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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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freundlicher Horcling. Die meisten Kuriere, die die Quetschen abklappern, müssen einen Jongleur anheuern.«
    »Und du gibst dich normalerweise mit Quetschen nicht ab«, erinnerte sich Arlen. »Du ziehst nur über die Käffer, um für einen toten Kollegen einzuspringen.«
    Ragen zwinkerte ihm zu. »Ein Jongleur mag ja das einfache Volk beeindrucken, aber an einem Herzogshof ist er bloß eine Belastung. Die Herzöge und Kaufmannsprinzen haben ihre eigenen Jongleure. Das Einzige, wofür sie sich interessieren, sind Geschäfte und Neuigkeiten, und sie zahlen viel mehr, als der alte Vielfraß sich jemals leisten könnte.«

    Am nächsten Morgen stand Ragen noch vor Sonnenaufgang auf. Arlen war bereits wach, und Ragen nickte ihm beifällig zu. »Kuriere können sich nicht den Luxus erlauben, lange zu schlafen«, erklärte er, während er geräuschvoll mit den Kochtöpfen klapperte, um Keerin zu wecken. »Man muss jede Sekunde Tageslicht ausnutzen.«

    Mittlerweile ging es Arlen so gut, dass er neben Keerin in dem Wagen sitzen konnte, der auf die winzigen Zacken am Horizont zurumpelte, die Ragen als Berge bezeichnete. Um ihnen die Zeit zu vertreiben, unterhielt Ragen den Jungen mit Geschichten über seine Reisen. Dazwischen zeigte er ihm immer wieder Kräuter, die am Straßenrand wuchsen, erklärte ihm, welche essbar waren und welche man besser meiden sollte, welche man für heilende Umschläge auf Wunden benutzen konnte und welche eine Verletzung nur noch schlimmer machten. Er brachte ihm bei, nach Stellen im Gelände zu suchen, an denen man übernachten konnte, weil sie sich gut verteidigen ließen, und in aller Ausführlichkeit erklärte er ihm, warum bestimmte Orte sich besser für ein Nachtlager eigneten als andere. Und er warnte ihn vor Raubtieren.
    »Horclinge töten die langsamsten und schwächsten Tiere«, erzählte Ragen. »Deshalb überleben nur die größten und kräftigsten, oder die, die sich besonders gut verstecken können. Hier draußen auf der Straße sind Horclinge nicht die einzigen Kreaturen, die dich als Beute betrachten.«
    Nervös spähte Keerin in die Runde.
    »Was war das für ein Ort, an dem wir die letzten Nächte verbracht haben?«, wollte Arlen wissen.
    Ragen hob und senkte die Schultern. »Die Residenz irgendeines Lords aus dem niederen Adel«, erwiderte er. »Zwischen hier und Miln gibt es Hunderte solcher Stätten. Alte Ruinen, die von zahllosen Kurieren ausgeplündert wurden.«
    » Kuriere haben sie ausgeplündert?«, hakte Arlen nach.
    »Natürlich«, bestätigte Ragen. »Manche Kuriere bringen mehrere Wochen damit zu, nach Ruinen zu suchen. Wer das Glück hat, auf eine zu stoßen, die vor ihm noch keiner entdeckt hat, kommt manchmal mit Schätzen beladen zurück, also Gold, Juwelen, Schnitzereien, mitunter sogar mit alten
Amuletten. Die begehrtesten Kleinodien, nach denen man am eifrigsten Ausschau hält, sind jedoch die antiken Siegel, die Kampfzeichen - falls es sie je gegeben hat.«
    »Glaubst du denn, dass sie tatsächlich einmal existierten?«, fragte Arlen.
    Ragen nickte. »Doch, ja, da bin ich mir ziemlich sicher. Aber ich würde niemals mein Leben riskieren, indem ich die Straße verlasse und nach ihnen suche.«
    Nach ein paar Stunden führte Ragen sie von der Straße weg und zu einer kleinen Höhle. »Es ist immer das Beste, einen Zufluchtsort mit Zeichen zu schützen, wenn es nur irgend geht«, klärte er Arlen auf. »Diese Höhle ist in Graigs Reisetagebuch vermerkt.«
    Ragen und Keerin schlugen das Lager auf, fütterten und tränkten die Tiere und beförderten ihren Proviant in die Höhle. Gleich davor stellten sie den Karren innerhalb eines Bannzirkels auf. Während sie arbeiteten, inspizierte Arlen den tragbaren Ring. »Hier gibt es ein paar Zeichen, die ich nicht kenne«, bemerkte er, während er die Linien mit einem Finger nachzog.
    »In Tibbets Bach sah ich welche, die mir auch neu waren«, gab Ragen zu. »Ich kopierte sie und trug sie in mein Tagebuch ein. Vielleicht kannst du mir heute Abend erklären, wozu sie nütze sind.« Arlen lächelte. Er freute sich, dass er sich mit irgendetwas für Ragens Großzügigkeit revanchieren konnte.
    Beim Essen rutschte Keerin unruhig auf seinem Platz hin und her und beobachtete nervös den sich verdunkelnden Himmel. Ragen jedoch schien es nicht eilig zu haben, als die Schatten immer länger wurden.
    »Ich denke, jetzt sollten wir die Maultiere in die Höhle bringen«, bestimmte er schließlich. Prompt sprang Keerin in
die Höhe und

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