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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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prunkvollen Villa, von der aus er seine Staatsbauten leitete. Er hatte die Klagen Meerholdts genau mit Belgrad besprochen und reduzierte zunächst den Alkoholkonsum um die Hälfte. Dem Essen mußte ab sofort ein bestimmter Prozentsatz Speisesoda zugesetzt werden – alle Randalierenden wurden unter Bewachung von Soldaten nach Foca und von dort nach Sarajewo gebracht, wo sie von einem Schnellrichter abgeurteilt wurden.
    »Wer durch Arbeitsniederlegung oder Krawalle den Bau gefährdet, ist ein Saboteur!« ließ Osik als ein Plakat an jeder Baracke anbringen. »Saboteure aber werden in der Volksdemokratischen Republik mit dem Tode bestraft!«
    Verbissen, mit finsteren Gesichtern standen die Arbeiter zusammengerottet um die Plakate und lasen sie. Wird zum Tode verurteilt … dieser Satz war eine massive Drohung. Man wußte, daß Belgrad keine Gnade kannte, daß es keine leere Redensart war, sondern blutige Wahrheit. Die ersten sechs Arbeiter, die um ein Mädchen eine Schlägerei begonnen hatten, waren in Sarajewo bereits zu zehn Jahren Zwangsarbeit verurteilt worden. Zehn Jahre … das war schlimmer als der Tod! Das bedeutete zehn Jahre Arbeit unter Fußtritten und Schlägen, in eisigen Winterstürmen und glühenden Sommern, gefüttert nur mit einer dünnen Wassersuppe und klitschigem Maisbrot, das im Magen aufquoll und wie ein Stein auf die Gedärme drückte. Zehn Jahre Arbeit im Steinbruch, im Bergwerk, an den Küstenfelsen, in Marmorbrüchen … zehn Jahre ein Tier unter Tieren …
    Die Arbeiter gingen stumm auseinander. Am Morgen waren Osiks Plakate zwar von unbekannter Hand von den Wänden gerissen, aber es blieb still im Lager. Die tausend Mann duckten sich, die Leidenschaften wurden in der Stille ausgetragen … man erfuhr nicht mehr, wenn sich zwei schlugen oder ein Messer locker saß … die anderen in der Baracke deckten sie, und die Verletzten bissen die Zähne zusammen, gingen zur Arbeit und vollendeten ihr Tagessoll, als sei nichts geschehen.
    Der einzige, der in diesen Wochen wieder Leben in das Grau des Winters brachte, war Pietro Bonelli. Er hatte von einem Fahrer des Nachschubes die Nachricht erhalten, daß Katja Dobor in Sarajewo im Krankenhaus lag.
    »Mamma mia!« schrie Bonelli. »Mein Täubchen ist krank?! Mein armes Vögelchen …« Er rannte zu Ralf Meerholdt und bat um Urlaub wegen ›Regelung dringender Familienangelegenheiten‹. »Sie ist todkrank, meine Katja«, jammerte er. »Sie liegt im Sterben! Noch einen letzten Blick will sie auf ihren Pietro werfen! Haben Sie Gnade, Padrone … lassen Sie mich für drei Tage nach Sarajewo.«
    Ralf Meerholdt rief im Krankenhaus an und erkundigte sich. Der Arzt, den er sprach, lachte laut, als er von den Sorgen Bonellis hörte. »Ihr fehlt gar nichts! Sie kam eines Tages zu uns und fragte, ob sie bei uns arbeiten könne. Sie wollte mehr Geld verdienen, denn sie habe einen Bräutigam, und wenn der Winter vorbei sei, wolle sie zurück in ihr Dorf und ihm zeigen, was sie alles in den Monaten verdient habe! Ich fand das sehr vernünftig und behielt sie hier. Sie arbeitet auf Station und ist sehr fleißig. Ein nettes Mädchen, Herr Meerholdt. Wollen Sie sie wieder haben?«
    »Aber nein. Wenn es so ist …«
    »Uns fehlt Personal. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Katja hier bliebe.«
    »Von mir aus.« Meerholdt sah zu Bonelli hinüber, der in dem Sessel kauerte und vor Aufregung schwitzte. »Bestellen Sie ihr einen schönen Gruß von uns, Herr Doktor.« Er legte den Hörer auf und wandte sich an Bonelli. »Da haben wir's«, meinte er geheimnisvoll.
    Bonelli erbleichte. Er sank in sich zusammen und bebte.
    »Ist … ist sie … sehr krank?« stotterte er. »Lebt sie noch?!«
    Meerholdt nickte ernst. »Was hast du mit ihr gemacht?!« fragte er streng.
    Bonelli schnellte aus seinem Sessel empor. »Ich?« jammerte er. »Ich habe sie geküßt …«
    »Und?«
    »Und wieder geküßt …«
    »Und?«
    »Dann hat sie mein weiches Bett bewundert. Padrone – so etwas kannte sie nicht! Sie staunte so süß …«
    »Und?«
    Bonelli schluckte. »Ja … und … Naja … und …« Er hob die Schultern. »Ich will sie ja heiraten, Padrone. Ich habe es ihr vorher schwören müssen.«
    Meerholdt lächelte. »Jetzt haben wir die Bescherung …«, meinte er sarkastisch.
    Bonelli war einen Augenblick starr, dann sprang er wie ein Gummiball in die Höhe und schrie. Er warf die Arme in die Luft, tanzte durch das Zimmer und verdrehte die Augen.
    »Ein Bambino!« brüllte er. »Ein

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