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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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Sanddämonen aus den Dünen aufstiegen.
    Krasia, die tapfere Stadt, deren Bewohner immer noch kämpften.
    Die Männer von Fort Krasia waren nicht in dumpfe Verzweiflung versunken. Jede Nacht zogen sie gegen die Horclinge in die Schlacht; während sie ihre Frauen und Kinder in der Sicherheit der Häuser zurückließen, griffen sie selbst zu Speeren und Netzen. Ihre Waffen, die denen glichen, die Arlen bei sich trug, vermochten die zähe Haut eines Horclings kaum zu
durchbohren, doch sie fügten den Dämonen Schmerzen zu, und das reichte aus, um sie in mit Siegeln versehene Fallen zu drängen; dort blieben sie dann, bis die Sonne über der Wüste aufging und sie zu Asche verbrannte. Die mutige Entschlossenheit dieser Krieger fand Arlen beeindruckend, und sie diente ihm gleichzeitig als Ansporn.
    Doch trotz der vielen Kenntnisse, die Arlen sich angeeignet hatte, war sein Wissensdurst noch längst nicht gestillt. In jeder Stadt hatte er etwas gelernt, das anderenorts unbekannt war. Irgendwo da draußen musste es die Antworten geben, die er suchte.
    Deshalb erforschte er nun diese Ruine. Halb ertrunken im Sand, beinahe vergessen, bis auf den Eintrag auf einer zerfledderten Krasianischen Landkarte, die Arlen entdeckt hatte, war die Stadt mit Namen Anochs Sonne seit Jahrhunderten von niemandem mehr betreten worden. Die Teile der Gebäude, die an der Oberfläche lagen, waren zumeist eingestürzt oder von dem sandigen Wind der Wüste abgeschliffen und eingeebnet worden, doch die unteren, tief in den Boden eingegrabenen Geschosse waren noch intakt.
    Der Gang machte einen Knick, und als Arlen um die Ecke bog, hielt er den Atem an. Vor sich sah er im trüben, unruhigen Licht der Fackel pockennarbige Symbole, die in die Steinsäulen zu beiden Seiten des Korridors eingekerbt waren. Schutzsiegel!
    Die Fackel dicht davorhaltend, studierte Arlen die Zeichen. Sie waren alt. Uralt. Allein die Luft, die sie umgab, war übersättigt mit dem schalen Geruch der Jahrhunderte. Er holte Papier und Holzkohle aus seiner Tasche, um sie zu kopieren, indem er ein Blatt auf die Zeichen legte und mit der Kohle darüber rubbelte. Als er damit fertig war, schluckte er ein paarmal krampfhaft und setzte seinen Weg fort, wobei er mit seinen
Füßen den Staub aufwirbelte, der sich in Hunderten von Jahren angesammelt hatte.
    Der Gang endete vor einer steinernen Tür. Sie war mit verblichenen und abblätternden Siegeln bemalt, von denen Arlen nur wenige kannte. Er nahm sein Notizbuch und zeichnete die Symbole ab, die man noch erkennen konnte. Danach inspizierte er die Tür.
    Schon bald fand er heraus, dass sie aus einer Steinplatte bestand, die lediglich durch ihr Eigengewicht an ihrem Platz gehalten wurde. Seinen Speer als Hebel benutzend, zwängte er die Metallspitze in den Spalt zwischen Platte und Wand und drückte gegen den Schaft. Die Spitze brach ab.
    »Bei der Nacht!«, fluchte Arlen. So weit von Miln entfernt war Metall selten und sehr teuer. Doch so schnell gab er nicht auf. Aus seinem Gepäck zog er einen Hammer und einen Meißel und fing an, die Wand zu bearbeiten. Der weiche Sandstein bröselte schnell, und in kurzer Zeit hatte er ein Loch gehackt, das groß genug war, um den Schaft des Speeres in den hinter der Tür liegenden Hohlraum zu stecken. Der Schaft war dick und kräftig, und als Arlen sich dieses Mal mit seinem vollen Körpergewicht dagegenstemmte, spürte er, wie sich die große Steinplatte ein bisschen bewegte. Doch eher würde auch der Speerschaft entzweibrechen, als dass es ihm gelänge, sie von der Stelle zu rücken.
    Mithilfe des Meißels brach Arlen die Steinfliesen am Sockel der Tür auf und grub eine tiefe Furche, in die die Platte hineinkippen sollte. Wenn er sie jetzt nur ein wenig in Bewegung bringen konnte, würde ihr hohes Gewicht dafür sorgen, dass sie von allein umstürzte.
    Abermals setzte er den Speerschaft wie einen Hebel ein. Die Platte widersetzte sich, aber Arlen arbeitete hartnäckig weiter. Endlich fing die Tür an zu kippen und fiel mit einem donnernden
Knall auf den Boden. In der Wand klaffte nun ein schmaler, in Staubwolken gehüllter Durchlass.
    Arlen betrat einen Raum, der eine Grabkammer zu sein schien. Die Luft schmeckte schal und alt, doch vom Gang her strömte bereits ein etwas frischerer Hauch hinein. Als er die Fackel hochhielt, sah Arlen, dass die Wände mit leuchtend bunten, winzigen Figuren bemalt waren, und diese Bilder stellten zahllose Schlachten der Menschen gegen Dämonen dar.
    Schlachten,

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