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Das Lied der Dunkelheit

Das Lied der Dunkelheit

Titel: Das Lied der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter V. Brett
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erläuterte er. »Der Komplex bildet eine eigene Ortschaft, die größer ist als Tibbets Bach. Die Siedlung ist wirtschaftlich nicht unabhängig, aber das ist ganz im Sinne des Herzogs. Fast jede Woche ziehen Karawanen zum Dorf hinauf und wieder hinunter. Lebensmittel und Salz werden nach oben befördert, und auf dem Rückweg transportiert man Metalle und Kohle.«
    Von der wuchtigen Stadtmauer zweigte ein niedrigerer Wall ab und verlief in einem weiten Bogen rings um das Tal. Arlen entdeckte Siegelpfosten und die Ausläufer akkurat ausgerichteter grüner Streifen. »Das sind die Gärten und Obstplantagen des Herzogs«, erklärte Ragen.
    Durch das weit geöffnete Stadttor kamen und gingen Scharen von Arbeitern, und als ihr Trupp sich näherte, winkten die Wächter ihnen zu. Es waren groß gewachsene Männer wie Ragen; auf den Köpfen trugen sie verbeulte Metallhelme und über dickem, wollenem Unterzeug Harnische aus gehärtetem Leder. Die beiden verwegen aussehenden Kerle waren mit Speeren ausgerüstet, und sie hielten sie nicht wie Schaustücke, sondern wie Waffen, die sie jederzeit einsetzen konnten.
    »Ay, Kurier!«, rief ein Wachposten. »Willkommen daheim!«
    »Gaims. Woron.« Ragen nickte den beiden grüßend zu.
    »Der Herzog erwartet dich schon seit Tagen zurück«, erzählte Gaims. »Als du nicht kamst, haben wir uns schon Sorgen um dich gemacht.«
    »Hattet ihr Angst, die Dämonen hätten mich gekriegt?« Ragen lachte. »Keine Chance! Aber das Dorf, das ich auf dem Rückweg von Angiers besuchte, wurde von Horclingen angegriffen. Wir sind ein Weilchen dort geblieben, um zu helfen.«
    »Hast du unterwegs einen Streuner aufgegriffen?«, fragte Woron grinsend. »Ein kleines Geschenk für deine Frau, mit
dem sie sich beschäftigen kann, während sie darauf wartet, dass du sie zu einer Mutter machst?«
    Ragen blickte wütend drein, und der Wachposten wich vor ihm zurück. »Nichts für ungut. War nicht böse gemeint«, entschuldigte er sich hastig. »Ich wollte dich nicht beleidigen.«
    »Dann rate ich dir, auf Bemerkungen zu verzichten, die man als Beleidigung auffassen könnte, Knecht!«, grollte Ragen. Woron erbleichte und nickte beflissen.
    »Genau gesagt habe ich ihn auf der Straße gefunden«, erwiderte Ragen, während er Arlens Haare zauste und lächelte, als hätte es diese Unstimmigkeit nie gegeben.
    Das mochte Arlen an dem Kurier. Er lachte gern und war nicht nachtragend, aber er verlangte Respekt und ließ einen wissen, wo man stand. Eines Tages wollte Arlen genauso werden wie er.
    »Auf der Straße?«, staunte Gaims.
    »Ein paar Tagesmärsche von jeder menschlichen Behausung entfernt«, betonte Ragen. »Der Junge versteht sich besser auf das Zeichnen von Siegeln als mancher Kurier, den ich kenne.« Bei diesem Kompliment schwoll Arlens Brust vor Stolz. »Und was ist mit dir, Jongleur?«, wandte sich Woron an Keerin. »Hat dir der erste Vorgeschmack auf Übernachtungen unter freiem Himmel gefallen?«
    Keerin furchte unwillig die Stirn, und die Wächter lachten. »Wohl eher nicht, was?«, kommentierte Woron.
    »Das Licht wird schwächer«, meinte Ragen. »Schickt eine Nachricht an Mutter Jone, dass wir in den Palast kommen, nachdem ich den Reis abgeliefert und bei mir zu Hause eine Rast eingelegt habe, um zu baden und eine anständige Mahlzeit zu mir zu nehmen.« Der Mann salutierte und gewährte ihnen Einlass in die Stadt.

    Trotz seiner anfänglichen Enttäuschung fühlte sich Arlen schon bald von Milns Pracht überwältigt. Gebäude stachen hoch in den Himmel hinein und ließen alle Bauwerke, die Arlen kannte, winzig erscheinen. Der Boden bestand nicht aus festgestampfter Erde, sondern war mit einem Kopfsteinpflaster versiegelt. Horclinge konnten den behauenen Stein nicht durchdringen, aber Arlen war klar, welche Anstrengungen es gekostet haben musste, Hunderttausende von Felsbrocken zu bearbeiten und zusammenzufügen.
    In Tibbets Bach bestand fast jede Konstruktion aus Holz, stand auf einem Fundament aus aufeinandergeschichteten Steinen und hatte ein Strohdach mit Platten für die Siegel. Hier verwendete man beinahe ausschließlich Stein als Baumaterial, und über allem lag eine Art Patina, die von einem hohen Alter zeugte. Trotz der mit Schutzzeichen versehenen Stadtmauer war jedes einzelne Gebäude zusätzlich mit Siegeln bemalt; manche stellten fantastische Kunstwerke dar, andere waren schlicht gehalten und sollten lediglich ihren Zweck erfüllen.
    Die Luft in der Stadt war übersättigt mit dem

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