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Das Lied der Luege

Das Lied der Luege

Titel: Das Lied der Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ricarda Martin
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aufgesucht und genießt den besten Ruf.«
    Edward gab sich mit Lavinias Erklärung zufrieden. Alles, was eine Schwangerschaft anging, war Frauensache, und Lavinia hatte recht, wenn sie sagte, dass Doktor Houseman für solche Sachen mit seinen knapp siebzig Jahren vielleicht zu alt wurde und bei den ständigen medizinischen Neuerungen nicht mehr auf dem aktuellen Stand war.
    »Muss es unbedingt Sumerhays sein?«, fragte er stattdessen. »Du könntest auch nach Kent oder Sussex fahren, vielleicht in ein Seebad, dann könnte ich dich übers Wochenende besuchen.«
    Lavinia schüttelte den Kopf.
    »Du weißt, wie sehr ich Sumerhays liebe.« In ihren Augen lag ehrliche Aufrichtigkeit, als sie ihren Mann anblickte. »Zudem sind die Winter in Cornwall kurz und mild. Es wäre doch schön, wenn dein erster Sohn in dem Bett zur Welt kommt, in dem bereits du das Licht der Welt erblickt hast, nicht wahr, Edward?«
    Diesem letzten Argument gab sich Edward geschlagen. Er zuckte mit den Schultern und lächelte.
    »Also gut, du musst mir jedoch versprechen, Doktor van Roosen in Looe zu konsultieren.«
    »In Caja Nankerris habe ich eine wunderbare Hebamme zur Seite«, wich Lavinia aus. »Du erinnerst dich an die Nankerris? Sie sind einer deiner Pächter. Ihre Farm liegt nur drei Meilen von Sumerhays entfernt.«
    Edward nickte. »War das nicht die Familie, deren Junge wegen Schmuggelei gehängt werden sollte und dann plötzlich freikam?« Streng sah er Lavinia an. »Ich hoffe, die Nankerris haben nichts mehr mit dem Schmuggeln oder anderen kriminellen Machenschaften zu tun.«
    »Ganz sicher nicht«, antwortete Lavinia schnell. Beinahe zu schnell, denn Edward konnte nicht wissen, wie eng die Beziehung zwischen den Nankerris und Lavinia war.
    Plötzlich sah er seine Frau so liebevoll an wie schon seit Jahren nicht mehr. Durch diesen Blick wurde es Lavinia deutlich bewusst, dass er sie nur als Mutter seiner Kinder an seiner Seite duldete, dass sie ihm als Frau jedoch gleichgültig war. »Wann möchtest du fahren?«
    »Noch diese Woche, Edward. Ich werde den Mädchen gleich sagen, dass sie mit dem Packen beginnen können.«
    Edward nickte. »Nimm Monkton mit und die Zofe …«
    »Das ist nicht nötig.« Lavinia unterbrach ihren Mann so hastig, dass sie fürchtete, er könne Verdacht schöpfen. Schnell legte sie eine Hand auf seinen Arm und sah Edward entschuldigend an. »Verzeih, aber ich habe nicht vor, Empfänge zu geben oder Einladungen anzunehmen. Monkton ist hier unabkömmlich, wer sonst sollte deine Geschäftsfreunde empfangen? Die Windles verwalten Sumerhays in der Zeit, wenn wir nicht dort weilen, hervorragend. Mrs. Windle wird mir zur Hand gehen und auch kochen, außerdem arbeitet das Mädchen der Nankerris im Haus. Sie kann mir bei den alltäglichen Dingen behilflich sein.«
    Edward runzelte skeptisch die Stirn. »Du wirst nicht jede Einladung der Nachbarn ausschlagen können, Lavinia«, äußerte er seine Bedenken. »Unsere Freunde werden sicher für deine Situation Verständnis zeigen, aber du darfst dich da draußen nicht völlig abkapseln, schließlich sind es noch vier Monate bis zur Geburt.«
    »Vier Monate, in denen ich mich nach Ruhe sehne.« Lavinia seufzte, legte beide Hände auf ihren Bauch und hoffte, die Geste würde echt wirken. »Doktor Green riet mir zu völliger Ruhe, und nichts anderes habe ich vor. Jessy kann mich nach Cornwall begleiten und bleiben, bis ich mich eingerichtet habe. Ich werde sie dann jedoch wieder nach London zurückschicken. Du weißt, wie ungern das Mädchen auf dem Land ist. Jessy langweilt sich dort zu Tode …«
    »Sie ist eine Angestellte und wird sich dort aufhalten, wo ihre Herrin ist«, unterbrach Edward unwillig. »Wenn es Jessy nicht passt, dann soll sie sich eine andere Stellung suchen.«
    Lavinia lächelte und sah Edward um Verständnis bittend an.
    »Ach, lass das Mädchen doch, ich bin mit ihr sehr zufrieden, brauche sie in Sumerhays jedoch wirklich nicht.«
    »Nun gut.« Edward war zwar nicht völlig damit einverstanden, dass seine Frau eine so lange Zeit fast ganz allein in Sumerhays verbringen wollte, doch er gab schließlich nach. Das Wohl Lavinias, und damit das des ungeborenen Kindes, stand für ihn an erster Stelle. Caja Nankerris war eine sehr gute Hebamme, der Arzt in Looe konnte binnen einer Stunde vor Ort sein, und das Hausmeisterehepaar Windle besaß sein Vertrauen. Er hauchte Lavinia einen Kuss auf den Scheitel.
    »Du musst mir versprechen, regelmäßig zu

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