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Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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gegeneinander intrigierten und sogar logen, um von ihrem jeweiligen Expartner Zugeständnisse zu erhalten. Sie hatte Mitleid mit Marcus und hoffte, dass er bei den Modalitäten der Scheidung nicht allzu schlecht behandelt wurde, denn sie erkannte klar, dass er kein reicher Mann war. Wohlhabend eventuell, mit seiner Professur an der Universität, aber auf keinen Fall unter den oberen zehn Prozent der Gehaltsempfänger. Dieser finanzielle Mangel schien ihn überhaupt nicht zu stören. Geld war Marcus nicht so wichtig, merkte sie. Nicht so wichtig wie für Simon.
    Manchmal fragte sie sich, warum ihr Mann seine lukrative Praxis in Perth aufgegeben oder zumindest für sechs Monate auf Eis gelegt hatte, um sie hierher zu bringen. Sie nahm an, dass es ein Zeichen dafür war, wie sehr ihm ihr geistiges Wohlergehen am Herzen lag, und sie war ihm dankbar dafür, auch wenn er in der letzten Zeit etwas ungeduldig gewesen war und verärgert über das, was passierte. Nur mit einiger Anstrengung konnte sie einen bitterbösen Gedanken vertreiben, der sich ihr aufdrängte. Wäre Simon auch so besorgt gewesen, wenn sie ihm nicht ihr Erbe, nun fast zwei Millionen Dollar, angeboten hätte, um den Geriatriekomplex mit zu finanzieren, den er im neuen Jahrtausend bauen wollte? Erschrocken verdrängte sie diesen unloyalen Gedanken. So war Simon nicht, versicherte sie sich selber. Er liebte wirklich sie und nicht ihr Geld. Hatte er ihr nicht beigestanden, als sie ihn brauchte? Ja. Tat er das nicht immer noch? Sie machte eine gedankliche Pause. Doch. Natürlich tat er das.
    Sie beobachtete eine Frau, die mit einem kleinen Jungen mit Eimer und Schaufel über den Strand lief. Das Kind war so braun wie eine Rosine und hatte dunkle Locken, doch aus irgendeinem Grund erinnerte es sie an Damian. Wenn ihr Sohn noch leben würde, dann wäre er jetzt etwa so alt wie dieses Kind.
    Tränen stiegen in ihr auf, sodass sie fest die Augen schloss. Mein kleiner Junge. Mein lieber kleiner Junge. Ihr Körper verkrampfte sich, und damit kam der Schmerz, der ihr so vertraut war. Mein Sohn. Sie vermisste ihn so sehr. Sie sehnte sich danach, ihn nur zu sehen, ihn zu berühren, sehnte sich nach dem Unmöglichen.
    Neben sich nahm sie eine Bewegung wahr, und mehrere Wassertropfen fielen rasch nacheinander auf ihre Beine.
    »Dir scheint es viel zu gut zu gehen.«
    Als Jessica die Augen öffnete, sah sie Marcus' lächelndes Gesicht über ihrem. Zwei Tränen rannen ihr über die Wangen, und er runzelte die Stirn.
    »Was ist los, Jessica?«
    Sie schüttelte den Kopf, schluckte und versuchte, den besorgten Unterton in seiner Stimme zu überhören. »Nichts. Mir geht es gut.«
    Er neigte sich vor und legte ihr die Hand auf den Arm. »Es geht dir nicht gut. Was ist los?«
    Sie holte tief Luft, bevor sie mit einem müden Lächeln sagte: »Nur Erinnerungen. Manchmal kommen sie an die Oberfläche, zu den unpassendsten Gelegenheiten.«
    »Ahhh, Damian«, sagte er leise und verständnisvoll. »Es ist in Ordnung, sich zu erinnern. Es ist sogar wichtig. Ich bin sicher, das hat dir auch Nikko gesagt.«
    »Hat er«, bestätigte sie. »In letzter Zeit bin ich brav gewesen. Ich schätze, die ganzen anderen Probleme, die Dinge, die mir passiert sind, haben dafür gesorgt, dass diese kostbaren Erinnerungen verschlossen blieben.«
    »Was du brauchst, ist etwas Ablenkung«, fand er und zog theatralisch die Augenbrauen hoch. »Komm schwimmen.«
    »Nein, danke. Es reicht mir völlig zuzusehen, wie du wie ein Teenager im Wasser herumtobst.«
    »Entdecke ich da etwa eine Spur von Spott in Ihrer Stimme, Ma'am?« Er fasste sie an den Händen und zog sie auf die Füße. »Komm schwimmen, das Wasser ist herrlich. Schön warm.«
    Sie sah ihn belustigt an. »Das bezweifle ich.«
    »Nun, es ist ein kleines bisschen warm«, schwächte er seine Lüge ab. »Komm schon. Schau, Kate ist mit Rory ebenfalls im Wasser.«
    Erneut schüttelte sie ablehnend den Kopf.
    Marcus ignorierte sie, nahm sie einfach hoch und trug sie trotz ihres Protestes zum Wasser.
    »Lass mich runter!«
    »Jawohl, Ma'am.« Er ließ sie ein paar Zentimeter ins Wasser gleiten.
    »Du Frechdachs!«, quietschte sie. »Soll das eine Art Schocktherapie für mich sein?«
    Er grinste unverschämt. »Was für eine ausgezeichnete Idee! Warum bin ich nicht selbst darauf gekommen?« Doch er dachte nur, wie wundervoll es war, sie in den Armen zu halten. Ihre bloße Haut berührte ihn, und ein Teil ihres Körpers drängte sich an seinen. Er

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