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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Pläne, seine Gedanken, seine Träume, die hier zu Stahl, Beton und Erde wurden. Er schuf hier eine neue Welt, von der keiner in Zabari ahnte, was sie für das stille, unbekannte Dorf bedeutete. Schon schoben sich die Straßenbaukolonnen meterweise an die Abgeschiedenheit heran … der schmale Weg wurde verbreitert, die Felsen wurden gesprengt, gekappt. Tunnels wurden gebohrt und Brücken – vorerst nur aus Holz – über kleinere Schluchten gelegt. Die Zivilisation fraß sich in die schwarzen Berge hinein, der Fortschritt kannte keine Hindernisse … ein Märchenreich wurde erobert, ein Dornröschen der Erde gewaltsam aus dem Schlaf gerissen. Es gab nicht mehr den zarten Kuß des Märchens … das Stampfen von Rammern und das Geheul von Dieselmotoren erschütterten die Berge und rissen Wunden in die Erde, damit sie schöner werde, fruchtbarer und schrecklicher.
    In Belgrad saß man über den Karten und Plänen und verfolgte den Fortschritt der Arbeiten. Jeden Tag rief Direktor Osik aus Zagreb über die neue, provisorisch gelegte Leitung an. Jeden Tag auch sprach Elena mit Ralf und schickte ihm Küsse durch den Draht. »Ich habe solche Sehnsucht, Sascha«, sagte sie. »Wenn ich dich wiedersehe, erwürge ich dich vor Glück.«
    Der Zwiespalt seines Inneren war vollkommen. Er wußte in seinem Hin- und Hergerissensein nur eins: Nie durfte Elena nach Zabari kommen, solange Rosa hier war. Und wenn sie kam, mußte Rosa aus dem Dorfe fort. Er dachte einen Augenblick daran, sie nach Plewlja zu schicken. Dort lagen eine kleine Materialkolonne und ein Ersatzteillager aus Titograd. Rosa konnte dort in einem sauberen Zimmer wohnen, und er hatte manchmal Gelegenheit, sie unter dem Vorwand zu besuchen, die Teile selbst aussuchen zu müssen. Sie würde dann aus der Rauheit der Berge fortkommen, sie würde das Leben außerhalb der Schluchten kennenlernen, jenes Leben, das sie so liebte, ohne zu wissen, wie beschwerlich es war, mit ihm noch ein so herrlicher Mensch zu sein wie Rosa … ein Mensch ohne Lüge, ohne Intrige, ohne Falsch, ohne Mißgunst und Neid.
    Von den Baustellen ging Ralf Meerholdt hinüber zu den Baracken der Arbeiter, zu den Schlossereien, Schmieden, Tischlereien und Autowerkstätten. Der Fahrer des Abschleppwagens saß am Rande eines Baches, der außerhalb der Werkstatt vorbeifloß, und kühlte eine dicke Beule auf dem Kopf.
    »Ist dir ein Motor auf den Kopf gefallen?« fragte Meerholdt und lachte. Der Monteur, der an einem Getriebe arbeitete, richtete sich auf.
    »Er hat den Motor zu sehr überdreht!« sagte er und lachte meckernd. »Er wollte mit Vollgas an die kleinen Mädchen gehen. Aber leider lag was im Weg, nämlich der Bräutigam.«
    Das Gesicht Meerholdts wurde ernst. Er winkte den Fahrer heran und nahm ihn bei den Rockaufschlägen. »Das ist eine Sauerei, Kerls, eine verfluchte Schweinerei! Wir sind hier in einem fremden Land. Ihr kennt die Ansichten der Montenegriner, ihr wißt, daß sie allem feindlich gegenüberstehen, was in die Ruhe ihres Lebens einbricht. Für sie sind wir Eroberer, und wir haben die verdammte Pflicht, uns so zu benehmen, daß sie Zutrauen fassen und uns helfen, statt uns das Leben noch schwerer zu machen, als es schon ist.«
    »Ich habe eines von den Mädchen nur in den Hintern gekniffen.« Der Fahrer zog ein Gesicht und befühlte seine Beule. »Am Abend kommt so ein dreckiger Kerl in die Werkstatt, so ein richtiger Mistkerl, nach Kuh und Bock stinkend, sieht mich groß an, und ohne ein Wort zu sagen, nimmt er einen Knüppel und haut mir eins über den Schädel, daß ich eine halbe Stunde lang in der Ecke lag.« Er ballte die Fäuste und schüttelte sie vor Meerholdts Augen. »Und wenn Sie hundertmal von Freundschaft sprechen, Herr Ingenieur – ich habe mir diese Visage gemerkt, und wenn ich ihn treffe, schlage ich drauf wie auf kaltes Eisen …«
    Kopfschüttelnd wandte sich Meerholdt ab und ging weiter, dem Ersatzteillager zu. Der unzulängliche Mensch, dachte er. Wohin er kommt, schafft er Unruhe und Streit.
    Am nächsten Tag wurde der Fahrer versetzt. Er kam nach Niksic zu seiner Kolonne, die Baubretter und Zement von Cetinje holte und in Niksic stapelte.
    Als der Abend kam, verließ Meerholdt seine Ingenieurbaracke und schloß den Raum mit den Kartentischen, den Reißbrettern und den Pausapparaten ab. »Schluß für heute!« meinte er zu den beiden jungen Technikern. »Ruht euch aus, sauft nicht zuviel, sondern geht ins Bett. Morgen raucht euch wieder der Kopf …« Er

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