Sprungbereit lauerte sie ihm auf und zischte hasserfüllt.
Arlen war so dicht dran, die Sicherheit seines Zirkels zu erreichen - der Ring aus kostbaren Siegeln befand sich nur wenige Fuß von ihm entfernt. Er setzte all seine Hoffnung darauf, den Horcling, der kleiner war als er, mit voller Wucht umrennen und in seinen Zirkel hechten zu können, ehe der Dämon ihn töten konnte.
Ohne zu zögern sprang er das Monstrum an und stach instinktiv mit seinem neuen Speer darauf ein, als das Ungeheuer umkippte. Bei dem Zusammenprall entstand ein greller Blitz, und Arlen schlug hart auf dem Boden auf. Hastig sprang er wieder auf die Füße und hetzte weiter, ohne sich ein einziges
Mal umzudrehen. Mit einem mächtigen Satz sprang er schließlich in seinen Kreis und war gerettet.
Völlig abgekämpft, rang er nach Luft. Erst aus der Sicherheit des Zirkels heraus wagte er es, sich umzublicken. Er sah sich umzingelt von Sanddämonen, deren Silhouetten sich gegen das über der Wüste lastende Zwielicht abhoben. Fauchend schlugen sie mit den Krallen nach seinen Siegeln, die bei jeder Berührung gleißende magische Blitze auslösten.
In dem flackernden Licht entdeckte Arlen den Dämon, den er umgerannt hatte. Langsam schleppte er sich von Arlen und seinen Artgenossen weg, wobei er eine tintenschwarze Spur im Sand hinterließ.
Vor Staunen riss Arlen die Augen auf. Dann senkte er bedächtig den Blick und betrachtete den Speer, den er immer noch in den Händen hielt.
An der Spitze klebte schwarzes Dämonenblut.
Arlen unterdrückte das Verlangen, laut zu lachen, und sah noch einmal zu dem verletzten Horcling hin. Ein Dämon nach dem anderen hörte auf, Arlens Siegel anzugreifen, und prüfte witternd die Luft. Nach einer Weile drehten die Ungeheuer sich um, blickten auf die Blutspur hinab und richteten dann ihr Augenmerk auf den verletzten Horcling.
Unter schrillem Gekreisch stürzte sich das ganze Rudel auf die Kreatur und riss sie in Stücke.
Die eisige Kälte der Nacht zwang Arlen schließlich dazu, sich nicht länger mit dem Metallspeer zu beschäftigen. Als er früher am Tag das Lager aufgeschlagen hatte, hatte er bereits eine Feuerstelle angelegt; jetzt zündete er das Holz an, wartete, bis
die Flammen hochloderten, und dann konnte er sich wärmen und etwas essen. Sein Pferd, Morgenröte, stand mit Fesseln an den Vorderbeinen und einer Decke auf dem Rücken bei ihm im Kreis; Arlen hatte das Tier gestriegelt und gefüttert, ehe er am Nachmittag aufgebrochen war, um die Ruinen zu erkunden.
Wie in jeder Nacht seit drei Jahren zeigte sich der Dämon Einarm kurz nachdem der Mond aufgegangen war, sprang über die Dünen und verscheuchte die kleineren Horclinge, die Arlens Zirkel umkreisten. Und wie immer, begrüßte Arlen seinen vertrauten Feind, indem er in beide Hände klatschte. Als Erwiderung erntete er von Einarm ein hasserfülltes Gebrüll.
Anfangs, als Arlen noch nicht lange aus Miln fort war, fragte er sich, ob er jemals Schlaf finden würde, solange Einarm auf
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