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Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition)

Titel: Das Lied der roten Steine: Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynne Wilding
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Ängste musste Sarah ausgestanden haben!, dachte sie plötzlich. Die Frau hatte schon so jung so viel durchgemacht. Ach, du Narr, das ist doch nur ein Traum! Warum glaubst du, dass Sarah eine reale Person ist oder war? Ruckartig setzte sie sich auf. Sie musste diese Skizze finden.
    Während die Morgensonne den Wintergarten überflutete, durchsuchte sie mit wachsendem Unmut über ihre Unfähigkeit, das Bild zu finden, alle Ecken und Winkel. Irgendwie spürte sie, dass es für das, was mit ihr geschah, wichtig war zu wissen, ob die Sarah aus ihren Träumen die gleiche war wie die auf der Zeichnung. Unter dem Sessel, in dem sie geschlafen hatte, schaute ein Stück Papier hervor. Auf Händen und Knien zog sie es darunter hervor.
    Da war es, wie sie es vor fast zwei Wochen zusammengerollt hatte. Fast ehrfürchtig entrollte sie das Blatt und starrte das Porträt an. Sie war es. Dann verglich sie die Linien der Zeichnung mit denen der Gesichter, die über das Bild der Anson Bay gemalt worden waren, und stellte fest, dass ihr Stil viel naiver, viel zögernder war. Wie interessant! Wenn sie annahm, dass sie die Gesichter der Männer gemalt hatte, konnte sie dann davon ausgehen, dass sie dabei Hilfe bekommen hatte? Vielleicht von Sarah? Mein Gott, ja, sie erinnerte sich, dass Sarah in ihrem ersten Traum in einem Brief eine Zeichnung erwähnt hatte …
    Diese Möglichkeit war eine beängstigende Erkenntnis, die ihre Gedanken in verschiedene Richtungen schweifen ließ. Wie konnte das sein? Wie konnte eine Gestalt aus einem Traum das Gemälde beeinflussen? Bekam sie eine gespaltene Persönlichkeit? War sie zum Teil Jessica und zum Teil Sarah? Die Frage drängte sich ihr auf. Ihr Kopf begann zu schmerzen, und sie rieb sich die Schläfen. Zu viele Fragen und keine vernünftigen Antworten.
    Sie ging zurück in die Küche und nahm ein paar Schmerztabletten. Danach legte sie sich aufs Sofa. Müdigkeit überfiel sie, aber Sarah wollte ihr nicht aus dem Kopf gehen. Gehörte die Stimme, mit der sie geredet hatte, ihr? Und wenn ja, warum brauchte sie Hilfe, und wie konnte sie ihr überhaupt helfen? Und wie konnte diese Stimme etwas über sie wissen, über ihre Vergangenheit ? Zusätzlich, und das war das Merkwürdigste überhaupt, wuchs in ihr der Glaube, dass die Träume nur ein Teil eines größeren Zusammenhangs waren, den sie bis jetzt noch nicht erkennen konnte.
    Dann erinnerte sie sich daran, dass Marcus sie gebeten hatte, alles Seltsame aufzuschreiben.
    Nun, lächelte sie müde, das letzte Nacht war seltsam gewesen. Sie griff nach Bleistift und Notizblock …
    Als sie wieder aufwachte, fand sie einen Zettel neben ihrem Kopfkissen.
    » Du hast so friedlich geschlafen, ich wollte Dich nicht wecken. Es tut mir leid wegen gestern Abend. Ich liebe Dich.
    Simon «
    Unbeteiligt las Jessica den Zettel, knüllte ihn dann zusammen und warf ihn in den Mülleimer.
     
    »Geister!«, wiederholte Simon ungläubig. »Mann, wovon reden Sie?« Die Furcht in seiner Stimme war fast körperlich spürbar.
    Marcus hob die Hand, um den verunsicherten Simon zu beruhigen. »Ich versuche noch, das alles herauszufinden. Was ich nur sagen will ist«, fuhr er mit einem Blick auf Sue Levinski fort, die auf der anderen Seite an Simons Schreibtisch saß, »dass es bei der Geschichte Norfolks nicht unmöglich ist, dass Jessica auf der Ebene des Unterbewusstseins Kontakt zu einem Geist bekommen hat, und dieser Geist übt irgendeine Art von Einfluss auf sie aus.«
    »Hört sich für mich ziemlich schwachsinnig an«, fand Simon verächtlich. »Jessica wäre die Letzte, die dieser Theorie zustimmen würde. Sie glaubt nicht an übernatürliche Ereignisse, Geister, Gespenster, übersinnliche Wesen oder wie auch immer man das nennt.«
    »Ich halte mich an die mir vorliegenden Fakten und das, was ich über die Insel weiß. Ich glaube, wir sollten diese Möglichkeit nicht außer Acht lassen«, erwiderte Marcus, den Simons Zweifel ärgerten. Es sollte für einen liebenden Ehemann doch eigentlich leichter sein zu glauben, dass seine Frau möglicherweise von irgendetwas besessen war, als dass sie in eine Art melancholischer Geistesgestörtheit versank.
    »Was werden Sie tun?«, fragte Sue Marcus.
    »Ich werde weiter nachforschen. Ich habe ein paar Namen. Und die Uniformen der Männer gehörten zum 58. Regiment, das gelegentlich zwischen 1845 und 1853 auf Norfolk stationiert war. Ich werde mich ins Internet begeben und mit ein paar Kumpels in Sydney reden. Dort werden die

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