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Das Lied der Sirenen

Das Lied der Sirenen

Titel: Das Lied der Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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keine gute Reklame für sie, wenn sie nicht mit euch kooperieren würden. Wie hieß noch gleich der Typ, mit dem wir verhandelt haben? Er war der Verkaufsdirektor bei Vicom. Ein Schotte. Einer dieser Namen, bei denen man nie weiß, welches der Vorname und welches der Familienname ist. Wie zum Beispiel Grant Cameron, Campbell Elliott … Er fällt mir gleich wieder ein …«
    Während Michael sein Adreßbuch durchging, füllte Carol ihr Glas auf und genoß das Prickeln der Bläschen an ihrem Gaumen. In letzter Zeit waren Genüsse in ihrem Leben selten geworden. Wenn sie jedoch auf erfolgversprechende Ansatzpunkte im Rahmen ihrer Theorie stieß, würde sich das alles vielleicht ändern.
    »Ich hab’ ihn! Fraser Duncan. Sprich mit ihm am Montag morgen, und berufe dich auf mich. Es wird höchste Zeit, daß du mal zu ’ner Pause kommst, Schwesterherz.«
    »Da hast du nicht ganz unrecht«, sagte sie mit einem Seufzer.
    »Glaub mir, ich hätte sie verdient.«
     
    Kevin Matthews lag ausgestreckt auf dem zerwühlten, überdurchschnittlich großen Bett und lächelte zu der Frau hoch, die rittlings auf ihm saß. »Hm«, murmelte er, »das war gar nicht so schlecht.«
    »Besser als Hausmannskost.« Penny Burgess ließ die Finger durch das kastanienbraune Haar auf seiner Brust gleiten.
    Kevin lachte glucksend. »Aber nur ein bißchen.« Er griff nach dem Glas mit dem Rest des kräftigen Wodka-Cola, das Penny ihm gemixt hatte.
    »Es hat mich überrascht, daß du heute abend entkommen konntest«, sagte Penny, beugte sich vor und strich mit ihren Brustwarzen über seine.
    »Wir haben in letzter Zeit so viele Überstunden gemacht, daß Lynn es aufgegeben hat, mich für mehr als ein kurzes Schläfchen zu Hause zu erwarten.«
    Penny ließ den Oberkörper schwer auf seine Brust sinken und preßte so den Atem aus seiner Lunge. »Ich meinte nicht Lynn, sondern die Arbeit.«
    Kevin packte ihre Handgelenke und wälzte sie von sich runter. Atemlos kichernd lagen sie eine Zeitlang nebeneinander, dann entgegnete Kevin: »Um die Wahrheit zu sagen, es gab nicht viel zu tun.«
    Penny schnaubte ungläubig. »Oh, wirklich? Gestern abend findet Carol Jordan Leiche Nummer fünf, der Verdächtige wird beim Versuch, das Land zu verlassen, festgenommen, und du willst mir erzählen, es gebe bei euch nicht viel zu tun? Komm, Kevin, du redest mit mir, nicht mit …«
    »Du hast alles gründlich mißverstanden, Liebling«, unterbrach sie Kevin, großmütige Herablassung in der Stimme. »Du und all deine Kollegen von den Medien.« Er hatte nur selten Gelegenheit, Penny zu korrigieren, und er beabsichtigte, es voll auszukosten.
    »Was meinst du damit?« Penny stützte sich auf einen Ellbogen und zog unbewußt das Leintuch über ihren nackten Körper. Das war jetzt kein Vergnügen mehr, das war Arbeit.
    »Erstens: Die Leiche, die Carol Jordan gestern abend gefunden hat, war kein Opfer des Serienmörders. Es war der Mord eines Trittbrettfahrers. Die Autopsie hat das eindeutig bewiesen. Nichts als ein weiterer mieser Sexualmord. Das Zentralbüro der Mordkommission sollte den Fall, mit ein bißchen Unterstützung durch das Sittendezernat, in ein paar Tagen aufgeklärt haben.« Die Selbstzufriedenheit in seiner Stimme war nicht zu überhören.
    Penny schluckte die bittere Pille und fragte mit süßlichem Unterton, wenn auch mit zusammengebissenen Zähnen: »Und …?«
    »Und was, Liebling?«
    »Wenn das ›erstens‹ war, muß ja wohl auch noch ein ›Zweitens‹ kommen.«
    Kevin lächelte so selbstgefällig, daß Penny auf der Stelle den Entschluß faßte, ihn fallenzulassen, sobald sie eine akzeptable Alternative gefunden hatte. »O ja, zweitens … Stevie McConnell ist nicht der Killer.«
    Ausnahmsweise einmal fand Penny keine Worte. Diese Information war schockierend. Noch schockierender aber war, daß Kevin, obwohl es ihm längst bekannt gewesen sein mußte, nichts gesagt hatte. Ihre Zeitung würde eine Story bringen, die sie, Penny Burgess, am Ende wie eine falsch informierte Schwätzerin aussehen lassen würde. »Wirklich?« fragte sie in dem vornehm-überheblichen Ton, den sie nicht mehr benutzt hatte, seit sie das Pensionat verlassen hatte.
    »Ja, wirklich. Wir wußten das schon, bevor wir ihn festnahmen.«
    Kevin legte sich zurück auf das Kissen, ohne etwas von dem Haß zu spüren, von dem Penny mittlerweile erfüllt war.
    »Und wozu sollte das Theater heute morgen am Gericht dienen?« fragte sie in einem Ton, der ihre Spracherzieherin stolz

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