Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied der roten Erde (German Edition)

Das Lied der roten Erde (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Erde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
Vom Netzwerk:
er ärgerlich die Stechmücken fortwedelte.  
    Seine Zunge war trocken vor Durst. Er trat vor bis ans Ufer, kniete nieder und schöpfte Wasser, aber schon nach dem ersten Schluck spuckte er angewidert wieder aus. Das war Salzwasser, wenn auch stark verdünnt. Nicht zum Trinken geeignet. Wahrscheinlich mischte sich hier ein Binnengewässer mit dem Ozean. Er löste sein Halstuch, benetzte es und fuhr sich damit über Gesicht und Nacken.  
    Sein Durst war noch schlimmer geworden. Er blickte sich um. Den Strand entlang zu seiner Linken ragte eine Landnase ins Wasser, dahinter sah er eine schmale Rauchfahne aufsteigen. Dorthin würde er gehen; sicher gab es da jemanden, der ihm weiterhelfen konnte. Aber vorher würde er Sergeant Gillet und den anderen Soldaten ein Zeichen hinterlassen. Er legte aus größeren Steinen einen Pfeil und band zur Sicherheit noch sein Halstuch um einen Ast und steckte ihn dazu.  
    *  
    »Duncan!« Moiras Knie wurden weich vor Freude und Erleichterung, als sie ihn erblickte. Fast wäre sie gefallen, als sie über den steinigen Uferbereich auf ihn zulief. Und als sie ihn endlich erreicht hatte, umarmte er sie so fest, dass sie kaum noch Luft bekam.  
    Atemlos und wie berauscht vor Glück stolperten die Fragen aus ihrem Mund. »Wie geht es dir? Wo bist du gewesen? Was hast du getan?«  
    »Das sind zu viele Fragen auf einmal!«, lachte er.  
    Auch Moira lachte. »Bist du allein? Mit wem bist du hier?«  
    Duncans Augen leuchteten. »Sie sind alle dahinten.« Er deutete auf eine kleine Rauchsäule, die aus dem Busch aufstieg. Am Ufer lag ein kleines Paddelboot. July war nicht mehr zu sehen; wahrscheinlich hatte sie sich zu ihren Leuten gesellt.  
    Er nahm ihre Hände in seine und blickte sie an. Die Schatten unter seinen Augen kündeten von zu wenig Schlaf, aber er lächelte. Ein leichter Wind wehte ihm die dunkelbraunen Haare ins Gesicht. »Moira, möchtest du mit mir fortgehen?«  
    »Ja! Ja, das will ich! Ich gehe überall hin mit dir.«  
    Er schloss sie erneut in die Arme. Dann erzählte er in kurzen, atemlosen Sätzen von seinen Plänen und davon, dass Fitzgerald sie anfangs begleiten würde, und Moira nickte und lachte und sagte immer nur: »Ja! Ja!«  
    »Joseph ist schon an der Mündung des Hawkesbury gewesen. Er sagt, dort könnten wir uns niederlassen. Dort seien wir sicher«, sprudelte es aus Duncan heraus. Moira hatte ihn noch nie so aufgeregt erlebt. Geräuschvoll schwappte das Wasser ans Ufer, eine kräftige Windböe zerrte an ihren Haaren.  
    »Was?«, lachte sie. »Wer ist Joseph?«  
    »Mein Vater! Stell dir vor, er –« Duncan erstarrte mitten im Satz. Keine zwei Schritte von ihnen entfernt stand McIntyre. Er sah etwas derangiert aus, sein Haar war zerzaust und über seine Wange verlief eine rötliche Strieme. Und er hatte eine Pistole in der Hand, die er jetzt auf Duncan richtete. Moiras Herz setzte für einen Moment aus.  
    »Wo ist dein Komplize?«  
    Duncan schob sich langsam ein Stück vor Moira. Die Pistole folgte seiner Bewegung. »Er ist nicht hier.«  
    McIntyres Blick huschte kurz und suchend an ihm vorbei, dann heftete er sich wieder auf Duncan. Ob er ihm glaubte? Moira biss sich auf die Lippen, ihr Herz schlug schnell und hart gegen ihre Rippen. Sie fühlte sich, als wäre sie in einem plötzlichen Alptraum gefangen. McIntyre war sicherlich nicht allein. Wer war mit ihm gekommen? Womöglich der Major? Ein Trupp Rotröcke?  
    McIntyre richtete die Waffe ein wenig höher; jetzt zeigte sie genau zwischen Duncans Augen. Der Hahn war nicht gespannt, aber McIntyres Daumen lag so, dass er es jederzeit tun konnte.  
    Er leckte sich nervös über die Lippen. »Du wirst jetzt mit mir kommen.«  
    »Nein«, murmelte Moira fast ohne Stimme. Ihr war übel vor Angst. Sie trat einen kleinen Schritt zur Seite, heraus aus Duncans Deckung. Vielleicht gelang es ihr ja, McIntyre von ihm abzulenken?  
    Duncan stand ganz ruhig, dann schüttelte er langsam den Kopf, ohne den Blick von McIntyre zu nehmen. »Ich werde mit Moira fortgehen.«  
    »Du wirst mir nicht noch einmal meine Frau wegnehmen!«  
    Duncan blickte ihn unverwandt an. »Doch, das werde ich. Ihr müsst mich schon erschießen, wenn Ihr das verhindern wollt.«  
    McIntyre schluckte, er schwitzte. Schweiß rann ihm von der Stirn über das Gesicht bis in den Hemdkragen. Die Waffe, die er auf Duncan gerichtet hatte, zitterte ein wenig.  
    »Wieso?«, flüsterte er so leise, dass Moira ihn kaum verstehen

Weitere Kostenlose Bücher