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Das Lied der roten Erde (German Edition)

Das Lied der roten Erde (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Erde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inez Corbi
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konnte. Sie nahm eine Bewegung aus dem Augenwinkel wahr und wandte den Kopf; eine kleine Gruppe von Eingeborenen näherte sich ihnen. Drei Männer – und July. Einer der Männer trug einen Speer. Auch Duncan hatte sie gesehen. Langsam hob er eine Hand und signalisierte den Eingeborenen zu warten.  
    »Ihr solltet besser die Waffe senken, wenn Ihr nicht gleich von einem Speer durchbohrt werden wollt.«  
    McIntyre blickte sich fahrig um, stieß einen erschrockenen Laut aus – und ließ tatsächlich die Pistole sinken.  
    »Gebt sie mir«, forderte Duncan und streckte die Hand aus.  
    »Und dann? Willst du mich erschießen?«  
    »Haltet Ihr mich für einen Mörder?«  
    McIntyre zögerte, dann schüttelte er den Kopf und übergab Duncan die Pistole.  
    Moira atmete erleichtert auf, für einen Moment wurde ihr richtiggehend schwindelig. Am liebsten hätte sie sich an Ort und Stelle hingesetzt.  
    »Die Waffe weg!«, ertönte es plötzlich hinter ihnen.  
    Moira hatte das Gefühl, als würden sich all ihre Knochen mit Eis überziehen: Drei Soldaten des New South Wales Corps näherten sich ihnen mit angelegten Musketen. Und sie würden nicht zögern zu schießen, das wusste auch Duncan. Er ließ die Pistole fallen.  
    »Alles in Ordnung, Dr. McIntyre?«, rief der vorderste der Rotröcke, ein storchenbeiniger junger Mann. Moira erinnerte sich dunkel, ihn schon einmal in Begleitung des Majors gesehen zu haben. »Wir sind Eurem Zeichen gefolgt. Ist das O’Sullivan?«  
    McIntyre nickte, aber bevor er etwas sagen konnte, erscholl ein lauter Ruf von einem der Soldaten: »Da ist der Zweite, Sir! Er will abhauen!«  
    Moira fuhr herum. Unbeachtet von den anderen hatte Fitzgerald das Boot ins Wasser geschoben, war hineingesprungen und entfernte sich nun mit schnellen Paddelschlägen vom Ufer. In dem Boot, das für sie drei gedacht war!  
    »Nein!«, schrie sie auf. »Nein! Bleibt hier, Ihr … Ihr Mistkerl!«  
    Schüsse peitschten durch die Luft und zischten durch das Wasser. Die Soldaten schossen auf den Flüchtigen. Ein Schrei ertönte, es sah aus, als sei Fitzgerald getroffen. Er lehnte schwer zur Seite und brachte das Boot fast zum Kentern. Aber im nächsten Moment richtete er sich wieder auf und ergriff das Paddel.  
    Das Boot war verloren, schoss es Moira durch den Kopf. Und hier gab es McIntyre und drei Rotröcke, die hinter Duncan her waren. Aber noch waren sie damit beschäftigt, ihre Musketen zu laden …  
    »Lauf!«, sagte sie hastig zu Duncan. »Schnell! Versteck dich im Busch.«  
    Er sah sie nur an und rührte sich nicht.  
    »Duncan, bitte! Bring dich in Sicherheit! Sie werden dich hängen, wenn du nicht ver–« Sie verstummte, als McIntyre die Pistole auf sie richtete. Er musste sie aufgehoben haben, nachdem Duncan sie fallen gelassen hatte. Angst kroch in ihr hoch, ihre Muskeln spannten sich.  
    »Keine Bewegung, O’Sullivan, oder ich erschieße sie.« McIntyres Stimme klang nun, anders als vorhin, sehr entschlossen.  
    »Sir, Dr. McIntyre, bitte …« Duncan machte einen Schritt auf ihn zu, aber sofort zuckte die Waffe weiter nach oben, direkt auf Moiras Stirn.  
    »Ich sagte, keine Bewegung, oder sie ist tot!«  
    Moira warf Duncan einen gehetzten Blick zu. »Lauf! Er wird mir schon nichts tun!«  
    »Da wäre ich mir nicht so sicher!« McIntyres Mundwinkel verzogen sich höhnisch. »Ich hätte jedes Recht der Welt dazu. Niemand wird mich dafür belangen, wenn ich meine untreue Frau erschieße. Sag mir einen Grund«, wandte er sich an Duncan, »weshalb ich es nicht tun sollte.«  
    Duncan stieß einen verzweifelten Laut aus. »Weil sie … Weil Ihr … kein schlechter Mensch seid. Dr. McIntyre, bitte! Ihr seid Arzt. Ein Arzt rettet Leben, aber er nimmt es nicht!«  
    Moira atmete gepresst. Die Angst, die sie jetzt ausfüllte, war anders als die, die sie vorhin um Duncan gehabt hatte, aber nicht weniger lähmend. Wenn McIntyre jetzt abdrückte, würde die Kugel ihren Schädel zerschmettern.  
    Sie bemerkte kaum die Stimmen um sich herum. Dann eine Bewegung am Rande ihres Gesichtsfeldes. Ein Schuss hallte durch die Luft, so laut, dass Moira für einen Moment glaubte, McIntyre habe tatsächlich abgedrückt. Seltsamerweise verspürte sie keinen Schmerz. Dann erst sah sie, dass einer der Eingeborenen taumelte und niedersank.  
    Ein Soldat hatte geschossen. Duncan blickte zu den Eingeborenen, und seine Züge wurden starr. »Vater!«  
    McIntyre drehte verblüfft den Kopf und

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