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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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geheilt?«, fragte Arlen schockiert.
    »Nennt man das so bei euch zu Hause in Tibbets Bach?«, erkundigte sich Ragen. Er zuckte die Achseln. »Nun ja, irgendeinen
Namen muss man der Krankheit ja geben, warum also nicht Dämonenfieber? Aber es handelt sich nicht um irgendeine magische Angelegenheit, Junge. Es ist nichts weiter als eine böse Infektion. Unweit der Straße fand ich etwas Eberwurz, deshalb konnte ich Umschläge für die Wunden machen. Später brühe ich davon noch einen Tee auf. Wenn du ihn während der nächsten paar Tage trinkst, wirst du bald wieder gesund sein.«
    »Eberwurz?«, wiederholte Arlen.
    Ragen hielt ein Kraut in die Höhe, das beinahe überall wuchs. »Das gehört in den Kräuterbeutel eines jeden Kuriers, obwohl es frisch gepflückt am besten wirkt. Es macht dich ein bisschen schwindelig, aber aus irgendeinem Grund vertreibt es die Dämonenfäule.«
    Arlen fing an zu weinen. Seine Mutter hätte durch ein Kraut gerettet werden können, das er regelmäßig aus Jephs Feldern rupfte? Diese Erkenntnis war einfach zu viel für ihn.
    Ragen wartete schweigend ab und ließ Arlen in Ruhe, während dem Jungen die Tränen über die Wangen strömten. Nach einer endlos scheinenden Zeit versiegte der Tränenstrom, und das wilde Schluchzen hörte auf. Wortlos reichte Ragen ihm ein Tuch, und Arlen trocknete sich das Gesicht ab.
    »Arlen«, fragte der Kurier schließlich, »was machst du eigentlich so weit weg von zu Hause?«
    Der Junge sah ihn eine geraume Zeit lang an und überlegte, was er antworten sollte. Als er sich dann zum Sprechen durchrang, sprudelte seine Geschichte nur so aus ihm heraus. Er erzählte dem Kurier alles, angefangen von der Nacht, in der seine Mutter verletzt wurde, bis zu einer Schilderung, wie er seinem Vater weggelaufen war.
    Ohne eine einzige Zwischenbemerkung hörte Ragen dem Jungen zu. »Dass deine Mutter sterben musste, tut mir sehr
leid, Arlen«, sagte er dann. Arlen zog die Nase hoch und nickte.
    Keerin kehrte zu ihnen zurück, als Arlen berichtete, wie er versucht hatte, den Weg zum Dorf Sonnige Weide zu finden und versehentlich auf die Straße abgebogen war, die zu den Freien Städten führte. Gebannt lauschte er, als Arlen seine erste Nacht allein unter freiem Himmel beschrieb, schilderte, wie der riesige Felsendämon aufgetaucht war und die Linien eines Siegels verwischt wurden. Der Jongleur wurde blass, als Arlen erzählte, mit welcher Hast er das Zeichen ausgebessert hatte, ehe der Dämon ihn töten konnte.
    »Dann warst du es also, der dem Dämon den Arm abgetrennt hat?«, fragte Ragen in ungläubigem Staunen. Keerin sah aus, als müsse er sich schon wieder übergeben.
    »Ich habe nicht vor, so etwas noch einmal zu machen«, versprach Arlen schaudernd.
    »Das glaube ich dir aufs Wort.« Ragen gluckste in sich hinein. »Trotzdem - einen fünfzehn Fuß großen Felsendämon zu verstümmeln ist eine Heldentat, die es wert ist, in ein, zwei Liedern besungen zu werden, hab ich nicht Recht, Keerin?« Er stieß den Jongleur mit dem Ellenbogen in die Rippen, doch dieser kumpelhafte Knuff schien dem Mann den Rest zu geben. Er presste sich eine Hand vor den Mund und rannte weg. Ragen schüttelte den Kopf und seufzte.
    »Seit wir dich aufgelesen haben, Arlen, verfolgt uns ein kolossaler einarmiger Felsendämon«, fuhr Ragen fort. »Er drischt mit einer solchen Vehemenz auf die Siegel ein, wie ich es noch bei keinem anderen Horcling erlebt habe.«
    »Wird er sich bald wieder erholen?«, erkundigte sich Arlen mit einem besorgten Blick auf Keerin, der vornübergebeugt dastand und würgte.

    »Das geht vorüber«, brummte Ragen. »Und jetzt solltest du etwas essen.« Er half Arlen, gegen den Pferdesattel gelehnt aufrecht zu sitzen. Jede Bewegung war für den Jungen eine Qual, und Ragen sah, wie er zusammenzuckte.
    »Kau darauf herum«, riet er ihm und reichte Arlen eine knorrige Wurzel. »Dir wird davon ein bisschen schwummerig im Kopf, aber es lindert die Schmerzen.« »Bist du ein Kräutersammler?«, fragte Arlen.
    Ragen lachte. »Nein, aber wenn ein Kurier überleben will, muss er sich ein wenig Wissen über jede Kunst aneignen.« Er fasste in seine Satteltaschen und holte einen metallenen Kochtopf und ein paar andere Gerätschaften heraus.
    »Ich wünschte, du hättest Coline etwas von der Eberwurz erzählt«, lamentierte Arlen.
    »Das hätte ich ja getan«, erwiderte Ragen, »wenn ich nur eine Sekunde lang geglaubt hätte, dass sie dieses Heilkraut nicht kennt.« Er füllte

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