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Das Lied der Luege

Das Lied der Luege

Titel: Das Lied der Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Martin
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Als sie die Überraschung auf Lavinias Gesicht sah, fuhr sie schnell fort, damit sie es sich ja nicht anders überlegte: »Sie bekommen mein Kind und ich das Geld dafür. Das war es doch, was Sie mir vorgeschlagen haben, nicht wahr?«
    »Und was Sie sofort vehement abgelehnt und mich sogar als verrückt bezeichnet haben.« Lavinia starrte Susan fassungslos an. »Wie kommt es zu diesem plötzlichen Sinneswandel?«
    Nun kam für Susan der schwerste Teil, und sie hoffte, überzeugend zu wirken.
    »Sie haben es wahrscheinlich noch nicht gehört, aber letzte Nacht brannte das Haus, in dem ich lebte, vollständig nieder. Außer dem, was ich auf dem Leib trage, konnte ich nichts retten, bin nun also völlig mittellos. Also habe ich mich entschlossen, auf Ihren Vorschlag einzugehen, um künftig nicht betteln gehen zu müssen.«
    In Lavinias Kopf wirbelten die Gedanken durcheinander, dann erinnerte sie sich, was Susan damals gesagt hatte.
    »Sie erwähnten einen Sohn. Haben Sie ihn bei sich?«
    »Mein Sohn ist tot.« Susan senkte den Blick und hoffte, Lavinia würde ihr diese schwere Lüge nicht ansehen. Die Worte, mit denen sie ihren Sohn verriet, fielen ihr unendlich schwer. Wenn Lavinia jedoch auf ihren Vorschlag einging, dann würde es nur zu Jimmys Besten sein. »Es gelang nicht, ihn zu retten.«
    »Oh, das tut mir leid.« Mitleid durchflutete Lavinia, und endlich forderte sie Susan auf, sich zu setzen. »Also gibt es niemanden mehr, der zu Ihnen gehört?«
    Susan schüttelte den Kopf. »Ich stehe nun völlig allein auf dieser Welt. Das Kind in meinem Bauch hat keinen Vater, und ich habe keine Ahnung, wie ich es durchbringen soll. Bei Ihnen, Mylady, weiß ich jedoch, dass er oder sie ein sorgenfreies und angenehmes Leben haben wird. Auf diese Weise wäre uns beiden geholfen. Sie bekommen ein Kind und ich die Hilfe, um ein neues Leben zu beginnen.«
    Lavinias Atmung beschleunigte sich. Was als irrsinnige Idee durch ihren Kopf geschossen war, schien jetzt konkrete Formen anzunehmen. Wenn die junge Frau es wirklich ernst meinte, dann wäre sie, Lavinia, alle ihre Sorgen los. Susan merkte, wie Lavinia zögerte, und sagte: »Die Sache geht natürlich nur, wenn Sie mir wirklich das Geld geben können, ohne dass Ihr Mann etwas davon erfährt. Wie wollen Sie es eigentlich anstellen, dass er nicht bemerkt, dass Sie nicht schwanger sind? Und was ist mit den Angestellten und den Nachbarn.«
    »Das ist kein Problem.« Lavinia winkte ab. »Wir werden uns auf unseren Landsitz nach Cornwall zurückziehen. Dort habe ich sehr gute Freunde, die mir helfen werden. Wann, sagten Sie, wird das Kind erwartet?«
    »Etwa Anfang April.«
    »Gut.« Lavinia nickte zufrieden. »Folglich ist es normal, dass man heute noch nicht viel bemerkt. Ich werde meinem Mann sagen, dass ich es ihm erst erzählen wollte, wenn ich sicher war, das Kind nicht zu verlieren. Zudem habe der Arzt mir Ruhe verordnet, darum werde ich nach Cornwall reisen und dort mein Kind zur Welt bringen. Was das Geld betrifft: Ich habe ein eigenes Konto, auf das mein Mann mir regelmäßig Geld für meine persönlichen Belange überweist und nicht nachprüft, wofür ich es ausgebe.«
    Susan runzelte die Stirn über Lavinias letzte Aussage und fragte: »Tausend Pfund sind eine sehr hohe Summe, Lady Lavinia. Wenn sich Ihr Mann von Ihnen trennen würde, könnte dieses Geld Ihnen doch einen gewissen Lebensstandard sichern. Warum wählen Sie nicht diesen Weg?«
    Lavinia lachte und sah Susan von oben herab an. Ihre Stimme klang überheblich, als sie sagte: »Für eine Frau wie Sie mögen tausend Pfund viel Geld sein, ich jedoch könnte mit dieser Summe vielleicht drei oder vier Monate auskommen, und das auch nur, wenn ich mich sehr einschränke. Ohnehin spielt es keine Rolle, denn im Falle einer Trennung würde ich über das Geld nicht verfügen können. Es mag zwar ein Konto auf meinen Namen sein, aber wir Frauen haben diesbezüglich keinerlei Rechte. Das Geld gehört nach wie vor meinem Ehemann, und im Falle einer Scheidung würde er es wieder an sich nehmen. Dagegen könnte ich nichts unternehmen. Außerdem wünsche ich mir seit Jahren ein Kind. Sie werden das vielleicht nicht verstehen, aber ich möchte ein Wesen, das ganz mir allein gehört, das ich umsorgen und dem ich meine ganze Liebe schenken kann.«
    »Das verstehe ich sogar sehr gut.« Ein Kloß bildete sich in Susans Hals, und sie verdrängte den Gedanken an Jimmy. Der Junge würde es bei Lilo gut haben, die Nachbarin würde ihn

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