Das Lied der Sirenen
Boxershorts und griff nach seiner Hose, die über der Lehne eines Stuhls hing.
»Verstehe ich das richtig – wir führen ihn dem Haftrichter vor und fordern diesmal, daß er nicht wieder gegen Kaution auf freien Fuß gesetzt wird?« Kevins Stimme klang jetzt so, als ob er kurz davor wäre, vor verhaltenem Lachen zu ersticken.
»Das tun wir in solchen Fällen doch immer, wenn wir es halbwegs begründen können, Inspector. Danke, daß Sie mich informiert haben.«
»Da ist noch was, Sir«, sagte Kevin salbungsvoll.
»Was?« knurrte Brandon.
»Die Jungs mußten noch eine zweite Verhaftung vornehmen.«
»Eine
zweite
Verhaftung? Wen zum Teufel haben sie noch festgenommen?«
»Superintendent Cross, Sir. Er hat offensichtlich versucht, McConnell unter Anwendung erheblicher körperlicher Gewalt am Betreten der Fähre zu hindern.«
Brandon schloß die Augen und zählte bis zehn. »Ist McConnell verletzt?«
»Anscheinend nicht, Sir, nur ein bißchen mitgenommen. Der Super hat jedoch ein blaues Auge.«
»Sehr schön. Sagen Sie den Leuten, sie sollen Cross laufenlassen, und außerdem sollen sie ihn bitten, mich morgen mal anzurufen, okay, Inspector?« Brandon legte den Hörer auf und beugte sich zu seiner Frau hinunter, um ihr einen Abschiedskuß zu geben. Sie hatte inzwischen die Decke ganz zu sich gezogen und sich darin eingerollt.
»Mußt du denn wirklich weg?« murmelte sie.
»Ich halte das auch nicht für einen besonders glücklichen Zeitpunkt, glaub mir das, aber ich will dabei sein, wenn sie den Festgenommenen anbringen. Er ist ein Bursche, bei dem die Gefahr besteht, daß er die Treppe runterfällt.«
»Hat er Gleichgewichtsstörungen?«
Brandon schüttelte verärgert den Kopf. »
Er
nicht. Andere geraten manchmal ein bißchen aus dem Gleichgewicht. Wir hatten es heute abend noch mit einem zweiten rumstreifenden Außenseiter zu tun. Da will ich nichts riskieren. Ich komme so bald wie möglich zurück.«
Fünfzehn Minuten später traf Brandon im Großraumbüro der Sonderkommission ein. Kevin Matthews war über einem Schreibtisch zusammengesunken, den Kopf auf die Arme gelegt. Als Brandon näher kam, hörte er sein leises Schnarchen. Er fragte sich, wann jemand von der Sonderkommission zum letztenmal eine ganze Nacht durchgeschlafen hatte. Wenn Kriminalbeamte müde wurden und gereizt, weil sich keine greifbaren Resultate abzeichneten, passierten die schwerwiegendsten Fehler. Brandon wollte mit aller Macht verhindern, daß sein Name in zehn Jahren als der des Mannes genannt wurde, der einen sensationellen Justizirrtum zu verantworten hatte, und dabei würde er bis zum äußersten gehen. Da gab es nur ein Problem, wie er sich selbst eingestand, während er sich Kevin gegenüber an den Tisch setzte. Um den Finger am Puls der Untersuchung halten zu können, mußte er dieselbe frustrierend hohe Stundenzahl wie seine Untergebenen arbeiten, und das konnte zu eben den Fehlern führen, die er doch so dringend zu vermeiden suchte.
Catch 22
– er hatte das Buch gelesen. Das war schon ein paar Jahre her, als Maggie zur Abendschule ging, um den Abschluß nachzuholen, den sie während der Schulzeit nicht geschafft hatte. Es sei ein wunderbares Buch, hatte sie gesagt, witzig, bösartig, sehr satirisch. Er hatte es als fast zu qualvoll empfunden. Es erinnerte ihn zu sehr an seinen Job, zum Beispiel an Nächte wie diese, wenn bisher relativ vernünftige Leute wie Cross plötzlich durchdrehten.
Das Telefon klingelte. Kevin bewegte sich, wachte aber nicht auf. Brandon verzog mitfühlend das Gesicht und hob den Hörer ab. »Kriminalpolizei, Brandon.«
Verwirrtes Schweigen am anderen Ende. Dann sagte eine aufgeregte Stimme: »Sir? Hier ist Sergeant Merrick. Wir haben wieder eine Leiche gefunden.«
[home]
Auf 3 ½-Zoll-Diskette, Beschriftung: Backup. 007 ;
Datei Love 014 .doc
Gareth in den Carlton Park zu schaffen, war nicht so einfach, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich hatte alles sorgfältig erkundet und darauf gezählt, über den Zufahrtsweg, den die Gärtner benutzen, bis zum Gebüsch fahren zu können. Ich hatte jedoch die langen Weihnachtsferien nicht berücksichtigt. Der Weg war von zwei Metallpfosten blockiert, die in die Asphaltdecke eingelassen und mit dicken Schlössern gesichert worden waren. Wahrscheinlich hätte ich mich mit dem Wagen an der Seite vorbeiquetschen können, aber ich hätte dann unvermeidlich Reifenspuren und vielleicht auch Lackspuren hinterlassen. Außerdem hatte ich nicht die Absicht,
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