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Das Lied der schwarzen Berge

Das Lied der schwarzen Berge

Titel: Das Lied der schwarzen Berge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Bambino! Ein Bambino!« Er rannte aus dem Zimmer, über die Lagergasse und tanzte in seiner Kantine. Vergeblich versuchte Meerholdt, ihn zurückzurufen, ihm den Irrtum klarzumachen … vergeblich. Bonelli hüpfte herum und war für die Umwelt zunächst nicht mehr vorhanden.
    Am Abend gab er ein rauschendes Spaghettiessen mit Chiantiwein, Slibowitz und Mandolinenmusik. Die Italiener, unter den Jugoslawen sowieso in der Minderzahl, feierten dieses Ereignis wie ein Volksfest. Aus buntem Papier hatten sie Lampions gebastelt und kreuz und quer durch die Kantine gespannt. Als die Mandolinen aufklangen und ein Quartett neapolitanische Lieder sang, kamen Bonelli Tränen in die Augen.
    »Freunde«, sagte er weinend. »Wenn das meine kleine Katja sehen könnte.«
    Die Bauern standen glotzend an den Fenstern und starrten in den festlichen Saal. Die Mädchen von Zabari tanzten und kamen sich vor wie in einem Märchen. In der Nacht kam es wegen der Mädchen zu schweren Schlägereien zwischen den Italienern und einigen Zabarianern … die Verletzten wurden in den Baracken verborgen, Freunde machten ihre Schichten mit. Keine Ausfälle, hieß es. Keine Sabotage! Stanis Osik stellt uns an die Wand, wenn ein einziger der Mädchen wegen ausfällt!
    Am zweiten Tag nach Pietro Bonellis Vaterfeier klärte sich der Irrtum auf. Bonelli versank in den Boden, er zertrümmerte einen Tisch und einen Stuhl, warf leere Flaschen auf jeden, der ihm zurief: »Wie geht es dem Bambino?« und ließ sich vier Tage nicht mehr in der Kantine blicken.
    Das Lager zehrte noch fünf Wochen von diesem Ereignis. In Zabari wurde es ein geflügeltes Wort: »Geh nach Sarajewo zu deinem Bambino!« Wenn Bonelli es hörte, wurde er weiß im Gesicht und blau in den Lippen.
    So ging der Winter über Zabari hin … wochenlang versank es in einer weißen Wüste … Schnee … Schnee, nichts als Schnee … Die Wölfe umstrichen das Lager … die Soldaten schossen sieben Stück und ließen sie zur Abschreckung vor den Baracken liegen. Am nächsten Morgen waren sie aufgefressen … die abgenagten Knochen lagen im Schnee. Und in der Nacht heulten die anderen Wölfe und jagten die Hunde, die nicht schnell genug Schutz bei den Hütten suchten.
    Drei … vier Monate … kurze Tage und lange Nächte … ein ewig trüber, grauer Himmel und nachts ein Frost, daß die Stämme der Bäume barsten und das Vieh in den Ställen schrie.
    Mitte März riß der Himmel auf, ein blauer Fleck stand über Zabari, bestaunt von den Bauern und den tausend Arbeitern. Mit dem blauen Flecken kam ein warmer Wind … er wehte vom Meer her und suchte sich seinen Weg durch die einsamen Felsen. Mit ihm kam auch die Schneeschmelze nach Zabari … es war, als löse sich die Ordnung der Welt auf und ertränke in rinnenden Bächen, reißenden Bergflüssen und wasserbrodelnden Tälern.
    Der Kampf gegen das Wasser begann. Es warf sich gegen den halbfertigen Damm, riß an den Verschalungen, unterspülte die Betonmauern.
    Rettet den Damm! Die Natur rächt sich an uns!
    Als die ersten Verschalungen brachen, stand Rosa neben dem starren Ralf Meerholdt auf dem Rand des Tales und weinte.
    In diesen Monaten des Winters war Jossip nicht einmal hinunter nach Zabari gekommen. Er lebte verborgen in seiner aus dicken Stämmen gezimmerten Hütte, schlief auf dem Ofen und lebte von Hammelfleisch, Milch, Käse, Butter und einem Brot, das er sich aus Mehl und zerriebenen Wurzeln buk. Seine Schafherde lag in einem mit Stroh gefüllten Schober und wartete den Schneefall ab. Auch als die Alarmsirenen von Zabari heraufgellten und die tausend Arbeiter und Bauern gegen den Sturm kämpften, blieb er auf seinen Felsen. Er stieg nur, wenn der Schnee etwas nachließ, auf sein Plateau und blickte hinunter auf die weiße Wüste zu seinen Füßen, aus der hier und da eine dünne Rauchfahne emporstieg. Ein Haus, dachte er dann. Das Haus von Dobor. Und dort die Rauchfahne, das ist Bossik. Und dort Semla, Korvicz, Simfecz und Slatina. Direkt unter dem Felsen, das ist Suhaja. Das ist das Feuer, um das jetzt Rosa sitzt und sich wärmt. Vielleicht sitzt sie auch nicht um die offene Flamme, sondern lebt mit dem Fremden in der Baracke dort hinten am Tal. Dann wurde sein Gesicht hart, und er ging zurück zu seiner Hütte und grübelte.
    Als der Schnee lag und der Frost die Bäume des Waldes spaltete, begann Jossips geheimnisvolle Suche. Er hatte beim Wasserholen eine Höhle bemerkt, aus deren unterem, zerklüftetem Gestein ein dünnes Wasserrinnsal

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