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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ganz eins mit ihm, daß sie die Beine einzog und an ihm hing wie ein Ertrinkender. Und dann weinte sie, vor Glück und vor Erlösung.
    Umarmt, eng aneinandergedrückt gingen sie ins Tal hinab. Verlassen stand der kleine Wagen am Wege. An ihnen vorbei rasselten die schweren Raupenschlepper, die Transporter mit den Barackenwänden … sie sahen und hörten nichts, sie sahen nur ihre Augen und ihre Lippen, und sie fühlten einer nur den anderen und vergaßen, was gewesen war, was war und was werden würde. Es gab keine Zeiten mehr, keinen Ort und kein Leben als nur das eigene Leben in der Hand des anderen.
    An seinem dunklen Stamm oberhalb Zabaris stand noch immer Jossip und starrte den beiden nach. Er hatte die Fäuste geballt. Sein Gesicht war eingefallen und fahl. Langsam trat er zurück in den Wald und stieg den Felsen hinauf, nach vorn gebückt wie ein Geschlagener, der Zuflucht in der Einsamkeit sucht, um die Wunden zu heilen und die Menschen zu hassen.
    Vor der Tür von Suhajas Haus blieb Meerholdt stehen und streckte Fedor die Hand entgegen.
    »Ich bin zurückgekommen, Fedor«, sagte er. »Ich will wieder dein Gast sein.«
    Fedor sah die Hand an und blickte hinüber zu Rosa.
    »Bringst du Glück oder Unglück, Herr?« fragte er leise.
    Meerholdt atmete tief auf. »Glück, Fedor.«
    Da nahm der Alte die Hand und drückte sie. An der Hand zog er Ralf hinein ins Haus.
    Die Barackenstadt wuchs.
    Von Tag zu Tag dehnte sich das Lager aus, die Zelte, die in den ersten Tagen als Unterkunft dienten, verschwanden immer mehr. Schon saßen die ersten Bauern und Mädchen in Bonellis Kantine zusammen und tranken Bier und Slibowitz. Ein Mandolinenorchester der Italiener gab sein erstes Konzert am Rande des Waldes, umflackert von romantischen Lagerfeuern. Die Mädchen wiegten sich im Takt der fremden, heißen Melodien, die ersten Schimpfworte wurden gewechselt, weil ein Trupp von drei Arbeitern zwei Hühner organisiert hatte.
    Pietro Bonelli hatte schon am zweiten Tag sein Glück als unwiderstehlicher Liebhaber versucht. Ihm war auf der Dorfstraße Katja begegnet, Katja Dobor. Sie war ein Bauernmädchen und wohnte drei Häuser weiter als Rosa. Sie war ein strammes Geschöpf mit kräftigen Armen, festem Busen und langen, schlanken Beinen. Bonelli war auf der Straße stehengeblieben, hatte seinen lockigen Schädel gerieben und vor sich hingepfiffen. »Cara mia!« hatte er gemurmelt. »Die Welt ist schön!« Und Katja Dobor war stehengeblieben wie er, hatte sich umgedreht und gesagt: »Josef wird dir die Knochen brechen …«
    Diese Worte fand Bonelli recht unschön. Er sann auf Rache und bestürmte Meerholdt am nächsten Tag mit einem lauten Klagegesang.
    »Ich brauche Hilfe!« stöhnte er und hob beschwörend beide Hände. »Herr Ingenieur … ich schaffe es nicht mehr! Die Küche, der Ausschank, das Spülen, das Einkaufen, das Disponieren, das Überwachen … und alles mit vier Mann! Mit vier Dummköpfen, die zu blöd sind, auf ihre eigenen Sachen aufzupassen. Gestern wurde ein Sack Mehl gestohlen … heute war es ein Karton mit Eiern! Es ist zum Verzweifeln! Ich brauche Personal, Herr Ingenieur … vor allem weibliches Personal! Küchenmädchen, Spülmädchen, Mädchen, die Kartoffeln, Möhren und Rüben schälen, die backen können … Maria mia … ich arbeite mich hier tot!«
    Er trocknete den Schweiß von der Stirn und sah Ralf Meerholdt treuherzig an. »Ich bin ein gebrochener Mann, Herr Ingenieur … meine Küche steht am Rande des Abgrundes!«
    »Ich werde versuchen, Mädchen zu bekommen«, versprach Meerholdt. »Wenn sich keine melden, müssen wir schichtweise einen Küchenhilfsdienst einrichten.«
    »Mit Männern? Unmöglich!« schrie Bonelli. »Die klauen mir alles! Ich brauche Mädchen, ehrliche Mädchen.«
    »Dann versuche, ob du welche bekommen kannst.«
    Bonelli verdrehte die Augen. »Ich werde es versuchen, Herr Ingenieur.« Er rannte aus der Baracke und machte sich auf den Weg zu dem Hause der Dobors.
    Katja stand neben dem Brunnen und mahlte zwischen zwei Steinen Hirse, als Pietro heranmarschierte. Sie sah ihm entgegen und drehte weiter die beiden schweren Mühlsteine. Bonelli sah ihr eine Zeitlang zu, indem er sich auf den Brunnenrand setzte und eine Zigarette rauchte.
    »Schwer, nicht wahr?« fragte er dann.
    Katja blickte wütend auf. »Wenn die Männer nicht alle Flegel wären, hättest du mir längst geholfen!«
    »Jeijeijei …« Bonelli warf die Zigarette weg. »Ich bin gekommen, um dich

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