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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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mitzunehmen.«
    »Mich?!«
    »Ja.«
    »Wohin?«
    »Zu mir.«
    Katja richtete sich auf und stemmte die Arme in die Seiten. Ihre volle Brust spannte das Kleid, und Bonelli schnaubte durch die Nase vor Begeisterung. »Weg!« rief sie. »Weg von hier! Wenn ich es Josef sage, erschlägt er dich!«
    »Josef! Wer ist Josef? Um Bonelli zu schlagen, muß man Weltmeister sein! Ich trage einen ganzen Ochsen auf dem Rücken ins Haus.« Er spannte die Muskeln und zeigte Katja seinen Oberarm. Als er sah, daß dieses Schauspiel bei Katja keinen Eindruck hinterließ, senkte er den Arm. »Du sollst mir in der Küche helfen … der Ingenieur sagt es.«
    »Der Herr, der bei Rosa wohnt?«
    »Ja.«
    Sie nickte. Ein verstecktes Lächeln huschte durch ihre Augen. »Nur weil es der Herr sagt …«
    »Du kommst?!« Bonelli sprang vom Brunnen. Ich könnte die ganze Welt umarmen, dachte er.
    »Weil es der Herr will …«
    »Morgen um 7 Uhr … Nein, schon heute … gleich!«
    Sie nickte und ging ins Haus. Beschwingten Schrittes eilte Bonelli in seine Kantinenbaracke zurück und schmückte sein Zimmer mit frischen Blumen. Er vergaß nicht, sein Bett aufzudecken … ein gutes, stabiles amerikanisches Feldbett, über dessen Bespannung er eine weiche Auflegematratze einladend gebreitet hatte. »Wenn das keinen Eindruck macht«, sagte er sinnend, »gehe ich zur Kolonne und mische Zement.«
    Am Abend trat Katja mit sechs anderen Mädchen den Dienst in der Küche an. Da sie nicht allein kam, hatte Bonelli keine Gelegenheit, seine weiche Auflegematratze zu zeigen. Fluchend lief er herum, trat einen kleinen Lehrjungen in den Hintern, weil er Soße beim Auftragen verschüttete, und saß dann mißmutig hinter seinen Flaschen und sah auf die Arbeiter, die ihr Abendessen holten.
    Am nächsten Morgen lief Bonelli jammernd mit einem blauen Auge herum. Keiner wußte, wie er dazu gekommen war … nicht einmal Bonelli selbst. Mit weinerlichem Gesicht erzählte er jedem, der es wissen wollte, wie er am Abend hinter die Baracke ging, um aus dem Vorratsschuppen noch eine Seite Speck zu holen. Dabei sei ihm eine Faust aus der Dunkelheit direkt ins Auge gefahren, und als er wieder vom Boden aufstand, war niemand mehr zu sehen.
    »Ein Dieb!« rief er immer wieder und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ein Dieb, den ich überraschte! Oh – wenn ich den Kerl erwische!«
    Der Kerl saß unterdessen bei Katja am Brunnen und kühlte einen Riß in seiner Faust.
    »Ich bringe ihn um!« sagte er immer wieder. »Ich schlage ihn zusammen wie einen Stamm!«
    Die Bohr- und Ausschachtungsarbeiten nahmen Meerholdts Zeit so in Anspruch, daß er wenig Zeit für Rosa hatte. Selbst in der Nacht setzte er die hektische Tätigkeit fort, die er schon in Foca gezeigt hatte … mit starkem Kaffee, den ihm Bonelli selbst brachte, und Packungen starker amerikanischer Zigaretten hielt er sich wach und arbeitete mit zwei jungen Technikern an den Plänen.
    Abwechslung brachte in dieses Einerlei nur Bonelli, der am fünften Tag, an dem das linke blaue Auge sich wieder normal färbte, mit einem rechten blauen Auge erschien.
    »Ich habe ihn gesehen!« schrie er dieses Mal. »Es war ein großer Kerl, ein Bulle von einem Kerl! Oh – ich könnte ihn in der Luft zerreißen!«
    Daß die Verfärbung seiner Augen mit dem plötzlich erwachten Interesse Katja Dobors für seine Kantine in Zusammenhang zu bringen waren, kam Pietro Bonelli nicht in den Sinn. Auch daß Katja endlich das schöne amerikanische Feldbett gesehen hatte und sich auf die weiche Unterlage setzte – zum Hinlegen war sie noch nicht bereit, was Bonelli sehr bedauerte – und hinterher bei Josef Lukacz davon schwärmerisch erzählte, trug nicht dazu bei, das Leben Bonellis ruhiger zu gestalten. Eigentlich war es bisher der einzige, der in Zabari die Mißachtung des Fremdartigen handgreiflich erfuhr, und nur der Gedanke, daß es ein überraschter Dieb gewesen sein könnte, der ihn überfiel, rettete dem Barackenlager die Anwesenheit des lamentierenden Italieners.
    Jossip Petaki, der Schäfer, kam nicht mehr ins Tal zurück. Er verkroch sich in seiner Hütte inmitten der Felsen und beobachtete aus der Ferne das ameisenhafte Treiben außerhalb Zabaris an dem kleinen Talkessel. Dann flog ein finsteres Grinsen über seine Züge, und er schaute empor zu dem über Zabari hängenden Felsen, zu dem schützenden Hang, unter dem sich das Dorf vor den Unbilden der Natur geduckt hatte. Ein Schein von Zufriedenheit überflog jedesmal sein Gesicht,

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