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Das Lied der roten Erde (German Edition)

Das Lied der roten Erde (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Erde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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gesagt?«  
    Konnte July wissen, wo er war? Oder – es überlief sie kalt – war ihm etwas zugestoßen? Aber nein, das konnte nicht sein. July lächelte. Sie würde nicht lächeln, wenn er in Gefahr wäre.  
    »July, was willst du mir sagen? Weißt du, wo Duncan ist? Geht es ihm gut?«  
    »Dan-Kin.« Das Mädchen nickte und deutete hinter sich, in den dichten Busch. »Dan-Kin. Komm.«  
    Moiras Herz begann in wilder Vorfreude schneller zu schlagen. July würde sie zu Duncan führen … Erneut blickte sie sich um. Das Haus des Gouverneurs war durch die dichten Blätter kaum mehr zu sehen. Moira zögerte nicht länger und schwang sich auf den breiten Pferderücken, dann legte sie die Zügel kurz ab und reichte July die Hand. Moira hätte erwartet, dass July vor dem großen Tier zurückschrecken würde, aber das Mädchen stieg ohne Zögern auf und setzte sich vor sie. Moira griff rechts und links an ihr vorbei nach dem Zügel und stieß dem Braunen die Fersen in die Seiten. Schnell hatte die warme Fülle des Buschs sie verschluckt.  
    Der Wald dünstete feuchte Hitze aus. Unter ihrem leichten Kleid brach Moira der Schweiß aus. Flirrendes Grün überall, die Laute der Wildnis umfingen sie wie in einer neuen Welt. Ein Garten Eden voller Wunder.  
    Sie waren noch nicht weit gekommen, als July die Hand hob und Moira bedeutete, das Pferd anzuhalten. Für ein paar Sekunden standen sie fast vollkommen bewegungslos. July beugte sich leicht zur Seite und schien zu lauschen. Auch Moira horchte. Folgte ihnen jemand? Sie drehte sich um, aber in dem grüngelben Dickicht konnte sie nichts erkennen. Ein eigenartiges Lächeln ging über Julys nussbraunes Gesicht; es lag fast etwas Boshaftes darin. Dann nickte sie. Moira trieb das Pferd wieder an.  
    *  
    Es war der erste heiße Tag nach dem langen Regen. Seit Stunden liefen sie schon unter dem geschlossenen Blätterdach. Die feuchte Schwüle stand, es regte sich kein Lüftchen. Jetzt kam Samuel mit großen Schritten zu ihnen vor.  
    »Wart Ihr auch in China, Mr O’Sullivan?«  
    Joseph hatte sie einen Großteil des Weges mit Anekdoten aus seinem Leben bei den Eora unterhalten und damit geprahlt, wie weit er schon herumgekommen war und wie gut er das Land kannte.  
    »In China?« Joseph hob amüsiert eine buschige Augenbraue. »Seid Ihr auch diesem Ammenmärchen aufgesessen? Glaubt mir, ich war im Norden, im Süden und sogar weit bis Westen, aber von China habe ich nichts gesehen.«  
    Samuel nickte enttäuscht und ließ sich wieder zurückfallen.  
    Als Joseph an diesem Morgen das Kängurufell abgelegt hatte, hatte es Duncan vor Überraschung die Sprache verschlagen. Auf Josephs Rücken konnte man die verblassten Spuren der Neunschwänzigen sehen, aber obendrein wies seine Haut an Schultern und Brust dieselben narbigen Wülste auf, die auch die Körper der beiden Eora -Männer bedeckten, die sie begleiteten. Die Narben sahen aus, als wären mit einer scharfen Klinge Schnitte gemacht worden, die man danach mit irgendetwas eingerieben hatte.  
    »Dieser Arzt, mit dem dein Mädchen verheiratet ist«, fragte Joseph jetzt, »was ist das für ein Mensch?«  
    Duncan öffnete den Mund, um ihm zu antworten, dann schloss er ihn wieder. Was hätte er schon sagen können? Dass McIntyre ein guter Arzt war? Dass er ein missgünstiger Mensch war? Aber damit täte er ihm unrecht, immerhin hatte Duncan ihm seine Frau abspenstig gemacht. Es war nicht verwunderlich, wenn McIntyre ihn als seinen persönlichen Feind betrachtete. Und dennoch hatte Duncan das unbestimmte Gefühl, als wäre da noch mehr. Hatte sich nicht auch der Doktor um ihn gekümmert, als er fiebernd im Lazarett gelegen hatte?  
    »Ich weiß es nicht«, sagte er schließlich. »Es ist lange her, dass ich ihn gesehen habe.«  
    »Und was ist mit deinem Mädchen, dieser Moira? Bist du sicher, dass sie Ningali folgen wird?«  
    Sie hatten Ningali am frühen Morgen losgeschickt, um Moira zu holen. Duncan hoffte inständig, dass sie dem Mädchen vertrauen würde, und nickte mit mehr Überzeugung, als er wirklich empfand. Würde Moira tatsächlich ihr bisheriges Leben für ihn zurücklassen? Sie hatten nicht viele Möglichkeiten. Eine davon war, wie Joseph bei den Eora zu bleiben. Aber ein Leben unter den Eingeborenen, fernab jeglicher Zivilisation, wollte er Moira nicht zumuten. Zurück konnte er auch nicht. Sobald er sich gestellt hätte, würde ihn noch immer Auspeitschung und Verbannung nach Norfolk Island

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