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Das Lied der Sirenen

Das Lied der Sirenen

Titel: Das Lied der Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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Eimer durch die Tür, in den ich pinkeln konnte. Ich wußte, ich würde einen angemessenen Gebrauch für das kostbare Verzierungsgerät finden.
    Im Keller hatte ich eine Lötlampe, die ich dazu einsetzte, die Spitze der metallenen Tülle des Geräts zu erhitzen, so daß ich meine Markierungen auf Damiens Körper hinterlassen konnte, wie es die Folterknechte auf dem Körper seines Namensvetters Damiens vor zweihundertvierzig Jahren getan hatten. Es war sehr hübsch anzusehen, wie seine Haut zu scharlachroten Sternchen aufblühte, wenn die glühenden gezackten Tüllenspitzen mit dem bleichen Fleisch in Kontakt kamen. Und die Methode war erstaunlich effizient. Er sagte mir alles, was ich hören wollte, dazu noch eine Menge Zeug, welches mich nicht im geringsten interessierte. Ich bedauerte nur, daß er nicht direkt in die Untersuchung meiner bisherigen Werke eingeschaltet war. Ich hätte mir aus erster Hand bestätigen lassen können, wie hilflos die Polizei war.
    Ich entschloß mich, die sterblichen Überreste wieder in Temple Fields zu deponieren. Ich hatte die Zeit seit Gareth’ Ableben genutzt, weitere sichere Orte für die Hinterlassung meiner Kunstwerke zu erkunden. Der Hinterhof des Queen of Hearts war bestens für meine Zwecke geeignet – abgelegen und einsam bei Nacht. Aber am nächsten Tag würde es dort lebhaft zugehen, und es würde sichergestellt sein, daß Damien nicht zu lange in der Kälte herumliegen mußte.
    Die Zeit für ein neues Spielchen war gekommen. In Vorbereitung darauf war ich, kurz nach Adam, auf den Dachboden gestiegen und hatte die Truhe geöffnet, in der ich die Dinge aus meiner Vergangenheit aufbewahre, die ich für aufhebenswert halte. Eines der Souvenirs war eine Lederjacke, die mir der Ingenieur eines sowjetischen Schiffs gegeben hatte – als Bezahlung für eine Nacht, die für ihn wohl unvergeßlich bleiben wird. Sie sieht anders aus und fühlt sich auch anders an als alles an Lederkleidung, was mir bisher in unserem Land begegnet ist. Ich riß so lange Lederstreifen von den Ärmeln, bis ich zufrieden war, einen Fetzen in der Hand zu haben, den ich an einen Nagel oder die scharfe Ecke eines Türschlosses anbringen konnte. Ich legte den Fetzen in eine Schublade, zerschnitt dann die Jacke in kleine Streifen, steckte sie zusammen mit Eierschalen und Gemüseabfällen in einen Plastiksack, fuhr damit in die Stadt und warf ihn in eine Mülltonne. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich mein Ablenkungsmanöver zu starten gedachte, würden die Überreste der Jacke längst auf irgendeiner Mülldeponie vergraben sein.
    Ich vermochte mir eine klammheimliche Schadenfreude nicht zu verkneifen, wenn ich daran dachte, wie viele Arbeitsstunden die Polizei vergeuden würde, um herauszufinden, wo dieser seltsame kleine Lederfetzen herkam, ihn jedoch in keinem Fall mit mir in Verbindung bringen konnte. Ganz zu schweigen von allem anderen – niemand in Bradfield hat mich je in dieser Jacke gesehen.
    Diesmal übertraf die Publicity alles, was ich bisher erreicht hatte. Die Polizei rang sich endlich zu der Erkenntnis durch, daß ein einziges Gehirn hinter allen vier Morden steckte. Man erkannte letztlich, daß es Zeit wurde, mich ernst zu nehmen. Nachdem nun Damien diese Welt verlassen und seinen Platz in meinem Computer gefunden hatte, mußte ich mich noch mit einer bestimmten Person beschäftigen, ehe ich zu meinem ursprünglichen Projekt zurückkehren würde. Noch konnte ich mich nicht der Aufgabe zuwenden, einen Mann zu finden, der meiner würdig war, einen Mann, der als gleichberechtigter und respektvoller Partner mein Leben mit mir teilen würde – nicht, ehe ich den Mann bestraft hatte, der mich in der Öffentlichkeit mit einer solchen Geringschätzung behandelt hatte.
    Das Ziel meiner Rache war Dr.Tony Hill, dieser Narr, der nicht einmal erkannt hatte, daß Gareth Finnegan eines meiner Werke war. Er hatte mich beleidigt. Er hatte Spott und Hohn auf mich ausgegossen, hatte mir die Anerkennung meiner Verdienste verweigert. Er hatte keine Vorstellung von der Qualität des Geistes, gegen den er den Kampf aufgenommen hatte. Für diese seine Arroganz würde er büßen müssen.
    Ich konnte mir nicht helfen, ich sah seine Vernichtung als große Herausforderung an. Wäre es nicht jedem anderen auch so gegangen?

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    Warum können sie nicht bei der guten alten Methode des Halsabschneidens bleiben, warum nur müssen sie zu Neuerungen wie Bauchaufschlitzen greifen …?
    D as Gebrüll einer

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