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Das Lied der Sirenen

Das Lied der Sirenen

Titel: Das Lied der Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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gemacht hätte.
    Kevin grinste. »Na ja, die meisten von uns wußten inzwischen, daß McConnell nicht unser Mann war. Aber weil Brandon ihn beschatten ließ, waren wir mehr oder weniger verpflichtet, ihn festzunehmen, als er versuchte, das Land zu verlassen. Zu der Zeit war jedoch schon definitiv klar, daß McConnell nicht der Schwulenkiller sein konnte. Er paßte auch nicht in das Profil, das Tony Hill über ihn erstellt hat.«
    »Ich kann kaum glauben, was ich da höre«, sagte Penny mit scharfem Unterton.
    Kevin registrierte nun endlich, daß da einiges nicht in Ordnung war.
    »Was ist los? Hast du ein Problem, Liebling?«
    »Bloß ein ganz gottverdammt kleines«, fauchte Penny und betonte jede einzelne Silbe scharf. »Du sagst mir da also, daß ihr nicht nur einen unschuldigen Mann in Untersuchungshaft gesteckt habt, sondern auch die Medien der Welt wider besseres Wissen im Glauben laßt, dieser Kerl sei höchstwahrscheinlich der Schwulenkiller?«
    Kevin richtete sich auf, nahm einen weiteren Schluck von seinem Drink und wollte mit der anderen Hand Penny durchs Haar streichen. Sie zog ruckartig den Kopf zurück. »Das ist doch keine große Sache«, sagte er beruhigend. »Niemand wird den Versuch machen, den Mann zu lynchen. Und wir gehen davon aus, daß wir, wenn wir der Öffentlichkeit zwischen den Zeilen mitteilen, wir hätten den Killer überführt, den echten Mörder dazu provozieren, mit uns in Verbindung zu treten, um uns zu beweisen, daß er noch da ist.«
    »Du meinst, ihn dazu zu bringen, einen weiteren Mord zu begehen?« fragte Penny mit erhobener Stimme.
    »Natürlich nicht«, erwiderte Kevin entrüstet. »Ich meine, mit uns in Verbindung zu treten, wie er es nach dem Mord an Gareth Finnegan getan hat.«
    »Mein Gott, Kevin«, sagte Penny verwundert, »wie kannst du nur hier sitzen und mir erklären, es könnte Stevie McConnell im Knast nichts Böses passieren?«
     
    Während Penny Burgess und Kevin Matthews noch über die moralische Berechtigung für Stevie McConnells Festnahme diskutierten, machten sich im C-Flügel Ihrer Majestät Gefängnis Barleigh drei Männer daran, Stevie McConnell zu zeigen, was Sexualstraftäter in Untersuchungshaft zu erwarten haben. Am Ende des Treppenabsatzes sah ein Wärter teilnahmslos zu und schien gegen McConnells Schreie und Flehen taub zu sein wie ein Gehörloser, der sein Hörgerät ausgeschaltet hat. Und nicht weit von Bradfield entfernt legte ein skrupelloser Mörder letzte Hand an das Folterinstrument, welches der Welt zeigen sollte, daß der Mann im Gefängnis nicht für die vier perfekt ausgeführten Serienmorde verantwortlich war.
     
    Das HOLMES -Zentrum war erfüllt von den gedämpften Geräuschen der Arbeit an Computern. Operatoren starrten auf Bildschirme und ließen die Finger über die Tastatur gleiten. Carol fand Dave Woolcott in seinem Büro, wo er lustlos in einer Portion Fish and Chips herumstocherte. Als sie hereinkam, schaute er auf und lächelte sie matt an. »Ich dachte, du hättest mal einen Abend frei«, sagte er.
    »Ich hab’ die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Mein Bruder hat mir eine große Packung Popcorn ganz für mich allein versprochen, wenn ich vor dem Beginn des Films im Filmpalast bin. Ich wollte nur schnell noch bei dir reinschauen und was mit dir besprechen.« Sie legte zwei Plastiktüten auf Davids Schreibtisch. Hochglanz-Computermagazine rutschten heraus.
    »Ich habe da eine Theorie«, begann sie. »Nun ja, mehr so eine Ahnung.« Zum drittenmal erläuterte Carol ihre Idee, daß der Killer Videos in einen Computer transformierte und sie zur Befriedigung seiner Phantasien benutzte.
    Dave hörte ihr aufmerksam zu und nickte zum Schluß. »Das gefällt mir«, sagte er schlicht und einfach. »Ich habe dieses Profil inzwischen mehrmals studiert, und ich kann nicht akzeptieren, was Dr.Hill da über die Stabilisierung der Phantasien des Killers durch Videos von den Morden sagt. Es macht für mich keinen Sinn. Deine Idee aber macht Sinn. Und was willst du nun von mir?«
    »Michael meint, wenn wir die Käufer von Vicom 3 D Commander aufspüren, könnte uns das zu dem Mörder führen, sofern wir recht haben. Ich bin mir da nicht so sicher. Es kann sein, daß die Firma, bei der unser Mörder angestellt ist, diese Software hat und er die Manipulationsarbeit dort erledigt. Das Scannen und Digitizing müßte er allerdings zu Hause machen. Ich dachte mir nun, es würde sich vielleicht lohnen, die Lieferanten von Video-Digitizern und

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