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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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entgeistert, verständnislos, von Staunen übermannt. Rosa, die hinter ihm aus der Tür sah, rannte zurück in ihre Kammer. »Sie kommen!« schrie sie Marina entgegen. »Sie kommen!« Sie wirbelte die Mutter im Kreise herum, rannte dann aus dem Zimmer und begann, in einer Ecke des Schlafraumes die Kisten zu durchwühlen. Sie warf ihr Festkleid heraus, den bunten Bänderkopfschmuck, die weißen, aus weicher Wolle gewebten Röcke, die schmalen, mit buntem Leder bestickten Festpantoffeln aus reinem Ziegenleder. Mit zitternden Händen zog sie sich um, schlich aus der Stalltür ins Freie und ging in den Garten. Sie pflückte einen großen Strauß hellroter Lilien und rannte dann an dem sprachlosen Fedor vorbei über die lange Dorfstraße den Wagen entgegen, die vom Eingang des Tales aus den Bergen quollen.
    An der Stelle, an der sie Ralf vor vier Monaten zuwinkte und vor seinem Abschied in den Bergwald flüchtete, stellte sie sich auf und starrte die Wagenreihen entlang, lächelte den winkenden Arbeitern zu und schüttelte den Kopf, wenn kecke Rufe und Bemerkungen sie umflatterten.
    Auf dem Rand des Kantinenwagens saß Pietro Bonelli und schnalzte mit der Zunge, als er an Rosa vorbeifuhr. »Madonna mia!« rief er enthusiastisch. »Das in solcher Wüste?! Mir wird wohler ums Herz, amici! Ich werde sogar schon heimisch! Cara carissima!« schrie er zu Rosa hinüber und fuchtelte mit den Armen. »In zwei Tagen steht meine Kantine! Dann lade ich dich zum Tanz ein …«
    Lachend fuhren die Arbeiter an Rosa vorbei.
    Als der kleine Wagen, mehr hüpfend als fahrend, über den Weg aus den Felsen hinausschoß, machte auch ihr Herz einen Sprung. Eine Welle von Glück überspülte sie … sie drückte den großen Blumenstrauß an ihre Brust, und durch die Blumen hindurch sah sie dem Wagen entgegen. Ihre langen, schwarzen Haare glänzten in der Sonne … sie hatte sie mit den bunten Bändern durchflochten und über ihre Schulter wie einen kostbaren Schmuck gelegt. Es war ihr, als müsse sie zu Boden sinken und sterben vor Glück, als sie die blonden Haare Ralfs über der Windschutzscheibe des Wagens sah. Sie hob die Blumen noch höher an ihre Augen und zitterte vor Seligkeit.
    Ralf Meerholdt hatte von der Höhe aus den Einzug der ersten Wagen beobachtet und war erfreut über den Empfang durch die Bauern von Zabari. Er sah nicht Jossip am Rand des Bergwaldes oberhalb des Dorfes stehen, gegen einen dunklen Stamm gelehnt, unsichtbar für das ungeübte Auge des Fremden. Jetzt fuhr er vor sich hinpfeifend den Weg hinab und malte sich aus, wie er Rosa wiedersehen würde. Sie saß bestimmt am Herd neben dem Feuer und webte, oder sie briet ein Stückchen Hammelfleisch an dem drehbaren Spieß und legte die Scheiben Brot auf den großen Holzteller, der bei jeder Mahlzeit mitten auf dem Tisch stand.
    »Ich bin zurückgekommen!« wollte er sagen. Aber dann verwarf er diesen Satz. Er verpflichtete zu sehr … er war die Einlösung eines Versprechens. Nein – er würde Rosa die Hand geben und Fedor eine Pfeife schenken und Marina einen Schal. Und dann würde er schnell zu den Arbeitern gehen und den Aufbau der ersten Baracke überwachen und keine Gelegenheit mehr finden, Rosa allein zu sehen. Er spürte, daß die Verpflichtung Elena gegenüber ihn seelisch verkrampft hatte, aber er hatte nicht die Absicht, sich von ihr zu lösen. Die elegante Elena mit der Zärtlichkeit einer schnurrenden Katze … sie war doch stärker, um so vieles stärker als das Naturkind Rosa, dessen Lippen beim Kusse zitterten und nicht aufblühten wie der heiße Mund Elenas.
    Er fuhr ins Tal hinab, pfeifend, die Haare frei im Zugwind flattern lassend.
    Am Wege stand Rosa, die Blumen hoch vor dem Gesicht.
    Er hielt den Wagen mit einem Ruck an. Sein Herz zerriß bei ihrem Anblick.
    »Rosa«, sagte er leise. »Rosa …« Aber sie hörte es nicht … das Tal war erfüllt vom Gedröhn der Motoren und den Rufen der Arbeiter.
    Er sprang aus dem Wagen … er kam auf sie zu … er streckte die Hand aus. Sie sah ihn durch die Blumen an, ein Schrei, ein greller Schrei des Glückes würgte in ihrer Kehle, sie wollte ihn ausstoßen, so wie ein Tier aufschreit – aber sie schloß die Augen, sie ließ die Blumen aus den Händen vor die Füße Ralfs fallen und warf sich ihm entgegen. Ihre Arme umschlangen seinen Hals, ihr Mund war wie eine Wunde, die aufriß … und dann küßte sie ihn, wild, hemmungslos, stammelnd, mit den Händen seine blonden Haare durchwühlend. Sie fühlte sich so

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