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Das Lied der Sirenen

Das Lied der Sirenen

Titel: Das Lied der Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Val McDermid
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vernommen. Er hat für neun eine Besprechung angesetzt.« Kevin klang aufgeregt wie ein Kind vor der Weihnachtsbescherung.
    »Kevin, du Bastard, du hättest mich schon viel früher anrufen sollen!«
    Er kicherte. »Ich dachte, du brauchst mal einen längeren Schönheitsschlaf.«
    »Zum Teufel mit dem Schönheitsschlaf …«
    »Nun, um ehrlich zu sein, ich bin selbst erst seit fünf Minuten im Büro. Kannst du den Doc mitbringen? Ich habe versucht, ihn anzurufen, bin aber nicht durchgekommen.«
    »Okay, ich fahre bei ihm vorbei und sehe zu, daß ich ihn aus den Federn kriege. Er scheint die Angewohnheit zu haben, sein Telefon abzuschalten. Meint wohl, sich so einen ungestörten Schlaf erschleichen zu können. Daran erkennt man, daß er kein Cop ist.«
    Sie legte auf und ging unter die Dusche. Der Gedanke schoß ihr durch den Kopf, daß Tony vielleicht sein Telefon abgeschaltet hatte, weil er mit der Frau zusammen war, deren Stimme Carol auf dem Anrufbeantworter gehört hatte. Diese Vorstellung verursachte ihr Magenschmerzen. »Alberne blöde Kuh«, murmelte sie, während das Wasser über sie strömte.
    Um zwanzig vor neun drückte sie auf Tonys Türklingel. Nach einigen Minuten wurde die Tür geöffnet. Mit verschlafenen Augen starrte Tony sie an, noch mit dem Gürtel seines Bademantels kämpfend. »Carol?«
    »Es tut mir leid, daß ich Sie wecken mußte«, sagte sie sehr formell. »Wir konnten Sie telefonisch nicht erreichen. Mr.Brandon hat mich gebeten, Sie mitzubringen. Er hat für neun eine Besprechung angesetzt. Wir haben einen Zeugen gefunden.«
    Tony rieb sich die Augen, immer noch verwirrt dreinblickend.
    »Sie kommen wohl besser rein.« Er ging zurück in die Diele und überließ es Carol, die Tür zu schließen. »Die Sache mit dem Telefon tut mir leid. Ich bin spät ins Bett gekommen und habe es abgeschaltet.« Er schüttelte den Kopf. »Warten Sie, bis ich geduscht und mich rasiert habe? Sonst fahre ich mit meinem Wagen. Ich möchte nicht, daß Sie wegen mir zu spät kommen.«
    »Ich warte auf Sie«, sagte Carol. Sie nahm die Zeitung von der Fußmatte hinter der Tür, blätterte sie durch und lehnte sich dabei an die Wand, auf Geräusche einer dritten Person in der Wohnung horchend. Als sie nichts dergleichen feststellte, war sie irgendwie erfreut. Sie wußte, daß das kindisch war, aber es hieß sicherlich nicht, daß diese Reaktionen über Nacht aufhören würden. Sie mußte schleunigst lernen, sie zu verbergen und abzuwarten, bis sie verflogen, so wie sie ja auch sicher sein konnte, daß sie aufgrund Tonys Desinteresse schließlich ganz ausbleiben würden.
    Zehn Minuten später kam Tony in Jeans und Hemd zurück, das Haar noch feucht und ordentlich gekämmt. »Entschuldigen Sie«, sagte er, »aber mein Gehirn verweigert die Arbeit, solange ich nicht geduscht habe. Also, was ist los mit diesem Zeugen?«
    Carol berichtete ihm auf dem Weg zum Wagen die wenigen Dinge, die sie wußte.
    »Das sind ja großartige Neuigkeiten«, jubelte Tony. »Der erste große Durchbruch, nicht wahr?«
    Carol zuckte mit den Schultern. »Das hängt davon ab, wieviel er uns sagen kann. Wenn wir nur erfahren, daß der vermutliche Täter einen roten Escort gefahren hat, bringt uns das nicht weiter. Wir brauchen handfeste Hinweise, um sie auf Übereinstimmung mit anderen Fakten überprüfen zu können. Vielleicht so was wie diesen Computer-Aspekt.«
    »O ja, Ihre Computer-Theorie. Wie sieht es damit aus?«
    »Ich habe mit meinem Bruder darüber gesprochen. Er meint, es wäre ohne weiteres machbar«, antwortete Carol kühl, da sie sich gönnerhaft behandelt fühlte.
    »Großartig!« entgegnete Tony begeistert. »Ich hoffe sehr, daß uns das was bringt. Wissen Sie, ich wollte bestimmt kein Wasser in Ihr Feuer gießen. Ich muß die Möglichkeiten ausgewogen beurteilen, und Ihre Idee liegt weit jenseits meiner Parameter. Aber sie ist die Art von Geistesblitz, wie wir sie in der Profil-Einsatzgruppe brauchen werden. Sie sollten ernsthaft überlegen, ob Sie sich bewerben, wenn der Zug erst einmal auf den Gleisen ist.«
    »Ich ging bisher davon aus, daß es Ihnen nicht besonders angenehm wäre, wenn Sie nach dieser Sache weiter mit mir zusammenarbeiten müßten«, sagte Carol, die Augen starr auf die Straße gerichtet.
    Tony atmete tief ein. »Ich habe noch nie einen Polizeibeamten getroffen, mit dem ich lieber zusammenarbeiten würde als mit Ihnen.«
    »Selbst wenn ich in Ihre Privatsphäre eindringe?« fragte sie und haßte sich

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