Das Lied der Sirenen
Gareth noch nach seinem Tod zu erlauben, mich meiner Freiheit zu berauben.
Ich stellte den Jeep also hinter dem Schuppen ab, in dem die Parkgärtner ihre Geräte aufbewahrten. Dort war ich zumindest von der Straße und vom Park aus nicht zu sehen. Um zwei Uhr morgens am zweiten Weihnachtsfeiertag waren nicht mehr viele Leute unterwegs, aber vor den Erfolg haben die Götter nun einmal den Schweiß gesetzt.
Ich stieg aus und schaute mich um. Der Schuppen selbst kam nicht in Frage, da er eine Alarmanlage hatte. Aber die Götter meinten es dennoch gut mit mir. An der Seite des Schuppens stand ein hölzerner Karren, wie ihn die Träger auf Bahnsteigen früher vor sich herzuschieben pflegten, in der guten alten Zeit, als es noch Menschen gab, die den Gepäcktransport für andere nicht als unter ihrer Würde betrachteten. Die Gärtner benutzten ihn wahrscheinlich, um Pflanzen durch den Park zu transportieren. Ich schob ihn zum Jeep, legte Gareth’ nackte Leiche darauf, wickelte einige Streifen aus schwarzen Plastikmüllsäcken um die Leiche und sprühte die Radnaben des Karrens mit Schmieröl ein, damit sie nicht verräterisch quietschten. Dann machte ich mich verstohlen auf den Weg zum Gebüsch.
Und ich hatte wieder Glück. Es war niemand zu sehen. Ich fuhr den Karren um die Rückseite des Musikpodiums herum zu dem Gebüsch vor dem steil abfallenden Hang. Dort schob ich den Wagen von dem asphaltierten Weg auf den Grasstreifen vor den Büschen. Um Fußspuren auf dem weichen Untergrund zu vermeiden, stieg ich auf die Ladefläche des Karrens und rollte Gareth’ Leiche ins Gebüsch. Dann stieg ich vorsichtig wieder herunter auf den Asphaltweg und kehrte, die Karre hinter mir herziehend, zurück. Die Büsche waren ein wenig zusammengedrückt, von Gareth’ Leiche war jedoch nichts zu sehen. Mit ein wenig Glück würde sie nicht entdeckt werden, bis die Post meine Weihnachtsbotschaft bei der
Bradfield Evening Sentinel Times
abgeliefert hatte.
Zehn Minuten später stand der Karren wieder an seinem Platz. Ich fuhr langsam zum Hinterausgang des Parks und von dort in eine stille Nebenstraße gegenüber dem Friedhof. Obwohl die Möglichkeit, daß mich jemand sah, nur gering war, schaltete ich das Licht am Wagen erst ein, als die Hauptverkehrsstraße in Sicht kam. Anders als in Temple Fields war das hier eine Gegend, in der einem an Schlaflosigkeit leidenden Neugierigen ein fremder Wagen in den frühen Morgenstunden seltsam vorkommen würde.
Ich fuhr nach Hause und schlief zwölf Stunden lang, wachte aber rechtzeitig auf, um noch ein paar interessante Stunden an meinem Computer verbringen zu können, ehe ich zur Arbeit mußte. Glücklicherweise hatte ich viel zu tun, und eine Menge komplexer Probleme hielten mich davon ab, dauernd in ungeduldiger Vorfreude auf die Ausgabe der
Sentinel Times
am nächsten Tag zu schwelgen.
Sie hatten mir große Ehre erwiesen, trotz der kurzen Zeit, die ihnen für die Auswertung meiner Nachricht zur Verfügung gestanden hatte. Sie waren offensichtlich sofort an die Arbeit gegangen und hatten sich davon überzeugt, daß man mich ernst nehmen mußte. Man hatte mir die Titelseite eingeräumt, komplett mit einer Fotokopie meiner Nachricht, jedoch ohne Hinweis auf die Identität des Mannes, von dem sie ursprünglich stammte.
KILLER ALARMIERT DIE
SENTINEL TIMES !
Das nackte und verstümmelte Opfer eines geistesgestörten Mörders wurde in einem Park der Stadt aufgefunden, nachdem eine bizarre Nachricht bei der Sentinel Times eingegangen war.
Der Mörder, der mit »der Weihnachtskiller« unterzeichnete, offenbarte auf einer Weihnachtskarte, daß er eine Leiche im Carlton Park abgelegt habe.
Die grausige Nachricht ist offensichtlich mit Blut auf die Firmen-Weihnachtskarte eines der führenden Anwaltsbüros der Stadt geschrieben worden.
Der Karte beigefügt war ein Videoband mit dem Ort, an dem die Leiche zu finden war. Unsere Lokalreporter erkannten die Stelle sofort anhand des Musikpodests auf dem Hügel des Parks.
Alarmiert vom Herausgeber der Bradfield Evening Sentinel Times, entsandte die Polizei sofort einen Trupp aus Streifenpolizisten und Beamten der Kriminalpolizei an den bezeichneten Ort im Park.
Nach kurzer Suche im Gebüsch an der Rückseite des Musikpodests entdeckte ein uniformierter Constable – wie in dem Videoband angekündigt – abseits des Trampelpfads durch die Hecken die Leiche eines Mannes.
Nach Angaben der Polizei war die Leiche nackt. Die Kehle des Mannes war
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