Das Lied der Sirenen
nach der Standardausstattung der Motorrad-Verkehrsstreifen aussahen. Er drängte sich dicht an Merrick, damit niemand auf der Tanzfläche ihn hören konnte, und sagte dann hastig:
»Da ist ein Typ, Sir, den wir uns näher ansehen sollten.«
»Warum?«
»Ich habe gehört, wie er zu zwei anderen Kerlen gesagt hat, er kenne die Ermordeten. Hat richtig geprahlt damit, und betont, es gebe nicht viele, die das von sich sagen könnten. Außerdem meinte er, daß der Killer ein Bodybuilder sein müsse wie er selbst auch, weil er die schweren Leichen rumgeschleppt hat. Und er wette, daß heute abend hier Leute seien, die nicht wüßten, daß sie einen Mörder kennen.«
»Warum nehmen Sie ihn sich nicht selbst vor?« fragte Merrick. Was er gehört hatte, weckte natürlich sein Interesse, aber er wollte den Constable nicht um den Verdienst bringen, einen Verdächtigen festzunehmen.
»Ich habe versucht, mit ihm ins Gespräch zu kommen, aber er hat mir einen Korb gegeben.« Der Constable lächelte sarkastisch.
»Vielleicht bin ich nicht sein Typ.«
»Und wie kommen Sie auf die Idee, ich wär’s?« fragte Merrick und war sich nicht sicher, ob er sich beleidigt fühlen sollte.
»Er ist fast genauso angezogen wie Sie.«
Merrick seufzte. »Dann zeigen Sie mir den Kerl mal unauffällig.«
»Dreh’n Sie sich nicht um, Sir, er steht drüben bei den Lautsprechern. Einsachtundsechzig groß, kurzes dunkles Haar, blaue Augen, glatt rasiert, schottischer Akzent. Gekleidet wie Sie. Trinkt ein Glas Lager-Bier.«
Merrick lehnte sich wieder an die Wand, warf einen Blick in Richtung Lautsprecher und entdeckte den Mann sofort. »Erkannt«, sagte er. »Tun Sie so, als ob Sie bei mir abgeblitzt wären, wenn ich jetzt gehe.«
Merrick überließ es dem Constable, seine Fähigkeiten im Aufsetzen eines enttäuschten Gesichtsausdrucks unter Beweis zu stellen, und schlenderte langsam durch den Raum, bis er schließlich in die Nähe des Mannes kam. Er hatte den stämmigen Körperbau eines Gewichthebers und das Gesicht eines Boxers. Seine Kleidung war tatsächlich wie die von Merrick, bis auf die Tatsache, daß seine Jacke mehr Schnallen und Reißverschlüsse aufwies.
»Ziemlich voll hier heute abend«, sagte Merrick zu ihm.
»Stimmt. Viele neue Gesichter. Die Hälfte von ihnen wahrscheinlich Bullen«, erwiderte der Mann. »Seh’n Sie den Armleuchter da drüben, mit dem Sie eben geredet haben? Er hätt’ gleich mit seinem Panda-Dienstwagen hier reinfahren können. Haben Sie je im Leben jemanden gesehen, der auffälliger rumschnüffelt als dieser Blödmann?«
»Deshalb habe ich ihn ja auch abblitzen lassen.«
»Übrigens, ich bin Stevie«, stellte der Mann sich vor. »Unruhiger Abend, in den Sie da geraten sind mit all der unerwünschten Anmache durch die Schnüffler. Ich habe gesehen, wie Sie vorhin diesen großkotzigen Typen fertiggemacht haben. Das war prima, Kumpel.«
»Danke. Ich bin Don.«
»Freut mich, dich kennenzulernen, Don. Du bist neu hier, nicht wahr? Nach deinem Akzent zu urteilen, bist du nicht aus dieser Gegend, oder?«
»Kennt denn jeder jeden hier?« fragte Merrick mit einem gequälten Lächeln.
»Ja, fast. Temple Fields ist wie ein Dorf, besonders, was die SM -Szene angeht. Wir wollen es doch mal offen aussprechen: Wenn man sich von jemandem fesseln läßt, dann will man wissen, mit wem man’s zu tun hat.«
»Da hast du recht, Stevie«, erwiderte Merrick. »Und ganz besonders, wenn ein Killer hier rumgeistert.«
»Genau. Ich meine, ich geh’ nicht davon aus, daß die Kerle, die da umgebracht worden sind, was anderes wollten als ein bißchen harten Sex. Ich hab’ sie nämlich gekannt, alle vier, Adam Scott, Paul Gibbs, Gareth Finnegan und Damien Connolly. Und ich will dir was sagen, ich hätt’ bei keinem von ihnen gedacht, daß er sich für diese Szene interessiert. Aber das zeigt’s mal wieder, nicht wahr? Man weiß nie, was in den Köpfen der Leute vorgeht.«
»Woher hast du sie denn gekannt?« fragte Merrick. »In den Zeitungen stand doch, sie seien in der Szene nicht bekannt?«
»Ich betreib’ ein Fitneßstudio«, erklärte Stevie stolz. »Adam und Gareth waren Mitglieder. Wir sind hin und wieder zu ’nem Drink ausgegangen. Diesen Paul Gibbs hab’ ich durch einen Kumpel von mir kennengelernt. Und dieser Cop, Connolly, kam mal ins Studio, als bei uns eingebrochen worden war.«
»Ich wette, es gibt nicht viele hier, die von sich sagen können, daß sie jeden dieser armen Kerle gekannt haben.«
»Da
Weitere Kostenlose Bücher